Systemvergleich der Logistikstrategien Schüttgut/Stückgut bei Transport/Umschlag und Lagerung kontaminierter Böden
Projektdurchführung
Otto-von-Guericke-Universität MagdeburgInstitut für Fördertechnik, Stahlbau und Logistik
Universitätsplatz 2
39106 Magdeburg
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Altlasten gefährden als Relikt der industriellen Vergangenheit unsere Umwelt. Bei der anstehenden Sanierung von kontaminierten Flächen wird ein nicht unerheblicher Teil des Materials zwischen Sanierungsstandort und Behandlungsstandort zu transportieren sein. Die Standardlösung war bisher der Straßentransport mit Lkw in loser Schüttung. Alternative Verkehrsträger oder eine gekapselte Beförderung in Containern stellten bisher Ausnahmeerscheinungen dar.
Ziel der Studie ist es, betriebswirtschaftliche Potentiale und Umweltverträglichkeitsaspekte der Logistikstrategien Schüttgut- und Stückguttransport mit unterschiedlichen Verkehrsträgern auf der Basis eines methodischen Bewertungsansatzes und eines realen Anforderungsprofils miteinander zu vergleichen.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenAm Beispiel des Bundeslandes Sachsen-Anhalt wird zunächst untersucht, welche Mengen an kontaminiertem Bodenmaterial in einem mittel- bis langfristigen Zeitraum zur Sanierung anstehen.
Für die ganzheitliche Untersuchung des Logistiksystems Ex-Situ-Altlastensanierung werden die Elemente und Komponenten der Logistikkette systematisch strukturiert und deren Einflußparameter und Gestaltungsmöglichkeiten untersucht. Zu den wesentlichen Einflüssen gehören ebenfalls juristische Restriktionen.
Für den Systemvergleich wird die Logistikkette in Einzelelemente unterschiedlicher Funktionalität gegliedert. Durch das strukturierte Prozeßkettenmodell lassen sich durch Elementvariation, Prozeßkettenvariation und Modulation unterschiedlichste Anwendungsfälle darstellen.
Unterschiedliche Szenarien bilden die Grundlage für die Bewertung. Es werden Sanierungsmenge, Transportentfernung, Hauptverkehrsträger und Logistikstrategie gestaffelt miteinander verglichen und bewertet. Über Lkw-Vor- und Nachläufe fließen KLV-Varianten ein. Durch eine sinnvolle Eingrenzung ergibt sich ein Bewertungsfeld von 54 Hauptvarianten und 48 Nebenvarianten (Abbildung 8.14 des Endberichtes). Jede Variante wird durch ein logistisches Grobkonzept dimensioniert und beschrieben, das als Planungsgrundlage für den Entsorger beispielhaft genutzt werden kann.
Im Rahmen einer Schwachstellenanalyse werden Optimierungspotentiale für unterschiedliche Logistikkonzepte vorgestellt und Randbedingungen für deren Einsatz genannt. Die Integration alternativer Verkehrsträger in ein ganzheitliches Logistikkonzept wird vor dem Hintergrund umweltpolitischer Notwendigkeit und betriebswirtschaftlicher Zwänge erläutert.
Ergebnisse und Diskussion
Die Ergebnisse der Studie werden - in 4 Hauptziele untergliedert - zusammengefaßt:
Ziel 1: Orientierungshilfe zur Vorauswahl logistischer Lösungen
Im Bereich von 62 - 500 t Tagestonnage und 25 - 500 km Entfernung liegen für 102 Varianten Beispielkonzepte als Grobplanung vor. Für alle Konstellationen ist eine Abschätzung der Kosten der wesent-lichen Einzelpositionen, der spezifischen und der Gesamtkosten vorgenommen worden. Trotz der starken Abhängigkeit der Organisation und Planung vom Einzelfall lassen sich Tendenzen deutlich machen.
Ziel 2: Erstellung von Basiskonzepten / Planungshilfe
Die logistischen Lösungsmöglichkeiten werden systematisiert dargestellt und in ihren technischen Parametern beschrieben (incl. Ansprechpartnern). Die Grobkonzepte können als Grundlage für die Feinplanung dienen, Anregungen geben und auf Planungsschwerpunkte aufmerksam machen (Planungshilfe). Erkenntnisse über Kostenschwerpunkte können auf konkrete Situationen angewandt und bei der Planung berücksichtigt werden.
Ziel 3: Einsatzfelder und Rahmenbedingungen für umweltfreundliche Transportstrategien und Verkehrsträger - 1. Vergleich Schüttgut / Stückgut
Es wurden technische und organisatorische Aufwände, Risiken und Kosten bewertet, eine Bewertung nach Umweltgesichtspunkten ließ sich aufgrund mangelnder Quantifizierungsmöglichkeiten diffuser, bewegter Emittenten nicht durchführen. Eindeutige Vorteile besitzen Container durch die Vermeidung von Emissionen. Er gewährleistet eine sichere Trennung von Bodenchargen und erleichtert die Zwischenlagerung in rechtlicher Hinsicht. Wird der Lkw als Transportmittel eingesetzt, ist der Container vor allem dann im Vorteil, wenn der Lkw während der Beladung freigesetzt werden kann. Bei allen Bahnlösungen weisen Container durch einen schnellen, preiswerten Umschlag prinzipielle Kostenvorteile auf. Auf dem Binnenschiff lassen sich Containertransporte nur in Ausnahmefällen wirtschaftlich darstellen, für das typisches Massenguttransportmittel besitzt Schüttgut eindeutige Vorteile.
Ziel 3: Einsatzfelder und Rahmenbedingungen für umweltfreundliche Transportstrategien und Verkehrsträger - 2. Vergleich der Verkehrsträger
Exakte Zuweisungen für verkehrsträgerspezifische Einsatzgebiete kann es nicht geben, die Grenzen sind diffus und hängen vom konkreten Einsatzfall ab. Es lassen sich aber eindeutige Tendenzen und Vorzugsbereiche darstellen. Pinzipielle Vorteile des Lkw´s in der Netzbildung und Flächenausbildung der Verkehre. Der Lkw besitzt als personalintensives Verkehrsmittel und durch relativ geringe Nutzlast Kostennachteile gegenüber Bahn und Binnenschiff bei größeren Entfernungen (sobald der Lkw keinen kompletten Umlauf je Arbeitstag schafft). Das Binnenschiff ist sogar für geringere Entfernungen bei größeren Mengen kostengünstiger, wenn Schüttgut gefahren wird und Verfügbarkeit / Anschluß gegeben ist.
Ziel 4: Schwachstellenanalyse / Entwicklungspotentiale
Durch eine Zusammenfassung der Einzelprozesse zu einem ganzheitlichen System bei gleichzeitiger Optimierung der Einzelprozesse kann ein hoher Rationalisierungseffekt im Logistiksystem Ex-situ-Sanierung erreicht werden. Weitere konkrete Hinweise ergeben sich aus den Konzeptplanungen und sind im Abschlußbericht beschrieben.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Es wurden 2 Workshops mit guter Beteiligung am 13.7.94 und am 27.3.96 durchgeführt. Im Rahmen der Arbeit entstanden 5 Veröffentlichungen (4 Beiträge in Tagungsbänden und ein Beitrag in der Zeitschrift terratec). Die Thematik wurde in der Dissertation Logistikplanung bei der Altlastensanierung von Herrn Matthias Hoffmann weitergeführt (eingereicht Oktober 1997).
Fazit
Fehlende Bewertbarkeit von Emissionen diffuser und bewegter Staubquellen lassen einen exakten Vergleich von Schüttgut / Stückgut unter Umweltgesichtspunkten nicht zu.
Durch die ganzheitliche Betrachtung erhalten gekapselte Systeme und alternative Verkehrsträger auch betriebswirtschaftlich Einsatzfelder, die bisher nicht ausreichend genutzt werden. Die Ergebnisse der Studie können wertvolle Hilfestellung bei der Planung logistscher Systeme in der Altlastensanierung geben. Die hohe Komplexität der logistischen Planungen erfordert trotz der vorgegebenen Konzeptplanungen sachbezogene Erfahrung für die Feinplanung.
Die Planung der Logistik sollte daher, um kostengünstige und umweltgerechte Lösungen zu erreichen, nicht als Anhängsel der Sanierungsplanung nebenbei erledigt werden. Die Hinzuziehung eines kompetenten Logistikplaners aus dem Bereich der Entsorgungslogistik ist unbedingt zu empfehlen.
Fördersumme
99.852,75 €
Förderzeitraum
26.10.1993 - 20.11.1996
Bundesland
Sachsen-Anhalt
Schlagwörter