Bad Klosterlausnitz/Tautenhain. Mit einer Luftbildkarte vom Wald ausgestattet und sein Mountainbike griffbereit war Marius Schuster vom Forstbüro Lausitz viele Wochen auf der DBU-Naturerbefläche Himmelsgrund unterwegs. Im Auftrag der gemeinnützigen Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) hat er den Wald kartiert, Baumhöhen und Durchmesser notiert, die Zusammensetzung der Baumarten und ihr Alter aufgenommen. Jetzt ist die sogenannte Forsteinrichtung abgeschlossen. „Mit dieser Ist-Erfassung vom Wald bekommen wir wichtige Daten, um Maßnahmen für die nächsten Jahre zu planen“, erläutert Susanne Belting, Fachliche Leiterin im DBU Naturerbe.
Himmelsgrund dem Naturschutz gewidmet
Seit der Übernahme durch das DBU Naturerbe 2008 ist der etwa 1.100 Hektar (ha) große ehemalige Truppenübungsplatz rund um Tautenhain dem Naturschutz gewidmet. „Im Wald haben wir uns mit der Übertragung verpflichtet, die teils noch monotonen Nadelholzbestände zu naturnahen Laubmischwäldern zu entwickeln und sie dann aus der Nutzung zu nehmen“, so Belting. Schließlich sei eins der erklärten Ziele auf allen Flächen im Nationalen Naturerbe, die Wälder langfristig sich selbst zu überlassen und dort im Sinne der Nationalen Biodiversitätsstrategie natürliche Entwicklungen ohne menschliche Eingriffe zuzulassen.
Rund 30 Prozent der Waldfläche ist bereits naturnah und wird sich selbst überlassen
Auf der DBU-Naturerbefläche Himmelsgrund wachsen noch rund 70 Prozent Nadelbäume, vor allem Kiefern. 30 Prozent sind Laubbäume mit deutlichen Birken- und Buchenanteilen. Das ist mit rund 330 Hektar auch die Fläche, auf der das DBU Naturerbe die forstliche Nutzung bereits heute einstellt. Natur Natur sein lassen – darum geht es dort. „Wir gewinnen wichtige Erkenntnisse, wenn wir den Wald in einem Zustand frei von menschlichem Einfluss beobachten. Der sogenannte Prozessschutz ist aber vor allem eine Naturschutzstrategie, damit sich Lebensräume für viele bedrohte Tiere und Pflanzen verbessern“, sagt Belting. Dadurch würden vor allem Arten profitieren, die von hohen Totholzanteilen und späten Baum-Altersstufen abhängig sind. „In den meisten Wäldern in Deutschland finden wir keine uralten Bäume und nur wenig Totholz, weil das Holz forstwirtschaftlich genutzt wird. Bei uns dürfen die naturnahen Waldabschnitte alt werden. Dort ziehen wir in der Regel auch kein Totholz mehr aus der Fläche“, erläutert die Fachliche Leiterin.
Vergleich der Altersklassen zeigt positive Entwicklung hin zu mehr Laubmischwäldern
Bei seiner Kartierung verglich Schuster die Zusammensetzung in drei Altersklassen: Den Hauptbestand mit älteren rund 30 Meter hohen Bäumen, den Unterstand mit etwa 15 bis 20 Meter hohen Exemplaren sowie die Verjüngung mit Sämlingen und aufwachsenden Bäumen. „Im Hauptbestand sind die Kiefern prägend. Im Unterstand haben wir deutlich mehr Fichten, Buchen und Eichen, in der Verjüngung dann neben den Buchen und Eichen mehr Birken, Erlen und Eschen. Das zeigt eine gute Entwicklung hin zum Laubmischwald“, bestätigt Dr. André Kopka, Leiter IT- und GIS-Koordination im DBU Naturerbe, der die Forsteinrichtung betreut hat.
Waldentwicklung wird auf knapp 700 Hektar fortgesetzt
Um dem Prozessschutz-Ziel näher zu kommen, greifen die Naturschützer dem Wald unter die Arme: Im Himmelsgrund werden auf rund 290 Hektar noch Nadelbäume entnommen. So erhalten die vorhandenen Laubbäume noch einmal etwas mehr Licht, um ihre Verbreitungschancen zu erhöhen. Nach zehn Jahren sollen diese Waldabschnitte dort auch sich selbst überlassen werden. Auf weiteren rund 400 Hektar wird die Entwicklung aber noch über mehrere Jahrzehnte dauern, weil zu viele Bäume gleicher Art und Altersklasse noch lange nicht den Charakter eines naturnahen Laubmischwalds haben. „In dieser Phase nehmen wir auch standortfremde Arten wie Roteichen und Douglasien aus den Beständen“, weiß Kopka.
Spezielle Waldbilder bleiben pflegeintensiv
Wer denkt, auf der DBU-Naturerbefläche wird es irgendwann gar keinen Maschineneinsatz mehr geben, der irrt: Sowohl auf den Wiesen und rund um Gewässer sei kontinuierliche Arbeit wichtig. „Es gibt im Himmelsgrund zudem auf rund 45 Hektar Wald, den wir langfristig weiter pflegen werden“, ergänzt Kopka. So gewährleiste das DBU Naturerbe mit Hilfe des Bundesforstbetriebs Thüringen-Erzgebirge beispielsweise die Verkehrssicherung von Wegen und Waldrändern und pflege europäisch geschützte Lebensraumtypen.