„Chemische Pflanzenschutzmittel sind ein wichtiges Hilfsmittel zur Sicherung unserer Ernährung. Aber so wie sie heute eingesetzt werden, bekämpfen sie nicht nur Schädlinge. Sie schaden auch anderen Lebewesen und führen zum Verschwinden dieser Arten. Dieser Rückgang der biologischen Vielfalt ist eine Bedrohung auch für uns Menschen“, sagt Dr. Hans-Christian Schaefer vom DBU-Referat Zirkuläre Wirtschaft und Bioökonomie. Er ist einer der Ansprechpartner der DBU-Förderinitiative „Vermeidung und Verminderung von Pestiziden in der Umwelt“.
Rückgang der biologischen Vielfalt
Die DBU hat die Förderinitiative im Januar 2020 gestartet, um zu ermitteln, wie sich der Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln reduzieren oder vermeiden lässt – und zwar nicht nur in Biobetrieben, sondern auch im konventionellen Landbau. Neben Monokulturen und Nährstoffüberschüssen ist übermäßiger chemischer Pflanzenschutz ein bedeutender Faktor für den Rückgang der biologischen Vielfalt in der Agrarlandschaft. Denn die Chemikalien wirken nicht nur auf landwirtschaftliche Schadorganismen, sondern beeinträchtigen auch Nützlinge wie Bienen und Hummeln, Lebewesen in Böden und Gewässern sowie ganze Ökosysteme. Nach Angaben des Umweltbundesamtes auf Grundlage von Daten des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit liegt der Absatz von Pflanzenschutzmitteln in der deutschen Landwirtschaft in den letzten Jahrzehnten mehr oder weniger unverändert bei etwa 30.000 Tonnen Wirkstoff pro Jahr. Um die negativen Auswirkungen von Pestiziden auf Ökosysteme zu mindern, muss der Pestizideinsatz erheblich reduziert werden. Bisher waren jedoch kaum praxiserprobte Alternativen verfügbar.
16 DBU-Vorhaben bieten Alternativen
Hier bietet die DBU-Initiative nun Lösungen: Aus mehr als 80 eingereichten Projektskizzen wurden 16 Vorhaben ausgewählt und mit rund fünf Millionen Euro gefördert. Die Spannbreite der Lösungsansätze reicht vom Verwenden biologischer Nützlinge über den Einsatz von Mulchmaterial und Heißwasser bis zu digitalen Lösungen mittels Künstlicher Intelligenz und bezieht sich auf den Ackerbau, Gemüseanbau und Obstanbau. Mehr zu den Ergebnissen der Initiative bieten die Veranstaltung „Detox auf dem Acker – Ernährungssicherung in intakten Ökosystemen“ im kommenden Dezember (siehe Textkasten unten) und die Themenseite: https://www.dbu.de/themen/foerderinitiativen/pestizidvermeidung/
Schon Anfang 2024 wurde über das Thema Pestizidvermeidung intensiv in der Politik debattiert. Die EU-Kommission kündigte an, ihren eigenen Gesetzesvorschlag vom 22. Juni 2022 zur nachhaltigen Verwendung von Pflanzenschutzmitteln (engl. Sustainable Use Regulation, kurz SUR) zurückziehen. Mit dem Veranstaltungsformat DBUgoesBrussels lieferte die Stiftung im März einen Beitrag zur Debatte mit hochrangigen EU-Vertretern (Diskussionsergebnisse in DBUaktuell April/2024, Hintergrundinformationen unter: https://www.dbu.de/termine/dbugoesbrussels-2024/ )
Auch wenn die DBU-Förderinitiative Pestizidvermeidung abgeschlossen ist: Gute Ideen zum Thema sind weiterhin willkommen! Projektanträge zu diesem Themenkomplex können im Rahmen der DBU-Projektförderung jederzeit eingereicht werden. Informationen zur Antragstellung finden Sie unter: www.dbu.de/antragstellung
Zum Abschluss der DBU-Initiative „Vermeidung und Verminderung von Pestiziden in der Umwelt“ geht es in einer Diskussionsveranstaltung vom 3. Dezember 2024 ab 12:00 Uhr bis zum 4. Dezember um 13:00 Uhr im DBU Zentrum für Umweltkommunikation in Osnabrück, um „Detox auf dem Acker – Ernährungssicherung in intakten Ökosystemen“. Auf Basis der Projektergebnisse sollen Herausforderungen und Lösungsansätze gemeinsam erörtert werden.
Am ersten Veranstaltungstag hält Prof. Dr. Folkhard Isermeyer, Präsident des Thünen-Institutes, Braunschweig, den Key-Note Vortrag „Stellschrauben für eine zukunftsfähige Landwirtschaft“. Prof. Dr. Dirk Bunke, Ökoinstitut e.V., Freiburg, gibt mit „Alles hat seinen Preis – mehrdimensionale Zielkonflikte und Handlungsmöglichkeiten“ einen weiteren Impuls. Am zweiten Tag sind drei parallele Workshops zu den Themen „Von Daten zu Taten“, „Von Prognose bis Applikation“ und „Was nutzen Nützlinge?“ geplant.
Hier geht es zum kompletten Programm und zur Anmeldung: https://www.dbu.de/termine/detox-auf-dem-acker-ernaehrungssicherung-in-intakten-oekosystemen/