Biologische Brauchwasseraufbereitungsanlage – Bioreaktor zur Emulsionsspaltung gelöster Kohlenwasserstoffe
Projektdurchführung
Automobil-Zentrale Wittmund Henri Wessels
GmbH & Co. KG
Auricher Str. 23 - 27
26409 Wittmund
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Der betriebliche Wasserverbrauch in der Waschstraße des Autohauses lag Anfang 1992 bei etwa 3.800 m3 pro Jahr. Nach der Schätzung eines Anlagenbauunternehmens, das sich mit der Behandlung von Abwässern aus KfZ-Betrieben befasste, konnten etwa 60 % des Frischwassereinsatzes durch die Installation der Wasseraufbereitungsanlage bei gleichbleibender Anzahl an Waschvorgängen durch betriebsinternen Wasserkreislauf, d. h. durch Brauchwasserrückführung bzw. -wiederverwendung, eingespart werden. Dieses Umweltentlastungspotenzial sollte mit der in der Region erstmaligen Demonstration eines Bioreaktors zur Aufbereitung des in der Waschstrasse anfallenden Abwassers nachgewiesen werden.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Firma Maier Maschinenbau GmbH, Mindelheim, hatte die im Autohaus Wessels vorhandene Abwassersituation analysiert. Bis 1992 gelangten die im Autohaus anfallenden Abwässer und Oberflächenwässer ausschließlich über Ölabscheider in die kommunale Kanalisation. Vor diesem Hintergrund wurde die Installation des Aqua-Jet-Bioreaktors zur Brauchwasserbehandlung und Frischwassereinsparung ingenieur- und abwassertechnisch im Entwurf geplant und vom Autohaus baulich umgesetzt.
Ergebnisse und Diskussion
Im Zuge des Projektes wurde folgende Führung und Behandlung des Brauch- und Oberflächenwassers eingeführt: das Ablaufwasser aus der Waschanlage wurde zunächst zur mechanischen Vorreinigung über drei Schlammfänge (etwa 3 x 10 m3) geführt, in denen Sand- und Feststoffe sedimentierten. Aus dem dritten Schlammfang heraus wurde das Brauchwasser über eine Heberanlage (Kreiselpumpe) in den Bioreaktor gefördert.
Im Bioreaktor wurde durch eine Spezialturbine, dem so genannten Aqua-Jet, eine Sauerstoffübersättigung des noch mit Schwebstoffen und gelösten Stoffen behafteten Brauchwassers erreicht. Spezielle Mikroorganismen auf dem nachgeschalteten Aktivkohlefestbett oxidierten dann insbesondere die gelösten Kohlenwasserstoffe. Im Bioreaktor behandeltes Brauchwasser wurde wiederum der Waschanlage zugeführt, die zwei gesteuerte Zuläufe, den Frisch- und Brauchwasserzulauf, besaß.
Der interne Wasserkreislauf auf dem Firmengelände wurde zudem mit Oberflächenwasser von den Dach- und Hofflächen gespeist. Das als unverschmutzt geltende Dachwasser wurde bei starken Niederschlägen durch den Einbau von Rückschlagklappen direkt in einen Vorfluter eingeleitet. Insgesamt wurde mit Abschluss des Projektes vom Autohaus nur noch Überlaufwasser aus dem dritten Schlammfang über Benzinabscheider und einen Revisionsschacht an die kommunale Kanalisation abgegeben.
Erste Auswertungen ergaben (Stand Dezember 1992), dass das Autohaus nach der Inbetriebnahme der Anlage noch einen Wasserverbrauch von 70 m3 pro Monat (von ursprünglich bis zu 320 m3) zu verzeichnen hatte. Aufgrund des Einsatzes des Bioreaktors sollte der Frischwasserverbrauch dadurch nochmals um 50 m3 pro Monat gesenkt werden können, dass auch die Vorwaschanlage in das System integriert werden sollte.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Das Autohaus führte im Dezember 1992 gegenüber der Deutschen Bundesstiftung Umwelt aus, dass man die Wittmunder Berufsbildenden Schulen laufend über das Projekt informiert und auf die Demonstrationsmöglichkeit für die Schüler hingewiesen habe. Im April 1993 besichtigte der Landesinnungsverband Niedersachsen des Kraftfahrzeughandwerks, Peine, die Anlage in Wittmund.
Fazit
Auf der kommunalen Kläranlage in Wittmund hatte es keinerlei Beeinträchtigung durch die vom Autohaus eingeleiteten Abwässer gegeben. Es gab keine Auflagen von Seiten der Unteren Wasserbehörde beim Landkreis Wittmund, so dass das Projekt freiwillig und in erster Linie ökonomisch motiviert stattfand. Ausgehend von einem Wasserverbrauch einer Portalwaschanlage von 180 l pro Wäsche und 5,00 DM/m3 Wasser- und Abwassergebühren betrugen die Wasserverbrauchskosten pro Wäsche etwa 1,00 DM. Im Falle der Nachrüstung einer Waschstraße mit einem Bioreaktor arbeitete die Anlage bezogen auf einen Abschreibungszeitraum von 10 Jahren ab 22 Autowäschen am Tag rentabel. Das Autohaus Wessels erreichte durchschnittlich 40 bis 50 KfZ-Wäschen pro Tag. Das System hatte sich vorher bereits insbesondere in Süddeutschland in der Praxis bewährt. Im nord-deutschen Raum wurde nach Kenntnissen des Landesinnungsverbandes Niedersachsen des KfZ-Handwerks, Peine, sowie des TÜV-Bremen noch keine biologische Aufbereitungsanlage betrieben. Somit kam die Anlage in Wittmund in der dortigen Region modellhaft zum Einsatz. Zudem bestand die Möglichkeit für interessierte Dritte, sich über diese Technik zu informieren.
Fördersumme
8.180,67 €
Förderzeitraum
07.08.1992 - 03.09.2001
Bundesland
Niedersachsen
Schlagwörter
Lower Saxony
Resource conservation
Umwelttechnik