Osnabrück. Mit der Energie aus Sonne, Wind und Wasser gegen den Klimawandel handeln oder durch den Kauf regionaler Holzprodukte Zeichen setzen gegen das Abholzen des Regenwaldes: Mit ihrer neuen Ausstellung „MenschenWelt – Nachhaltige Entwicklung innerhalb planetarer Leitplanken“ zeigt die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) bereits existierende Lösungen für die globalen Herausforderungen unserer Zeit. Der Planet Erde sei mittlerweile stark durch den Menschen geprägt, geradezu eine „MenschenWelt“. Dass mögliche negative Folgen nicht zu Lasten künftiger Generationen gingen, liege dabei in unserer Hand, sagte DBU-Generalsekretär Alexander Bonde gestern Abend bei der Eröffnung der Ausstellung. Interaktiv veranschaulicht sie, wie im Rahmen der „planetaren Leitplanken“ – also einer nicht zu stark überstrapazierten Umwelt – nachhaltige Entwicklung und damit ein gutes Leben für alle möglich ist. Die mittlerweile 11. Ausstellung der DBU wird noch bis Ende 2019 im DBU-Naturerbe-Gebäude in Osnabrück zu sehen sein.
„‘Planetare Leitplanken‘ als Regelwerk der Stiftung Erde ernst nehmen“
Im Anschluss von Bondes Grußwort machte Dr. Reinhold Leinfelder, Professor für Paläontologie und Geobiologie an der Freien Universität Berlin, in seinem Vortrag deutlich, wie stark der Mensch die Erde mittlerweile beeinflusse. Dazu erläuterte er die menschlichen Eingriffe in das Erdsystem, die bereits signifikante Spuren in den Sedimenten hinterlassen hätten und wohl unumkehrbar seien. Der Mensch sei zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse auf der Erde geworden, weshalb Geologen derzeit diskutierten, ein neues Erdzeitalter auszurufen, was mit dem griechischen Wort Anthropozän (Anthropos = Mensch) umrissen werde. Wie stark diese Veränderungen ausfallen würden, hänge jedoch von unserem zukünftigen Handeln ab. Um diese Menschenzeit in eine zukunftsfähige Menschenwelt zu überführen, stellte Leinfelder auch Lösungsmöglichkeiten vor, die er so zusammenfasste: „Wir müssen die Erde als Stiftung begreifen, von deren Erträgen wir alle dauerhaft gut leben können, wenn wir das Regelwerk der Stiftung Erde - die planetaren Leitplanken - ernst nehmen und endlich aufhören, das Stiftungskapital aufzubrauchen.“
Ozonloch als positives Beispiel für menschliche Möglichkeiten
Zuvor hatte Bonde bereits das Ozonloch als Beispiel dafür genannt, wie eine globale und menschengemachte Herausforderung durch konsequentes gemeinsames Handeln gelöst werden könne. Dank des internationalen Verbotes der ozonschädigenden Fluorchlorkohlenwasserstoffe 1987 könne es sich nach Ansicht der Wissenschaft bis Mitte dieses Jahrhunderts schließen. Bei der Lösung solcher Probleme komme es – neben Politik und Wirtschaft – auch auf das Handeln jedes Einzelnen an. Das wissenschaftliche Konzept der „planetaren Leitplanken“ definiere dafür einen Rahmen, in dem die Stabilität des Systems erhalten und damit der Zustand der Erde lebenswert bleibe, unterstrich Bonde. Ebenso wie dieses Konzept seien auch die 17 Nachhaltigen Entwicklungsziele der internationalen Staatengemeinschaft nicht nur Grundlage der Ausstellung, sondern auch Leitidee für die tägliche Förderarbeit der Stiftung.
Interaktive Ausstellung als optimales Medium für Umweltbildung
„Die Erkenntnisse, wie wir unsere Erde schützen und im stabilen Gleichgewicht halten können, müssen wir auch außerhalb der wissenschaftlichen Kreise verbreiten – denn sie gehen uns alle an“, so Bonde weiter. Eine Ausstellung sei dafür wie kein anderes Medium geeignet. Die DBU wolle motivieren und unterstützen, um praktische Lösungsansätze für eine lebenswerte Zukunft zu zeigen und diese auch zu kommunizieren: für eine nachhaltige Lebens- und Wirtschaftsweise. In einer abschließenden Gesprächsrunde ging es um den Entstehungsprozess der Ausstellung. Die DBU hatte einen wissenschaftlichen Beirat berufen, der neben Leinfelder aus Dr. Astrid Schulz von der Geschäftsstelle des Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen und Dr. Holger Hoff vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung sowie Stockholm Resilience Center bestand.
Raten, drehen, blättern: Informationen zum Anfassen
Mithilfe von Filmen, Grafiken oder einer echten Koralle werden in der Ausstellung zunächst die neun „planetaren Leitplanken“ vorgestellt. An den folgenden sechs interaktiven Stationen darf gedreht, geblättert und geraten werden. Wer es schafft, fünf Fragen beim Quiz rund um Meerestiere richtig zu beantworten, der erhält das „Goldene Seepferdchen“. Unter dem Motto „Deine Coolness und der fiebrige Planet“ kann jeder erkennen, was in der Umwelt passiert, wenn er am „Temperaturregler der Erde“ dreht: Bei einem Grad mehr als heute, drohen die Korallen weltweit abgestorben zu sein. Bei einem Temperaturanstieg von fünf Grad würden langjährig gefrorene Permafrostböden getaut sein und große Mengen klimaschädigendes Methan freigesetzt haben. Eine Lösung hier: Heute umsteigen auf klimafreundliche Energie aus Sonne, Wind und Wasser. Nach dem Ende ihrer Standzeit in Osnabrück wird die Ausstellung für fünf Jahre innerhalb Deutschlands unterwegs sein. Sie kann dann ausgeliehen werden und soll möglichst viele Menschen erreichen