Osnabrück. Als Folge der anhaltenden Dürre der vergangenen zwei Jahre sind nach Schätzungen der gemeinnützigen Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), dem DBU Naturerbe, Bäume auf rund vier Prozent ihrer Waldbestände geschädigt. Nach Rückmeldungen der Bundesforstbetriebe, deren Mitarbeiter die 71 DBU-Naturerbeflächen betreuen, seien etwa 2.170 Hektar (ha) der insgesamt 55.000 ha Waldfläche betroffen. Nadelholz sei auf etwa 1.720 ha abgestorben oder drohe abzusterben, Laubholz auf rund 450 ha. „Anders als in der Forstwirtschaft werden wir in den Totholzbeständen in der Regel keine neuen Bäume anpflanzen, sondern auf Naturverjüngung setzen“, erläuterte DBU-Generalsekretär Alexander Bonde das naturschutzfachliche Vorgehen heute bei der DBU-Jahrespressekonferenz. Die Stiftungstochter unterstützt die Forderung des Mutterhauses nach einem Paradigmenwechsel in der Landnutzung: „Wir müssen mehr Wasser in der Landschaft halten“, so Bonde.
Naturverjüngung als Strategie der Klimafolgenanpassung
Die Abnahme der Bodenfeuchte ist laut Umweltbundesamt ein langfristiger Prozess, der vom Klimawandel beeinflusst wird. „Auch um die Folgen der Erderwärmung abzumildern, müssen wir unsere Wälder den sich ändernden Bedingungen anpassen und umbauen“, erklärte Susanne Belting, Fachliche Leiterin im DBU Naturerbe. Nadelholz-Monokulturen seien im Vergleich zu Laubmischwäldern weniger gut geeignet, um auf Störungen zu reagieren. Die Waldentwicklung im DBU Naturerbe stünde ganz im Zeichen des Naturschutzes. Als einer der größten deutschen Privatwaldbesitzer hat die Stiftungstochter das Ziel, ihre Wälder langfristig möglichst ohne menschlichen Eingriff sich selbst zu überlassen. „Wir setzen auf Naturverjüngung ohne Zaun. Wo Nadelholz aufgrund der Trockenheit abgestorben ist, wachsen bestenfalls junge Laubmischwälder aus Sämlingen auf, die besser als gepflanzte Setzlinge mit Trockenperioden klar kommen können“, so Belting.
Nadelholz stärker betroffen als Laubwälder
Wie stark vor allem Fichten- und Kieferreinbestände von der Dürre betroffen seien, zeige sich besonders deutlich in der DBU-Naturerbefläche Kühnauer Heide westlich von Dessau (Sachsen-Anhalt). „Dort schätzen wir, dass 2019 und 2020 rund 15 Prozent des Waldes abgestorben oder im Begriff sind abzusterben. Innerhalb des Nadelholzbestandes sind 22 Prozent betroffen, im Laubholz etwa fünf“, erläuterte Belting. Die Bundesforst-Revierleiter der 71 DBU-Naturerbeflächen hatten im Juni im Auftrag der Flächeneigentümerin das Ausmaß der Schäden zusammengetragen: Sie überschlugen die Größe der betroffenen Bestände in ihren Revieren, die 2019 und 2020 abgestorben sind, und rechneten auch die Waldabschnitte ein, die akut bedroht erscheinen.
Wichtiger denn je: Wasser in der Landschaft halten
Auch auf Offenlandflächen habe der Wassermangel teils gravierende Folgen. „Vor allem in unseren Mooren, aber auch in landwirtschaftlich genutzten Flächen wird es zukünftig immer wichtiger, das Wasser in der Landschaft zu halten“, betonte Belting. Die Torfkörper könnten sich nur erholen, wenn das von Menschen gezogene Grabensystem den Mooren nicht weiter ganzjährig das Wasser entziehe. Was für die Land- und Forstwirtschaft nützlich war, führt dazu, dass die Moorböden mit Sauerstoff in Verbindung kommen, mineralisieren und Treibhausgase wie Kohlenstoffdioxid freisetzen. Um diesen Weg umzukehren, würden im DBU Naturerbe beispielsweise Gräben verschlossen oder mit Stauen versehen. Auf der DBU-Fläche Ueckermünder Heide (Mecklenburg-Vorpommern) habe die Stiftungstochter mit weiteren Partnern über viele Jahre das sogenannte Martensche Bruch wiedervernässt und inzwischen die Stauziele erreicht. „Natürlich hat das Moor auch unter der Trockenheit gelitten – aber der Gesamtzustand hat sich insgesamt deutlich verbessert“, freute sich Belting.
Flexibel reagieren in extremen Zeiten – Zufüttern erlauben
„In Zeiten von Extremsituationen müssen wir flexibel reagieren“, meinte Belting. So sei beispielsweise das magere Grünland auf der DBU-Naturerbefläche Ringfurther Elbauen nördlich von Magdeburg flächig verdorrt. „Unsere Landwirte waren teils durch Futterknappheit extrem betroffen“, so Belting. In den Naturerbeflächen sei es eigentlich nicht erwünscht, dass Tierhalter zufütterten, da so unerwünschte Nährstoffe eingetragen werden. „Da, wo es für das Tierwohl erforderlich war, haben wir dann in Abstimmung mit den Behörden doch zufüttern lassen“, erläuterte Belting eine Konsequenz aus der anhaltenden Dürre. Weitere Details finden Interessierte im Jahresbericht 2019 des DBU Naturerbes zum kostenlosen Download unter www.dbu.de/doiLanding1593.html.