Bei Naturkatastrophen, Krieg oder Epidemien steht schnelle Hilfe für betroffene Menschen an oberster Stelle. Zentral ist die Bereitstellung von ausreichend sauberem Wasser, um Dehydrierungen, Durchfallerkrankungen und Cholera zu vermeiden. Das Start-up Disaster Relief Systems (DRS) unter Professor Utz Dornberger an der Universität Leipzig entwickelt derzeit in einem DBU-geförderten Projekt eine Anlage, die aus Schmutzwasser sauberes Trinkwasser herstellt. Sie funktioniert ohne Chemikalien, kann regenerativ angetrieben werden und ist recycelbar.
Trinkwasseraufbereitung ohne Chemikalien
Zur Versorgung von in Not geratenen Menschen mit sauberem Wasser setzen Hilfsorganisationen in der Regel große mobile technische Anlagen zur Rohwasseraufbereitung ein. „Ökologisch und einsatztechnisch problematisch ist dabei oft der Einsatz von Chemikalien zum Beispiel zur Flockung von Schwebstoffen, Desinfektion des Wassers sowie Konservierung von Filtermembranen, bei deren unsachgemäßer Handhabung Gesundheitsgefährdungen und Schäden an der Umwelt entstehen können“, sagt Projektleiter John-Henning Peper. „Aus diesem Grund war eine der Hauptanforderungen, eine leistungsfähige Trinkwasseraufbereitungsanlage zu entwickeln, die auch ohne den Gebrauch von Chemikalien auskommt.“ Der Leiter des DBU-Referats Wasser, Boden und Infrastruktur, Franz-Peter Heidenreich, empfiehlt, „den Umweltschutz schon vor einem möglichen Krisenfall zu berücksichtigen“. Bei der kompakten Trinkwasseraufbereitungsanlage haben die Ingenieure Heidenreich zufolge den Umweltschutz-Aspekt schon eingebaut.
Versorgung von rund 20.000 Menschen täglich
Die Anlage kann bis zu 2.500 Liter Wasser pro Stunde chemikalienfrei aufbereiten – ohne Chlor, so Peper. Sie reinigt, indem das Schmutzwasser mit einem Druck von drei bis sieben Bar durch Filter mit Mini-Poren im Nanometer-Bereich gepresst wird. Peper: „Druck und Filter halten nicht nur gefährliche Keime wie den Cholera-Erreger, sondern auch winzige bakterielle Giftstoffe und ein hohes Maß an Viren zurück.“ Bei einem Bedarf von drei Litern Trinkwasser pro Person könnten damit rein rechnerisch bis zu 830 Menschen pro Stunde und rund 20.000 Menschen täglich versorgt werden, so Peper. Die benötigte Energie liefere die Anlage mittels eines kleinen eingebauten Generators oder mittels Elektroantrieb, der wiederum durch eine ausklappbare Solarmatte gespeist werden kann. Um auch die Einsatzfähigkeit der Solarmatte im Katastrophenfall zu gewährleisten werde derzeit ein zweiter Prototyp mit einer ausklappbaren Photovoltaikanlage getestet. Zudem werde darauf geachtet, dass möglichst alle Bauteile recyclingfähig sind.
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Titelbild: Disaster Relief Systems