Oberhinkofen. Kein „Drache“ ohne Lebensraum: Der Kammmolch erinnert aufgrund seines eindrucksvollen Rückenkamms zur Paarungszeit an dieses Fabelwesen. Er gehört zu den gefährdetsten Amphibien in Deutschland, da seine Lebensräume zunehmend verschwinden: Offene Landschaften werden aufgeforstet, Kleingewässer trockengelegt und umliegende Flächen zunehmend intensiver landwirtschaftlich genutzt. Im Frauenholz (Oberhinkofen, Bayern) sollen nun drei Stillgewässer umgestaltet und ein Wildschutzzaun errichtet werden, um den dort vorkommenden Kammmolch vor Störungen durch Schwarzwild zu schützen. „Um das bedeutsame Vorkommen in der Stadt und dem Landkreis Regensburg zu sichern, müssen neue Lebensräume geschaffen und alte erhalten bleiben“, begründet Prof. Dr. Werner Wahmhoff, Fachlicher Leiter des gemeinnützigen Tochterunternehmens der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), des DBU Naturerbes, die anstehenden Feuchtgebietsmaßnahmen auf der Fläche.
Amphibienschutz im Fokus der Maßnahmenplanung
Gemeinsam mit dem Bundesforstbetrieb Hohenfels und der Unterstützung der Unteren Naturschutzbehörde der Gemeinde Obertraubling werden die Maßnahmen umgesetzt. Der knapp 500 Hektar große ehemalige Standortübungsplatz habe eine überregionale Bedeutung für das Vorkommen der größten heimischen Molchart, die bundes- und europaweit einen besonderen Schutzstatus genieße, betont auch Jörg Tuchbreiter, DBU-Koordinator beim Bundesforstbetrieb. Doch das einzig verbliebene Kammmolchgewässer sei akut durch Schwarzwild bedroht. „Wildschweine suhlen sich und wühlen im Randbereich nach Nahrung. Die Uferabbrüche verschlammen das Gewässer zunehmend und verschlechtern die Lebensbedingungen für Molche“, erklärt Dr. Uwe Fuellhaas, Experte für Gewässer- und Feuchtgebietslebensräume im DBU-Naturerbe. Ein Bagger wird nun das bestehende Gewässer ausheben, um die offene Wasserfläche zu erhöhen. Zudem werden zwei neue Kleingewässer geschaffen, die den Molchen die Möglichkeit geben, zwischen Lebensräumen zu wechseln. Ein Zaun werde den Bereich zukünftig abgrenzen und vor Störungen durch Wildschweine schützen. So werde das Aussterberisiko minimiert.
Der Kammmolch in artenreicher Gesellschaft
„Da der Kammmolch eine sogenannte Schirmart ist, wird durch die Maßnahme ebenso Lebensraum für seltene Wasserinsekten wie Libellen und Schwimmkäfer entstehen”, fährt Fuellhaas fort. Denn die speziellen Ansprüche des Kammmolchs an Gewässer würden den Schutz und das Überleben einer ganzen Lebensgemeinschaft garantieren. „Wir hoffen, dass sich der Kammmolch so weiter auf unserer Fläche ausbreiten kann und für die Zukunft gesichert ist“, so Fuellhaas.
Leben am Land und im Wasser
Im Gegensatz zu anderen Molcharten verbringt der bis zu 20 Zentimeter große Kammmolch einen großen Teil des Jahres im Wasser. Bei entsprechenden Wetterverhältnissen wandert er ab März zur Fortpflanzung ins Gewässer und bleibt dort bis August. „Besonders beliebt sind bei Kammmolchen fischfreie Gewässer mit reichem Unterwasserbewuchs, die er mit Abschluss der Maßnahme auf der Naturerbefläche finden wird“, versichert Hartmut Schmid, Amphibienexperte und Gebietsbetreuer. An Land benötigt er passende Versteckmöglichkeiten unter Holz- und Steinhaufen, in denen er überwintern kann.
Vielfältige Lebensräume bewahren, entwickeln und erleben
Die Stiftungstochter ist im Rahmen des Nationalen Naturerbes verantwortlich für bundesweit 71 Flächen mit rund 70.000 Hektar in zehn Bundesländern. Auf den größtenteils ehemaligen Militärflächen sollen offene Lebensräume mit seltenen Tier- und Pflanzenarten durch Pflege bewahrt, Wälder möglichst ohne menschlichen Eingriff ihrer natürlichen Entwicklung überlassen, artenarme Forste zu naturnahen Wäldern umgewandelt und Feuchtgebiete sowie Gewässer ökologisch aufgewertet oder erhalten werden.
Bei Fragen zur Fläche: Jörg Tuchbreiter, Tel. 09474| 9517-11