Osnabrück. Alte Friedhöfe sind grüne Oasen in der Stadt, sie warten mit so manchem Kulturdenkmal sowie seltenen Tier- und Pflanzenarten auf. Doch will man diesen vielfältigen Charakter bewahren, brauchen Flächen und Bauten auch nach ihrer Stilllegung kontinuierliche fachgerechte Pflege – und das kostet Geld. Wie man trotz knapper Kassen alte Friedhöfe langfristig pflegen und erhalten kann, soll nun ein innovatives Projekt der Stadt Osnabrück zeigen, da hier der Hase- und Johannisfriedhof aus der aktiven Nutzung ausscheiden. Sie werden in Parkanlagen mit Friedhofscharakter verwandelt. In dem dreijährigen, mit 123.000 Euro von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderten Projekt soll ein Pflegeplan erstellt und erprobt werden, der Denkmal- und Naturschutz gleichermaßen berücksichtigt. Zudem werden Langzeitarbeitslose eingebunden und für gärtnerische Tätigkeiten qualifiziert. Die Projektergebnisse werden in zwei Fachsymposien vorgestellt und in einem Leitfaden zusammengefasst.
Historisches Erbe trotz knapper Mittel bewahren
„Im Projekt wird modellhaft erprobt, wie instand setzende und bewahrende Pflege mit dem Naturschutz verknüpft und langfristige Pflegekonzepte entwickelt werden können. Denn die Begräbniskultur wandelt sich, neue fachliche Impulse für die Bewahrung von denkmalgeschützten Grabstätten werden dringend gebraucht“, unterstrich Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), heute bei der Übergabe des Förderbescheides an Dr. Horst Baier, zuständiger Vorstand für den Osnabrücker Service Betrieb (OSB) der Stadt Osnabrück. „Wir begrüßen die Unterstützung des Modellprojektes außerordentlich, da die Stadt Osnabrück das historische Erbe im Friedhofsbereich trotz knapper Eigenmittel bestmöglich und langfristig bewahren möchte“, erklärte Baier.
Friedhöfe überraschen mit seltenen Pflanzenarten
„Johannisfriedhof und Hasefriedhof wurden schon 1808 angelegt. Bereits seit 1981 stehen beide jeweils als Gesamtanlage unter Denkmalschutz. Sie bieten einen imposanten Einblick in die Gestaltung und geschichtliche Entwicklung von Grabstätten vom ausgehenden 18. bis zum 20. Jahrhundert“, erklärte Axel Raue, Betriebsleiter des OSB. Auf beiden Arealen finde man bedeutende Begräbnisplätze mit hohem geschichtlichen Zeugnis- und Schauwert.
„Die denkmalgeschützten Anlagen haben aber auch hohes naturschutzfachliches Potenzial“, unterstrich Brickwedde. Einige geschützte Pflanzenarten wie zum Beispiel der Kleinfrüchtige Ackerfrauenmantel seien auf den beiden Friedhöfen zu Hause. Auf dem Johannisfriedhof sei sogar der einzig bekannte Wuchsort des Acker-Gelbsterns in Westniedersachsen nachgewiesen. Aufgrund des Altbaumbestandes seien die Friedhöfe auch wichtige Brutorte und Nahrungsquellen für die heimische Vogelwelt. Ob weitere geschützte Pflanzen- oder Tierarten auf den beiden alten Friedhöfen ihren Lebensraum haben, werde nun während des Projektes erforscht, erläuterte Brickwedde.
Arbeitslose werden zu gärtnerischen Pflegekräften ausgebildet
Das Pflegekonzept werde durch das auf Gartendenkmalpflege spezialisierte Büro Jens Beck aus Hannover erarbeitet, sagte Eva Güse, Abteilungsleiterin Friedhöfe und Bestattungen des OSB. Auch in der planerischen Umsetzung werde das Büro anschließend weiter beteiligt. Die praktischen Pflegearbeiten sollen bis zu 24 Personen aus Osnabrück übernehmen, die bisher in der Mehrzahl Empfänger des Arbeitslosengeldes II seien. Diese Maßnahme werde vom Jobcenter Osnabrück unterstützt. Die Personen sollen durch ihre Projektteilnahme eine Qualifizierung als gärtnerische Pflegekraft erlangen. Innerhalb der Beschäftigung sei auch eine Bewerbung auf frei werdende Stellen innerhalb des OSB möglich, so Güse.
Fachsymposien und Projektleitfaden für Interessierte
Das gesamte Vorhaben wird in zwei Fachsymposien – eines nach dem ersten praktischen Pflegedurchlauf und eines nach Ende des Projektes – mit Vertretern anderer Kommunen und weiteren Interessierten diskutiert und ausgewertet. Abschließend wird ein Projektleitfaden veröffentlicht, der das Projekt ausführlich dokumentiert und eine Hilfestellung für andere Kommunen bieten soll.
Ansprechpartnerin bei Fragen zum Projekt (AZ 27906): Eva Güse, Abteilungsleiterin Friedhöfe und Bestattungen beim OSB, Telefon: 0541-323 2251, Telefax: 0541-323 15 2251