Wildes Prora? DBU Naturerbe stellt Planungen vor

Wildnis im Wald und Wasserbüffel in der Ebene: Erster Managementplan der Stiftungstochter veröffentlicht

Binz. Ohne Pflege keine sichtbaren Feuersteinfelder: Wenn nicht kontinuierlich in die Offenhaltung der rund 4.000 Jahre alten, geologischen Besonderheit auf Rügen investiert würde, dann würde das europaweit bedeutsame Erscheinungsbild einfach zuwuchern. Insbesondere viele Reptilienarten würden einen sehr wertvollen Lebensraum verlieren. Die Feuersteinfelder auf Rügen sind nicht nur ein beliebtes Ausflugsziel von Touristen. Sie sind Teil des soganannten „Nationalen Naturerbes“. Heute stellte PD Dr. Heike Culmsee von der gemeinnützigen Tochter der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) den ersten Naturerbe-Entwicklungsplan vor. Die DBU Naturerbe GmbH hat die insgesamt rund 1.900 Hektar große Naturerbefläche Prora am Kleinen Jasmunder Bodden mit den Feuersteinfeldern und der Insel Pulitz vom Bund übernommen, um die Natur langfristig zu bewahren. Die Eigentümerin will die geologische Besonderheit auch in den kommenden zehn Jahren offen halten, aber auch andere Heideflächen erhalten und optimieren. Bis 2019 werden sich zudem bereits mehr als 1.000 Hektar Wald natürlich entwickeln.

Wasserbüffel als Landschaftspfleger

Von den Feuersteinfeldern ist es nicht weit bis in die Seesandebene. Dort grast eine Wasserbüffelherde. Während die Arbeitsgruppenleiterin bei der Exkursion das länderübergreifende Managementkonzept erläuterte, schauten die imposanten Tiere neugierig der Expertengruppe zu. Culmsee deutete mit der Hand über die Ebene: Die Calluna-Heide soll sich hier entwickeln und ausbreiten. Schließlich hat das Land Mecklenburg-Vorpommern die Größe der Heidefläche der Europäischen Union gemeldet. Als besonders geschützter Lebensraum liegt nun viel daran, dass die Heide gut gedeiht. Die Wasserbüffel sind dabei die größten Naturschützer: Sie halten die Seesandebene offen. „Die Tiere helfen uns, europäische Richtlinien einzuhalten“, erklärte Culmsee und schwärmt: „Diese ehemals militärisch genutzte Fläche ist fantastisch.“

Naturschatz vor den Toren des Ostseebades Binz

Was für ein Naturschatz vor den Toren des Ostseebades Binz liegt, das zeigten auch Kartierungen. Biologen und Förster nahmen auf, was für Pflanzen und Bäume auf der Fläche wachsen, oder welche seltenen Vogelarten wie beispielsweise der Neuntöter hier ihren Lebensraum haben. So ermittelten die Experten den Ist-Zustand der Fläche. Darauf basierend leiteten sie die Maßnahmenplanungen ab und kontrollieren erhoffte Erfolge.

Managementplan legt Handlungsrahmen fest

Für die gemeinnützige DBU-Tochter ist der Plan wichtig. Nicht nur, weil er für Revierleiter Frank Bölke vom Bundesforstbetrieb Vorpommern-Strelitz den Handlungsrahmen der nächsten zehn Jahre beschreibt. So will die DBU-Tochter bis April 2019 insgesamt etwa 1.012 Hektar und damit bereits über die Hälfte des Waldes der Liegenschaft aus der Nutzung nehmen und der natürlichen Entwicklung überlassen. Schafe und Ziegen sollen am Ginsterberg und in der Lubkower Niederung helfen, die weitläufige und strukturreiche Hutelandschaft mit ihrer hohen biologischen Vielfalt zu erhalten.

Erster Managementplan der DBU-Tochter

Es ist zudem der erste Managementplan überhaupt, den die Gesellschaft den relevanten Behörden und dem Beirat zur Abstimmung vorgelegt hatte. „Für uns ist die Methode nun wegweisend. Ich möchte allen Beteiligten für ihre Rückmeldungen danken“, freut sich Culmsee über die gelungene Einigung. Schon bald will das Naturerbeteam Pläne für weitere DBU-Naturerebflächen in Mecklenburg-Vorpommern zur Abstimmung vorlegen. Insgesamt hat die Osnabrücker Gesellschaft bislang 47 größtenteils ehemals militärisch genutzte Flächen mit knapp 60.000 Hektar in neun Bundesländern vom Bund übernommen. „Wir haben noch einiges vor uns, aber der erste Schritt ist mit der Veröffentlichung dieses Plans getan“, so Culmsee.

Feuersteinfelder freihalten: Schafe und Ziegen helfen mit

Als die Experten schließlich die Feuersteinfelder auf der DBU-Naturerbefläche erreichten, erläuterte Culmsee auch hier die geplanten Maßnahmen: Schafe und Ziegen sollen zum Einsatz kommen, aber nur phasenweise. Revierleiter Bölke wird die Waldränder auflichten, damit der Wind nicht zu viele Samen der umliegenden Bäume auf den Feldern verteilen kann. Doch Culmsee ist sich sicher: „Bei den Feuersteinfeldern werden wir nicht drum herum kommen, immer wieder maschinell und händisch den Birken- und Kiefernaufwuchs zwischen den Steinen aufzuhalten.“

Die Offenhaltung der Feuersteinfelder auf der DBU Naturerbefläche Prora ist eine Maßnahme, die im Naturerbe-Entwicklungsplan für die Fläche beschrieben wird.
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Auf der DBU-Naturerbefläche Prora hat der selten gewordene Neuntöter einen Lebensraum gefunden.
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Mit der DBU-Naturerbefläche Prora auf Rügen hat die DBU-Tochter im Herbst 2008 die erste der nunmehr 70 Flächen vom Bund übernommen.
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