„Eine naturverträgliche Ökonomie muss Standard werden“, so die Forderung von DBU-Generalsekretär Alexander Bonde anlässlich des Symposiums „Unternehmen brauchen (Arten-)Vielfalt – Auf dem Weg zu einer naturverträglichen Wirtschaft“ am Vortag der Verleihung des Deutschen Umweltpreises 2023. Nach Bondes Worten sollte das Symposium ein Schlaglicht auf das Thema Biodiversität werfen „und auf deren enorme Bedeutung für die Wirtschaft. Denn anders als beim Klimaschutz steht der Erhalt biologischer Vielfalt noch längst nicht überall oben auf der Agenda.“
Vorschläge für positive Zukunftsaussichten
„Die Wirtschaft sollte sich tatkräftig gegen den Verlust der Biodiversität einsetzen – aus moralischer Verpflichtung, vor allem aber aus purem Eigennutz. Denn es geht ums Überleben der Unternehmen“, betonte auch Dr. Christof Schenck, Geschäftsführer der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt und Umweltpreisträger des Jahres 2022 in seinem Impulsvortrag. „Es sind harte, es sind traurige, es sind dramatische Zeiten. Aber was wir im Tagesgeschäft unter gar keinen Umständen vergessen dürfen, sind die ganz großen, globalen Krisen, die weit in die Zukunft reichen und in der räumlichen und zeitlichen Dimension alles überlagern: Die Klimakrise, die Krise der Biodiversität und die Gefahren durch Pandemien – und alle drei hängen ganz eng miteinander zusammen“, sagte Schenck. Noch gebe es die Chance, auf eine gerechtere, nachhaltigere und ökologischere Welt hinzuarbeiten. Seine Lösungsvorschläge für positive Zukunftsaussichten sind: ein Ende der Waldvernichtung, ein Stopp umweltschädlicher Subventionen, eine Internalisierung der Kosten, eine Regulation der Lieferketten, eine veränderte Bilanzierung von Unternehmen sowie die Kreislaufwirtschaft.
Wachstumschancen und Wettbewerbsvorteile
In einem weiteren Impulsvortrag illustrierte Dr. Tobias Raffel, Gastwissenschaftler an der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, die Abhängigkeit der Wirtschaft von der Biodiversität mit einem Beispiel: Ein Supermarkt in Hannover habe einmal alle Waren aus den Regalen geräumt, die es ohne natürliche Bestäubung nicht gäbe. Raffel: „60 Prozent der Regale blieben leer: kein Obst, kein Gemüse, kein Kaffee, keine Schokolade. Und weder Gummibärchen noch Tiefkühl-Pizza oder Wattepads.“ Unternehmen sollten sich Raffel zufolge jetzt „systematisch und strategisch“ mit dem Thema Biodiversität auseinandersetzen – nicht nur wegen des zunehmenden regulatorischen Drucks und der Anforderung, bald über Abhängigkeiten von der Natur und Auswirkungen auf die Natur berichten zu müssen. Raffel: „Wer jetzt eine gute Biodiversitätsstrategie entwirft, kann sich neue Wachstumschancen und Wettbewerbsvorteile verschaffen.“
Diskussion zu Erfahrungen, Motivation und Lösungen
In der anschließenden Podiumsdiskussion tauschte sich Raffel mit Dr. Antje von Dewitz, Geschäftsführerin VAUDE und stellvertretende DBU-Kuratoriumsvorsitzende, Silke Düwel-Rieth, Director Sustainable Business & Markets WWF-Deutschland, Georg Hoffmann, Vorstand »Biodiversity in Good Company« Initiative / Ritter Sport, und Dr. Ralf Lütz, Senior Advisor, Sustainable Advisory & Business, BNP Paribas S.A., zu Erfahrungen, Motivation und Lösungsmöglichkeiten für den Erhalt der Biodiversität aus. Als Moderatorin führte Jana Münkel vom Deutschlandradio durch die Veranstaltung.
Zur Aufzeichnung geht es unter: www.dbu.de/@uwp23-symposium-programm
Titelbild: Startklar für das Symposium zum Deutschen Umweltpreis (von links): Moderatorin Jana Münkel, Silke Düwel-Rieth, WWF Deutschland, Dr. Ralf Lütz, BNP Paribas S.A., Georg Hoffmann, Ritter Sport, Dr. Antje von Dewitz, VAUDE, Dr. Tobias Raffel, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Dr. Christof Schenck, Zoologische Gesellschaft Frankfurt, und DBU-Generalsekretär Alexander Bonde. Foto: Christopher Waltermann