Ochtrup. Sie ist eine der letzten Kornwindmühlen im holländischen Stil – „Wallholländer“, weil sie auf einem Wall thront. Um die Zukunft der 1848 errichteten Windmühle sah es lange eher düster aus. Jetzt bläst dem Wahrzeichen der Stadt Ochtrup neue Zukunftshoffnung in die Flügel. Mit knapp 88.000 Euro fördert die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) ein Modellprojekt, mit dem die Schäden unter anderem durch saure Abgase aus einer ehemaligen ortsansässigen Textilfabrik denkmalgerecht und dauerhaft beseitigt werden sollen. Bei der Übergabe des Bewilligungsschreibens heute an Mühlenbesitzer Hermann Nobbenhuis und den Vorsitzenden des Fördervereins Bergwindmühle Ochtrup, Markus Issinghoff, sagte DBU-Abteilungsleiter und Justiziar Josef Feldmann: „Die Sanierung des denkmalgeschützten Wahrzeichens von Ochtrup soll ein Vorbild für viele weitere Mühlenbauwerke sein, die durch menschliche Einflüsse geschädigt wurden.“ Mit dieser Förderung ist die Gesamtsanierung mit Kosten von rund 200.000 Euro gesichert.
Innovative Sanierungstechniken schonen Umwelt und Bausubstanz
„Kulturgüter werden zunehmend durch vom Menschen verursachte Umweltschäden bedroht. Die Schutzbemühungen müssen weiterentwickelt werden und sich hieran anpassen“, so Feldmann. „Mit der Sanierung der Bergwindmühle wird beispielhaft gezeigt, wie innovative, umweltverträgliche Reparaturtechniken und Methoden eingesetzt werden können, um die Substanz schonend zu erhalten“, ergänzt er. Die Schäden an den hölzernen Bauteilen und am Mauerwerk seien nicht nur auf die exponierte und windreiche Lage des Gebäudes zurückzuführen: Durch eine bis in die siebziger Jahre ansässige Textilfirma seien betriebsbedingt Stoffe in die Umwelt gelangt, die zu saurem Regen führten und die Mühle schädigten. Fachleute aus Deutschland und den Niederlanden begleiten nun die Sanierung, zu der die DBU knapp 88.000 Euro beisteuert. Der Förderverein Bergwindmühle übernimmt mithilfe der Stadt Ochtrup (100.000 Euro) und der Denkmalpflege des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (10.000) den Rest der Finanzierung.
Bergwindmühle bedeutendes Zeugnis der Technikgeschichte
Feldmann hob bei der Übergabe besonders hervor, dass die Ochtruper Bergwindmühle als ein bedeutendes Zeugnis der Technikgeschichte Westfalens gelte. 1848 gebaut und bis in die fünfziger Jahre in Betrieb, werde sie heute noch als außerschulischer Lernort und Schaumühle genutzt. Issinghoff: „Bisherige Instandsetzungen führten nicht zum langfristigen Erfolg, weswegen nun eine Kombination unterschiedlicher Techniken zum Einsatz kommt.“ Langfristig sollen etwa Ersatzgesteine aus lokalen Steinbrüchen, flexibles Fugenmaterial, handgelüftetes Kupferblech als Wetterschutz und windmühlengerechte Eichenholzstämme zum nachhaltigen Erhalt der Kornmühle führen.
Mit dem Sterben der Windmühlen in Westfalen war auch die Ochtruper Mühle 1955 stillgelegt worden, bis 1972 der Heimatverein erste Renovierungsarbeiten an der Mühle aufnahm. Zwischen 1988 und 1992 fand eine durchgreifende Sanierung statt, um die Funktionsfähigkeit der Bergwindmühle wiederherzustellen. Heute arbeiten wieder Windmüller aus der Familie Nobbenhuis auf der Mühle. Der Rumpf der Ochtruper Kornwindmühle ist starr. Nur die Kappe mit den Flügeln wird in den Wind gedreht.
Ansprechpartner zum Projekt (AZ 32946/01): Hermann Nobbenhuis, Tel.: 02553/6823