Damme/Osnabrück. Der Nachweis von seltenen Bechsteinfledermäusen auf der DBU-Naturerbefläche „Dammer Berge“ ist eine Erfolgsgeschichte für den Naturschutz. So wertet die Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), das DBU Naturerbe, den Fund im Rahmen einer Winterkontrolle. Fledermausquartiere sind erhalten geblieben und der Wald entwickelt sich allmählich zu einem naturnahen und strukturreichen Mischwald. Seit 2013 ist das DBU Naturerbe verantwortlich für die 143 Hektar große Fläche des Nationalen Naturerbes, einem ehemals militärisch genutzten Gebiet.
Für den Schutz der Fledermäuse bleiben Keller und Gebäude erhalten
Der Zugang zur DBU-Naturerbefläche „Dammer Berge“ – eine frühere Luftwaffenmunitionsanstalt – ist für die Bevölkerung zwar gesperrt. Doch nach einem Telefonat mit Revierleiter Wolfgang Hartmann vom Bundesforstbetrieb Niedersachsen darf Biologe Carsten Dense hier Naturschutzarbeit leisten. Er kennt die Fläche seit 2017, als er im Rahmen eines Auftrags eine erste Winterkontrolle durchgeführt hat. Der Grund: Ursprünglich sollten dort wie auch auf anderen Flächen des Nationalen Naturerbes alle alten Gebäude entfernt werden, um der Natur mehr Platz zu lassen. Doch „vor etwa 30 Jahren hatte der Bundesforstbetrieb zusammen mit dem örtlichen Naturschutzbund in verschiedenen Gebäuden und Kellern Versteckmöglichkeiten für Fledermäuse geschaffen“, sagt Hartmann. Bei einem vollständigen Rückbau wären diese Winter- und Sommerquartiere verloren gegangen. Deshalb beauftragte das DBU Naturerbe das Büro für angewandte Ökologie und Landschaftsplanung Dense & Lorenz, Osnabrück, mit einem Gutachten. Das Ergebnis: Zahlreiche Nachweise von streng geschützten Fledermäusen sorgten dafür, dass drei Keller und drei Gebäude samt Verstecken erhalten blieben.
Ein echtes Highlight: Nachweis von Bechsteinfledermäusen
Ausgerüstet mit Gummistiefeln und Taschenlampe hat Dense aus eigenem Interesse im vergangenen Februar die mit Gittern verriegelten Winterquartiere zum vierten Mal nach 2017, 2018 und 2022 erforscht. Konzentriert suchten er und zwei weitere Freiwillige jeden noch so kleinen Hohlraum der Wände und Decken mit Taschenlampen ab. „Wir sind bei solchen Winterkontrollen möglichst leise und leuchten nur kurz in die Verstecke, um die Tiere nicht zu stören“, so Dense. „Das außerplanmäßige Aufwachen würde die Tiere viel Energie kosten. Da im Winter nur wenige Insekten und Spinnen unterwegs sind, kann der Energieverlust nicht über eine Nahrungsaufnahme ausgeglichen werden.“ Sein Fazit: Der Quartiererhalt hat sich mehr als gelohnt. Neben einer kontinuierlich gestiegenen Gesamtzahl an Fledermäusen, darunter Braune Langohren, Große Mausohren und Fransenfledermäuse, hat der Experte hier seltene Bechsteinfledermäuse entdeckt: „Und davon gleich drei Exemplare. Ein echtes Highlight!“, so Dense. Er schätzt, dass es aktuell im Umkreis von fünf bis zehn Kilometern eine Wochenstube geben könnte, also eine größere Gruppe Bechsteinfledermäuse mit Nachwuchs, – sofern es sich bei den gefundenen Tieren um Weibchen handelte.
Laubbäume wie Eichen und Buchen erhalten Licht und Platz
Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) bezeichnet die Bechsteinfledermaus als „Urwaldfledermaus“. Der Grund: Alte Eichen- und Buchenwälder mit einem hohen Alt- und Totholzanteil sind bevorzugter Lebensraum der in Deutschland stark gefährdeten Art. In einem Gebiet, das umgeben von landwirtschaftlichen Feldern als „Waldinsel“ gilt und zu einem großen Teil aus Nadelbäumen wie Fichten und Kiefern besteht, „ist das Vorkommen durchaus bemerkenswert und eine Erfolgsgeschichte des Naturschutzes“, meint Dr. Heike Schneider, zuständig für die Naturerbe-Entwicklungsplanung der Dammer Berge sowie das Waldmonitoring im DBU Naturerbe. „Denn der Nachweis zeigt, dass wir mit unseren Maßnahmen das Richtige bewirken.“ Neben dem Erhalt von Kellern und sonstigen Bauten können sich naturnahe, standortheimische Mischwälder durch Naturverjüngung entwickeln. Schneider: „Laubbäume wie Eichen und Buchen erhalten auf unserer Fläche Licht und Platz zum Keimen und Wachsen.“
Artenvielfalt durch abgestorbene Bäume und Naturwaldentwicklung
Revierleiter Hartmann ergänzt: „Starke, abgestorbene Bäume jeder Art bleiben stehen und leisten so einen wertvollen Beitrag zur Artenvielfalt.“ In die Altbäume hämmern Spechte ihre Höhlen, die später etwa von Bechsteinfledermäusen für die Jungenaufzucht genutzt werden. So entwickle sich eine reichhaltige Struktur auf der Fläche „bis wir einen Mischwald bekommen, der alle Erwartungen an einen Naturwald erfüllt“, sagt Hartmann. Davon profitieren nach Schneiders Einschätzung neben Fledermäusen auch viele Vogel- und Insektenarten. Dazu zählt zum Beispiel der ebenfalls stark gefährdete Hirschkäfer. Für dessen Schutz wurde extra das Fauna-Flora-Habitat-(FFH-)-Gebiet „Dammer Berge“ im Jahr 2000 ausgewiesen, in dem sich auch die DBU-Naturerbefläche befindet. Eine der größten Hirschkäferpopulationen Niedersachsens kommt hier und im angrenzenden Landschaftsschutzgebiet vor.