Grundlagen, Erarbeitung und Einführung eines Bewirtschaftungskonzeptes für die Umstellung des Ökohofs Seeben von konventionell-intensiver auf ökologisch-extensive Landnutzung unter den natürlichen und ökonomischen Standortbedingungen des mitteldeutschen
Projektdurchführung
Ökohof Seeben GmbH
Howorkastr. 1
06118 Halle
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Entwicklung und Einführung eines Bewirtschaftungskonzeptes für die modellhafte Umstellung eines ca. 300 ha großen konventionell-intensiv wirtschaftenden Landwirtschaftsbetriebes auf ökologisch-extensive Wirtschaftsweise unter Beachtung der natürlichen und ökonomischen Standortbedingungen des mitteldeutschen Agrarraumes, des Naturschutzes und der Landschaftspflege.
Damit verbunden ist die Erzeugung und Vermarktung ökologischer Produkte. Die Projektergebnisse sollen weiteren umstellwilligen Betrieben mit vergleichbaren Ausgangsbedingungen als Hilfe zur Verfügung gestellt werden.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenGrundlage war die Erfassung der Ausgangssituation. Neben den Standortbedingungen, Ausführungen zur Historie und der Beschreibung der wirtschaftlichen Ausgangssituation wurde eine zusammenfassende betriebswirtschaftliche Beurteilung der Ausgangssituation vorgenommen.
Nachfolgend wurden die Ziele und grundsätzliche Verfahrensweisen und die Besonderheiten der Umstellphase erörtert.
Anschließend erfolgte die konzeptionelle Entwicklung mit der Festlegung der Herangehensweise. Es wurden zwei mögliche Entwicklungsvarianten erarbeitet. Beide Entwicklungsvarianten beschreiben die Bodennutzung und Fruchtfolgegestaltung, die Stoffkreisläufe, die Gebäudenutzung und beinhalten eine ökonomische Betrachtung. Des weiteren wurden beide Varianten miteinander verglichen und hinsichtlich der gestellten Ziele beurteilt. In Absprache mit der Geschäftsführung wurden dann jeweils die einzelnen Planungsabschnitte in die Praxis umgesetzt. Die erarbeitete Konzeption bedarf einer ständigen Aktualisierung bei sich ändernden natürlichen und ökonomischen Rahmenbedingungen.
Ergebnisse und Diskussion
Die Lage des Betriebes im mitteldeutschen Agrarraum, welcher durch einen typischen Lößlehmgürtel und Niederschlagsarmut gekennzeichnet ist, bedingt eine wassersparende Bearbeitung. Der Anbau von Zwischenfrüchten und Untersaaten ist nicht empfehlenswert. Besondere Anbaueignung haben Wintergetreide wie Winterweizen und Wintergerste sowie Erbsen, Zwiebeln und Luzerne, aber auch Sommergerste und Hafer. Bei den Hauptnährstoffen wie Phosphor und Kalium wird es zu einer Abreicherung kommen.
Ökonomisch gesehen ist dieser Standort durch geringes Eigenkapital, wenig erschlossene Absatzmärkte, viel Alttechnik und große Betriebsflächen gekennzeichnet. Weiterhin sind bei der gegebenen Rechtsform Gratisfaktoren, wie sie in Familienbetrieben vorhanden sind, nicht im vollen Umfang verfügbar.
Aufgrund der besonderen Ausgangssituation wurden zwei Extremvarianten hinsichtlich ihrer ökonomischen, ökologischen und sozialen Aspekte untersucht. Die viehlose Variante erwies sich ökonomisch gesehen bei geringem Risiko als sehr effizient und ökologisch vertretbar. Diese Bewirtschaftung zeichnet sich durch das im Vergleich geringste Arbeitsaufkommen aus. Spezialmaschinen sind nicht erforderlich, die Strohbergung entfällt. Die erzeugten Produkte lassen sich direkt vom Feld bzw. nach einer kurzen Zwischenlagerung ohne große Schwierigkeiten absetzen. Weitere Vorzüge sind ein geringerer Leitungs- und Verwaltungsaufwand und damit eine höhere Übersichtlichkeit. Die sozialen Belange finden hier aber kaum Berücksichtigung. Weiterhin stellt bei dieser Variante die Gebäudenutzung ein wesentliches Problem dar. Die Akzeptanz unter der Bevölkerung ist in einer reinen Ackerbauvariante ebenfalls nicht gegeben. Dieses Konzept kann als Übergangslösung zur Eigenkapitalbildung durchaus seine Berechtigung haben.
In die zweite Bewirtschaftungsvariante wurde eine Tierhaltung unterstellt. Auf den mitteldeutschen Standorten bedingt die Haltung von Polygastriden den Ackerfutterbau, da nur wenig absolutes Grünland vorhanden und der Zukauf von Grobfutter nur im geringen Umfang möglich ist. Ackerfutter konkurriert deshalb mit dem Marktfruchtanbau. Bei dieser Wirtschaftsweise ist mit erheblich höheren Investitionen zu rechnen, die schrittweise erfolgen sollten. Das Arbeitsaufkommen liegt weit höher als in der viehlosen Variante. Zusätzliche Arbeiten erschweren u.U. die Einhaltung wichtiger agrotechnischer Termine. Die zwingend notwendigen Investitionen erhöhen den Fremdkapitalanteil und das Risiko nimmt zu. Durch den kontinuierlichen Absatz tierischer Produkte verbessert sich allerdings die Liquidität. Der erzielte Gewinn liegt jedoch unter dem der reinen Ackerbauvariante. Über eine zunehmende Selbstvermarktung kann jedoch die Rentabilität erheblich gesteigert werden. Hingewiesen sei an dieser Stelle noch auf den im Vergleich höheren Verwaltungsaufwand und die größeren Anforderungen an die Organisation und Leitung des Unternehmens. Durch den abgerundeten Betrieb und die breitere Produktpalette wird die Akzeptanz gegenüber den potentiellen Kunden erhöht und die Direktvermarktung wesentlich erleichtert. Weiterhin können die vorhandenen Gebäude besser genutzt werden.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Die im Projekt gewonnenen Erkenntnisse wurden der Landwirtschaftlichen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg zur Verfügung gestellt. Weiterhin werden Ausführungen zur Bewirtschaftung bei Hofführungen für Studenten, Jugendliche und Interessierte gemacht. In der Fachzeitschrift Pferde- Zucht und Sport Sachsen-Anhalt in der Ausgabe April 1996 wurden der Betrieb und Teilergebnisse des Projektes veröffentlicht. Für Landwirte, die Ihren Betrieb umstellen wollen, kann nach Absprache mit der Geschäftsführung der Ökohof Seeben gGmbH ein beratendes Gespräch geführt werden. Weitere Möglichkeiten des Erfahrungsaustausches und der Diskussion über die Projektergebnisse bestehen in der Verbandsarbeit des Anbauverbandes.
Fazit
Die im Rahmen dieses Projektes erarbeitete Betriebskonzeption läßt in den ersten Schritten der Umsetzung erkennen, daß eine Umstellung auf ökologisch-extensiven Landbau möglich ist. Jedoch sollte in der Planung berücksichtigt werden, daß das erarbeitete Konzept genügend Spielraum für sich ändernde Rahmenbedingungen läßt. Ebenfalls sollten spezifische Rahmenbedingungen wie die Größe des Betriebes, die natürlichen Standortbedingungen, das vorhandene Eigenkapital, rechtliche Grundlagen und Absatzwege der erzeugten Produkte Beachtung finden. Ziel der Umstellung auf ökologische Wirtschaftsweise soll sein, die Umwelt zu entlasten, in dem weitestgehend geschlossene Stoffkreisläufe angestrebt werden und energiesparend gesunde Lebensmittel erzeugt werden. Voraussetzung dafür ist eine ganzheitliche Denkweise unter Berücksichtigung ökonomischer und ökologischer Aspekte.
Fördersumme
99.446,27 €
Förderzeitraum
16.09.1994 - 29.08.1996
Bundesland
Sachsen-Anhalt
Schlagwörter
Land use
Nature Conservation