Westerkappeln. „Die Zeiten, in denen wir unsere Landschaft ungebremst über Gräben entwässert und so nutzbar gemacht haben, sind in Folge des Klimawandels vorbei. Es wird zukünftig immer wichtiger, Wasser in der Landschaft zu halten“, betont Dr. Uwe Fuellhaas, Gewässer- und Feuchtgebietsmanager im DBU Naturerbe. In der Wersener Heide ist die gemeinnützige Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) gemeinsam mit dem Bundesforstbetrieb Rhein-Weser und dem Unterhaltungsverband Düsterdieker Aa jetzt aktiv geworden und hat ein historisches Stauwehr im Vogelpohlgraben wieder in Stand gesetzt – damit das Wasser nicht einfach ungenutzt in Richtung Hase abfließt, sondern den umliegenden Feuchtwiesen zugutekommt.
Fuellhaas: „Lebensraumschutz ist immer auch Artenschutz“
„Vor rund 100 Jahren gab es hier eine aktive Bewässerung durch Schöpfwerke am Mittelandkanal. Diese historische Bewirtschaftungsform erschien irgendwann unnötig und wurde aufgegeben, doch die alten Stauwerke lassen sich teils noch gut reaktivieren“, weiß Bundesforst-Revierleiter Rainer Schmidt. In Abstimmung mit dem Kreis Steinfurt haben Mitarbeiter des Unterhaltungsverbandes Düsterdieker Aa Eichenbohlen und Eisenschläge in einem ersten alten Stauwehr im Vogelpohlgraben erneuert. Weitere sollen folgen. „Die Stauwehre sind grundsätzlich durch Schieber regelbar, so dass wir nötigenfalls auch Wasser ablassen könnten“, so Schmidt. Geplant ist das in dieser niederschlagsarmen Zeit aber nicht. Schließlich sollen die selten gewordenen Feuchtwiesen in dem europäisch geschützten Gebiet von dem angestauten Grabenwasser profitieren. Aufgrund der ehemaligen militärischen Nutzung sind die Flächen über einen langen Zeitraum nicht gedüngt worden und daher von großem Wert für den Naturschutz. Fuellhaas: „Lebensraumschutz ist immer auch Artenschutz. Einigen Vogelarten wie dem Wiesenpieper, der in Feuchtwiesen brütet, helfen wir mit der Maßnahme.“
DBU Naturerbe hat 71 Flächen mit rund 70.000 Hektar vom Bund übernommen
Das DBU Naturerbe verantwortet als Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) den Naturschutz auf 71 überwiegend ehemaligen Militärflächen mit rund 70.000 ha in zehn Bundesländern – so auch auf der rund 1.000 Hektar großen DBU-Naturerbefläche Wersener Heide im Kreis Steinfurt. Der Bund hat deutschlandweit bislang etwa 164.000 ha wertvoller Naturfläche als Nationales Naturerbe ausgewiesen und an Stiftungen, Naturschutzverbände oder Bundesländer übertragen. Zum Nationalen Naturerbe zählen ehemals militärisch genutzte Gebiete, Flächen entlang der früheren innerdeutschen Grenze, Treuhandareale und stillgelegte Braunkohletagebaue. Im DBU Naturerbe sollen offene Lebensräume mit seltenen Tier- und Pflanzenarten durch Pflege bewahrt, Wälder möglichst ohne menschlichen Eingriff ihrer natürlichen Entwicklung überlassen, artenarme Forste zu naturnahen Wäldern umgewandelt und Feuchtgebiete sowie Gewässer ökologisch aufgewertet oder erhalten werden. Zudem möchte die DBU-Stiftungstochter Menschen für die heimische Natur begeistern.