Von Fischen und Vögeln, Glas-Archen und Kölner Spürnasen
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) und ZDF verliehen den Naturschutzpreis muna 2005 - Mensch und Natur
Osnabrück. "Ohne das Fachwissen, das Verhandlungsgeschick, die Überzeugungskraft und die Beharrlichkeit vieler Ehrenamtlicher wäre der Naturschutz in Deutschland im jetzigen Umfang nicht zu leisten. Sie haben gezeigt, wie es geht." - Mit diesen Worten ehrte heute in Osnabrück Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), die Preisträger 2005 des Natur-schutzpreises muna - Mensch und Natur. Mit ihm würdigt die größte Umweltstif-tung der Welt in Zusammenarbeit mit dem Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF) zum fünften Mal Initiativen für außergewöhnliches ehrenamtliches Engagement. Jeweils 5.000 Euro gingen an die Arbeitsgemeinschaft (AG) der Angelvereine Lauenbrück, Fintel und Westervesede, den Stadtverband Köln des Naturschutzbundes (NABU), die Organisatoren eines "Birdrace"-Wettbewerbes aus Münster/Werther, den bayerischen Verein WaldZeit und drei Vogelkundler der Bundes-AG Stromtod. ZDF.umwelt stellt die Preisträger in den Sendungen am 23. und 30. Oktober vor.
Über 100 Bewerbungen für den Wettbewerb
Über 100 Bewerbungen waren bei der Jury auf den Tischen gelandet. Für die Experten war die Wahl der Preisträger keine leichte Aufgabe - denn "das Gros der Einsendungen war naturschutzfachlich auf sehr hohem Niveau", erläuterte Brickwedde. Nun stehen die Sieger 2005 fest:
Kategorie "Lebensaufgabe Natur": Sieger Bundesarbeitsgruppe "Stromtod"
Für ihren langjährigen und erfolgreichen Kampf gegen den durch angepasste Technik vermeidbaren Stromtod von Vögeln werden Dr. Dieter Haas, Bernd Schürenberg und Georg Fiedler aus Albstadt, Immenstaad und Glücksburg mit dem muna-Preis in der Kategorie "Lebensaufgabe Natur" ausgezeichnet. 1974 gründeten die drei Männer die Bundesarbeitsgruppe "Stromtod". Die Jury meint: "Bis in die 90er Jahre galten bestimmte Strommasten für Weißstorche als Todesursache Nummer eins. Durch die Arbeit der BAG Stromtod hat Deutschland inzwischen auf Grund einer geänderten Gesetzgebung in Bezug auf den Bau von Strommasten eine Vorreiter- und Vorbildfunktion auch für andere Länder. Ein wichtiger Erfolg: Schließlich gelten für wandernde Vogelarten keine Nationalgrenzen. Deshalb engagiert sich die Gruppe seit langer Zeit auch sehr erfolgreich in Spanien und in der Türkei."
Arbeitsgemeinschaft (AG) der Angelvereine Lauenbrück, Fintel und Westervesede steht für Nachhaltigkeit
Für in erster Linie Fische setzt sich die Arbeitsgemeinschaft (AG) der Angelvereine Lauenbrück, Fintel und Westervesede ein. Die Gruppe um Ralf Gerken hat es geschafft, nach 75 Jahren wieder Lachse und Meerforellen im oberen Wümmegebiet anzusiedeln, so die Jury. Für diesen Erfolg und für die Renaturierung der Wümme erhält die AG den muna-Preis in der Kategorie "Nachhaltigkeit". Die AG baut seit 1982 Wehre ab, errichtete kiesig-steinige Laichplätze und setzte etwa 1,5 Millionen Meerforellen- und Lachsbrütlinge im Oberlauf der Wümme aus. Nach 23 Jahren ehrenamtlicher Arbeit wandern zur Fortpflanzungszeit nun wieder bis zu 300 Meerforellen und Lachse zum Laichen flussaufwärts.
Zusammenleben von Bayern und Tschechen fördern
Bei dem Kunst-Projekt "GlasArche" handelt es sich um ein grün schimmerndes, gläsernes fast fünf Meter langes und drei Tonnen schweres Schiff auf einer überdimensionalen Holzhand, das sich seit 2003 auf einer einzigartigen grenzüberschreitenden Reise quer durch die Nationalparkregionen des Bayerischen Waldes und des Böhmerwaldes befindet. In der Kategorie "Umweltkommunikation" erhält der Verein WaldZeit für dieses Projekt den muna-Preis. Die Jury: "Die Arche steht für die Einmaligkeit und Zerbrechlichkeit von Waldökosystemen und soll das Zusammenleben von Bayern und Tschechen fördern. Eine Fülle von Aktionen und Veranstaltungen rund um die GlasArche sorgen immer wieder für ein breites Publikum."
Flächendeckendes Umweltbildungsprogramm mit Kindern in Köln verwirklicht
Unter dem Motto "Natur hautnah erleben und begreifen" treffen sich seit 2003 monatlich mehrere Gruppen der "Kölner Spürnasen" im Alter bis zu 14 Jahren, um die Geheimnisse der Natur zu entdecken. Die Initiative vom NABU in Köln wird deshalb mit dem muna-Preis in der Kategorie "Kinder- und Jugendpreis" ausgezeichnet. Bis zu 15 junge Naturschützer streifen dann gemeinsam durch Parks oder durch den Zoo und umliegende naturnahe Lebensräume. Bei den Exkursionen spulen die Betreuer nicht ein vorgefertigtes Programm ab. Die Kinder können ihre Ideeneinfließen lassen. Diese Eigenverantwortung sieht der NABU-Köln als Voraussetzung für die verantwortungsvolle Gestaltung des Öko-systems Erde im Sinne der Agenda 21. Die Initiative hat sich das ehrgeizige Ziel gesteckt, ein flächendeckendes Umweltbildungsprogramm mit Kindern in Köln zu verwirklichen, so die Jury in ihrer Stellungnahme.
Durch "birdrace" 12.000 Euro an Spenden eingespielt
"Birdrace" ist ein Spiel, das zur sportlichen Fairness verpflichtet, 24 Stunden dauert und in Deutschland bisher Spenden in Höhe von 12.000 Euro einbrachte. Ein Team-Wettbewerb, der sich um Vogelstimmen und Bestimmung von Vogelarten dreht und Spaß bringt. Auf die Idee, ein "Birdrace" erstmalig nicht in England, sondern hierzulande zu organisieren, kamen Daniel Doer und Klaus Nottmeyer-Linden aus Münster bzw. Werther. Für ihr Engagement zeichnen DBU und ZDF die Beiden mit dem muna-Preis in der Kategorie "Innovation/Idee" aus. Bei dem "Birdrace" geht es darum, möglichst viele Vögel unter anderem an ihren Stimmen zu erkennen. Die Teilnehmer suchen sich im Vorfeld Sponsoren, die sie je nach Anzahl der erkannten Vogelarten entlohnen. Nottmeyer-Linden und Doer wollen dabei Spaß an der Naturbeobachtung fördern, öffentliches Interesse wecken und als Nebeneffekt Vogelarten in Deutschland erfassen. Bisher nehmen jährlich mehr als 200 Vogelkundler aller Altersklassen an "Birdraces" teil.
Ansprechpartner zum Projekt: Dr. Uwe Fuellhaas, Zentrum für Umweltkommunikation der DBU, Telefon: 0541/9633930, Telefax: 0541/9633990, E-Mail: u.fuellhaas@dbu.de