Projekt 00945/01

Förderschwerpunkt Bioabfallverwertung: Neue Konzepte, Methoden und Materialien zur Reduzierung und Wiederverwendung von Abfällen im Gartenbau

Projektdurchführung

Universität Hannover Institut für Technik in Gartenbau und Landwirtschaft
Herrenhäuser Str. 2
30419 Hannover

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Ziel des Projektes war die Entwicklung einer Methodik zur Erstellung eines betrieblichen Abfallwirtschaftskonzeptes zur Vermeidung und Reduzierung von gärtnerischen Abfällen und Übertragung dieser Methodik auf einen Praxisbetrieb. Anlass für die Entwicklung einer derartigen Methodik sind im wesentlichen die geänderten Gesetzesgrundlagen, Gebührenerhöhungen für die Abfallentsorgung, Ressourcenarmut und eine zunehmende Deponieraumknappheit, die sich auch auf die Abfallwirtschaft im Gartenbausektor auswirken.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenZu Projektbeginn wurde zunächst eine Umfrage in 80 niedersächsischen Gartenbaubetrieben durchgeführt, um die Abfallsituation in der Praxis erfassen und beurteilen zu können. Es wurden jeweils 20 Betriebe aus den Sparten Obstbau, Gemüsebau, Zierpflanzenbau und Baumschule untersucht.
Im folgenden wurde die Bedeutung der Materialwirtschaft für die Abfallwirtschaft sowie die abfallwirtschaftliche Bedeutung verschiedener kurzlebiger Produktionsmittel im Gartenbau analysiert.
Zur Simulation der Abfallsituation in den zu untersuchenden Betrieben wurde die Abfalldatensammlung ITG entwickelt, die sich aus Basisdaten (z.B. Produktionsmittelbedarf, Kosten), benutzerdefinierten Daten (z.B. Produktionsplan, Produktionsmittelauswahl) und systemstrategischen Daten (Vorgabe be-stimmter Produktionsbedingungen) und Ausgabedaten (Abfallmenge und -zusammensetzung, Entsorgungskosten, Abfallverteilung) zusammensetzt.
Zur Beurteilung von kurzlebigen Produktionsmitteln und zur Unterstützung des Auswahlverfahrens wurden Abfallkennzahlen entwickelt. Diese Größen wurden bei der Entwicklung von Strategien zur Vermeidung und Reduzierung von Abfällen in Gartenbaubetrieben berücksichtigt. Die Auswirkungen verschiedener Strategien wurden mit Hilfe der Abfalldatensammlung ITG für einen Praxisbetrieb simuliert. Hierbei wurden verschiedene Entsorgungsvarianten mit unterschiedlichen Sortier- und Verwertungsgraden berücksichtigt.


Ergebnisse und Diskussion

Den Umfrageergebnissen gemäß tritt das höchste Abfallaufkommen pro Flächeneinheit im Zierpflanzenbau auf. Im Obstbau fällt das Abfallaufkommen extrem niedrig, im Gemüsebau und im Baumschulbereich deutlich höher aus. Den größten Anteil am betrieblichen Abfallaufkommen verursachen die organischen Abfälle. Abfälle durch Verpackungen oder Kulturgefäße bereiten besonders im Zierpflanzenbau Probleme. Die Höhe des Abfallaufkommens spiegelt sich auch in den Entsorgungskosten wider, die im Zierpflanzenbau besonders hoch und im Obstbau besonders niedrig eingeschätzt wurden. Aufgrund der besonderen Abfallsituation im Zierpflanzenbau wurde bei der Konzeptentwicklung das Hauptaugenmerk auf diese Sparte und hier speziell auf die Topfpflanzenproduktion gelegt. Außerdem wurden schwerpunktmäßig Abfälle betrachtet, die durch den Einsatz kurzlebiger Produktionsmittel entstehen.
Zunächst wurden theoretischen Grundlagen für die Entwicklung einer Methodik zur Erstellung eines betrieblichen Abfallwirtschaftskonzeptes zusammengestellt. Die Arbeitsschritte der Konzepterstellung setzen sich zusammen aus Bestandsaufnahme, IST-Analyse, Konzeptentwicklung, Konzeptrealisierung und Kontrolle. Zur Unterstützung der Konzeptbildung wurde die Abfalldatensammlung ITG entwickelt, de-ren Arbeitsblätter mit dem Tabellenkalkulationsprogramms EXCEL erstellt und verknüpft wurden.
Bei der Bestandsaufnahme d.h. der Erfassung der IST-Situation im Untersuchungsbetrieb werden mit Hilfe der Abfalldatensammlung ITG die Abfallmenge, -zusammensetzung und -verteilung sowie die Entsorgungskosten aus den Produktionszahlen unter Berücksichtigung der betrieblichen Produktionsbedin-gungen abgeleitet. Zur Analyse der IST-Situation wurden Kennzahlen für einen Betriebsvergleich aus den oben angeführten Umfrageergebnissen entwickelt. Neben der Grundfläche der Gartengewächse, der Glasfläche, der Abfallmenge und Entsorgungskosten pro Betrieb wurden auch die Abfallmenge und Entsorgungskosten pro ha Grundfläche der Gartengewächse sowie die Entsorgungskosten pro t Abfall berechnet. Um auch das Produktionsprogramm des Untersuchungsbetriebes berücksichtigen zu können, wurde zusätzlich eine Betriebsanalyse mit Hilfe der Abfalldatensammlung ITG durchgeführt. Hierfür werden die Produktionszahlen aus der Bestandsaufnahme mit den Produktionsbedingungen eines Durch-schnittsbetriebes verknüpft. Die Informationen über die Produktionsbedingungen in einem Durchschnittsbetrieb stammen aus den Umfrageergebnissen. Die Auswirkungen dieser Simulation auf die Ausgabedaten können mit den Ausgabedaten der Bestandsaufnahme im Untersuchungsbetrieb verglichen, Abweichungen vom Durchschnitt festgestellt und Schwachstellen aufgezeigt werden.
Ziel der Konzeptentwicklung ist es, einen Maßnahmenkatalog für den jeweiligen Praxisbetrieb zu erstellen, um so eine Reduzierung und Wiederverwertung von Abfällen zu ermöglichen. Hierzu gehört die Wahl geeigneter Produktionsmittel sowie der Einsatz geeigneter Entsorgungsvarianten. Zur Unterstützung des Auswahlvorgangs zwischen alternativen kurzlebigen Produktionsmitteln wurden zwei Abfallkennzahlen, die Abfallmenge und die Kosten pro Vergleichseinheit eines Produktionsmittels, entwickelt und für jede Produktionsmittelalternative sowie verschiedene Entsorgungsvarianten berechnet. Zur Überprüfung der Auswirkungen eines Maßnahmenkataloges auf den Untersuchungsbetrieb wurden unter-schiedliche Strategien formuliert, die mit Hilfe der Abfalldatensammlung ITG auf den jeweiligen Betrieb angewendet werden können. Zu diesen Strategien gehört u.a. der Einsatz von möglichst abfall- bzw. kostenarmen Produktionsmitteln, von Produktionsmitteln aus biologisch abbaubaren Werkstoffen sowie von Mehrweg-Produktionsmitteln. Die Ergebnisse dieser Simulationen können mit dem IST-Zustand des jeweiligen Untersuchungsbetriebes verglichen und je nach Interessensschwerpunkt umgesetzt werden.
Die Durchführung der Maßnahmen im Betrieb entspricht dem Arbeitsschritt Konzeptrealisierung der durch Kontrollen überprüft werden sollte. Die oben beschriebene Methodik zur Bildung von betrieblichen Abfallwirtschaftskonzepten wurde auf einen Beispielbetrieb übertragen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Poster auf der 31. Wissenschaftlichen Arbeitstagung der Deutschen Gartenbauwissenschaftlichen Ge-sellschaft e.V. (DGG) in Stuttgart Hohenheim (16.-18.03.1994);
Poster auf der PLANTEC (internationale Fachmesse für Gartenbau) in Frankfurt (30.09-2.10.1994);
Veröffentlichung in einer Fachzeitschrift (Gärtnerbörse 24/1995, S. 1018-1020).


Fazit

Mit Hilfe der in diesem Projekt entwickelten Methodik kann ein betriebliches Abfallwirtschaftskonzept für einzelne Untersuchungsbetriebe erstellt werden. Zur Unterstützung wurde die Abfalldatensammlung ITG entwickelt, die zur Quantifizierung der kurzfristig anfallenden Abfallmenge, Abfallzusammensetzung und -verteilung sowie der Entsorgungskosten in einem Topfpflanzenproduktionsbetrieb eingesetzt wird. Des weiteren wurden Kennzahlen für den Betriebs- und Produktvergleich sowie Strategien bezüglich des Einsatzes von kurzlebigen Produktionsmitteln entwickelt.

Übersicht

Fördersumme

84.874,45 €

Förderzeitraum

05.11.1992 - 08.12.1997

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Lower Saxony
Resource conservation
Umwelttechnik