Hintersee. Um das Moor im Martenschen Bruch für die Landwirtschaft nutzbar zu machen, zogen Gräben Jahrzehnte lang dem Torf das Wasser ab. Das Resultat: Artenarmes Grasland und trockener Erlenwald. Im Rahmen einer Ausgleichs- und Ersatzmaßnahme der W & G Beteiligungs GmbH & Co. KG (ehemals Wingas) heben Mitarbeiter der Bundesforst langsam und kontrolliert den Grundwasserspiegel auf einer Fläche von rund 500 Hektar in der Ueckermünder Heide an, damit der Torfwieder wachsen kann. Was für Auswirkungen die ehemalige Entwässerung auf die Natur haben kann – das erläuterte Prof. Dr. Vera Luthardt von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde gestern während einer Exkursion in dem Projektgebiet. Erste Ergebnisse stellte sie gestern zur fünften Beiratssitzung der gemeinnützigen Gesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt zur Sicherung des Nationalen Naturerbes (DBU Naturerbe GmbH) vor. Die Stiftungstochter übernimmt die Ueckermünder Heide vom Bund und sichert die wertvolle Liegenschaft für den Naturschutz.
Kaum intakte Moorflächen - Torf verliert Pufferfunktion
„Wir haben im Martenschen Bruch den Boden näher untersucht sowie Pflanzen und Tiere aufgenommen“, so Luthardt. Auf fast allen Versuchsflächen vertrockne der Torf, setze Kohlendioxid frei und belaste das Klima. „Zurzeit gibt es kaum intakte Moorflächen hier“, stellte Luthardt klar und führte die Beiratsmitglieder zu einer artenamten Grasfläche und zu einem trockenen Erlenwald. Wie auf Stelzen präsentierten sich die Bäume, da der Boden in den vergangenen Jahrzehnten um rund 60 Zentimeter zusammengesackt sei. „Fehlt dem Torf das Wasser verliert er seine Pufferfunktion“, erläuterte die Wissenschaftlerin. Auf dem trockenen Boden verringere sich die Artenvielfalt und das Klima werde belastet. Bislang habe ihr Team insgesamt nur rund 160 Pflanzenarten, vier Amphibien und neun Libellenarten zählen können. Die Auswertung zu den Schmetterlingsbeständen stehe noch aus. „Es kann eigentlich nur besser werden“, resümierte Luthardt. Nach dieser ersten Bestandsaufnahme wird ihr Hochschulteam in acht Jahren die Entwicklung auf der Fläche erneut untersuchen.
Schrittweise Anpassung des Grundwasserspiegels soll Moor wachsen lassen
Damit ein Moor wächst muss Wasser her: „Um den Grundwasserspiegel kontrolliert anzuheben, werden wir in den nächsten drei Monaten vier weitere Stauwehre in den Gräben bauen“, erläuterte Forstdirektor Gerhard Berges vom Bundesforstbetrieb Vorpommern-Strelitz. Die sogenannten Sohlgleiten bestehen aus verstellbaren Holzbohlen, über die die Bundesforstmitarbeiter die Stauhöhe steuern können. Steige das Wasser stärker als geplant, könne weniger gestaut und das Wasser über den Mühlgraben abfließen. „Das etappenweise Aufstauen finde ich sehr gut“, lobte Luthardt den eingeschlagenen Weg. So könne sich die Vegetation langsam anpassen und der Boden schnellstmöglich wieder Torf produzieren.
Förderantrag für ein Beweidungsprojekt an den Altwarper Binnendünen
Ein weiteres Projekt war Thema der Beiratssitzung: Dieter Pasch erläuterte als Naturschutzfachlicher Leiter der DBU Naturerbe, dass der Naturpark „Am Stettiner Haff“ und der Landschaftspflegeverband in den kommenden Jahren ein Beweidungsprojekt in den Altwarper Binnendünen – im Norden der Ueckermünder Heide – durchführen wollen. „Ich kann ihnen heute mitteilen, das wir ihnen die rund 150 Hektar für dieses Projekt zur Verfügung stellen könnten“, so Pasch. Die Organisatorenhaben eine Projektskizze für einen Förderantrag beim Bundesamt für Naturschutz (BfN) vorbereitet, um mithilfe von Wildpferden die Binnendünen zu pflegen.
DBU Naturerbe arbeitet an Managementplänen - Kartierungen fehlen noch
Eine Bestandsaufnahme anderer Art steht nach Aussage von Pasch noch aus: Um für die insgesamt 7.600 Hektar große DBU-Naturerbefläche Ueckermünder Heide einen umfassenden Managementplan zu entwickeln, sei eine Lebensraumerfassung notwendig. Diese Kartierung könne er frühestens im kommenden Jahr ansetzen. In den flächenspezifischen Naturerbeentwicklungsplänen sollen die geplanten Maßnahmen der nächsten zehn Jahre festgeschrieben werden.
Beirat zur DBU-Naturerbefläche trifft sich jährlich - DBU Naturerbe übernimmt 33 Liegenschaften vom Bund
Der Beirat zur DBU-Naturerbefläche Ueckermünder Heide trifft sich seit fünf Jahren einmal im Jahr. „Wir freuen uns, dass die Mitglieder als Bindeglied und Multiplikator zwischen der Bevölkerung und uns auftreten. Zudem können uns die Gremiumsvertreter als Ideengeber und kritische Begleiter helfen, die DBU Naturerbefläche zu erhalten und weiterzuentwickeln“, so Pasch. Seit 2009 übernimmt die gemeinnützige DBU Naturerbe GmbH sukzessiv 33 Naturschutzflächen mit etwa 46.000 Hektar in neun Bundesländern vom Bund. Generell will die Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt offene Lebensräume durch Pflege bewahren, naturnahe Wälder ohne menschlichen Eingriff zu neuer Wildnis entwickeln, artenarme Forste in naturnahe Wälder überführen und Feuchtbiotope wie auch Gewässer ökologisch aufwerten und erhalten.