Heidelberg. „Nachhaltigkeit in einer Kommune lässt sich nicht anordnen, sie muss vorgelebt werden. Dank Beate Webers Engagements ist Heidelberg im Umwelt- und Klimaschutz führend unter den Großstädten in Deutschland. Ihr gelebtes Vorbild zeigt, dass Umweltschutz, Wirtschaft und weniger Bürokratie Hand in Hand gehen können.“ – Mit diesen Worten würdigte heute Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), die ehemalige Heidelberger Oberbürgermeisterin Beate Weber (63). Sie wird aus der Hand von Bundespräsident Horst Köhler den höchstdotierten Umweltpreis Europas am 28. Oktober in Aachen in Empfang nehmen. Ihr Preisgeld: rund 166.000 Euro.
16 Jahre lang treibende Kraft in Heidelberg: seit 1990 kommunalen Umweltschutz systematisch aufgebaut
Ämtern und Behörden in Deutschland werde gerne unterstellt, dass sie besonders kompliziert und behäbig seien. Brickwedde: „Das Beispiel Heidelbergs zeigt: Es geht auch anders.“ Die treibende Kraft der Stadt sei 16 Jahre lang Beate Weber gewesen. Zuvor hatte sie sich elf Jahre in der europäischen Umweltpolitik als Europaabgeordnete und Vorsitzende des Ausschusses für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz engagiert. Heute setzt sie diese langjährigen Arbeiten im global zusammengesetzten Weltzukunftsrat fort. Seit sie 1990 Oberbürgermeisterin geworden sei, habe Heidelberg systematisch den Umwelt-, Klima- und Naturschutz sowie die Umweltbildung ausgebaut. Lange, bevor die Lokale Agenda 21 in aller Munde gewesen sei, habe Heidelberg Maßstäbe im kommunalen Umweltschutz gesetzt. Ihre Umweltschutzideen hätten Nachahmer in vielen Kommunen gefunden und dafür gesorgt, dass die Umwelt erheblich entlastet werde.
Bürger und Wirtschaft aktiv mit eingebunden in die Idee eines nachhaltigen Heidelbergs
Von Anfang an seien Bürger und Wirtschaft aktiv an der Vision eines nachhaltigen Heidelbergs beteiligt worden. So habe – „bereits 1991, als für viele Klimaschutz noch ein Fremdwort war“, so Brickwedde, - eine auf Kooperation angelegte Klimaschutzkampagne Bürger, Angestellte der Stadt und Planer motiviert, den Ausstoß von Klima schädlichem Kohlendioxid zu senken. Heidelberg habe ab 1994 in wenigen Jahren den Klimagasausstoß für städtische Liegenschaften von 39.000 Tonnen auf rund 25.400 Tonnen jährlich zurückgefahren – ein Rückgang von 35 Prozent. Zu verdanken sei dieser Erfolg einer Doppelstrategie aus umfangreicher Information und hohen technischen Standards. Bei der Planung von Sanierungen und Neubauten städtischer Gebäude werde von Anfang an streng auf effiziente Energienutzung geachtet.
Zukunftsorientierte Wirschaftspolitik ein Element des städtischen Ökologiekonzeptes
Die Ökonomie spiele eine große Rolle im Ökologiekonzept der Stadt. Seit 1997 verfolge der „Stadtentwicklungsplan Heidelberg 2010“ konkrete Maßnahmen für systematischen Umweltschutz, dessen elementarer Bestandteil eine zukunftsorientierte Wirtschaftspolitik sei. Beate Weber und ihre Mitstreiter hätten so bewiesen, dass Umweltschutz nicht im Gegensatz zu wirtschaftlichen und sozialen Interessen stehe. Das beginne im Kleinen, wenn etwa Malerbetriebe, Bäcker und Konditoren bei der Verbesserung von Umweltstandards unterstützt würden oder Unternehmen und Nachbargemeinden von der „Klimaschutz- und Energieberatungsagentur“ praxisnahe Tipps erhielten.
Über Heidelbergs Stadtgrenzen hinaus setzt sich Beate Weber für nachhaltige Entwicklung ein
Seit Beate Webers Amtsantritt sei die Kommune auch im Naturschutz besonders aktiv. Durch Biotopvernetzungen seien rund 35 Hektar neue Lebensräume für Tiere und Pflanzen geschaffen worden - das entspricht der Größe von 48 Fußballfeldern. Außerdem regelt in Heidelberg ein Naturhaushaltsplan die Bewirtschaftung von Wasser, Wiese und Wald. Auch über die Stadtgrenzen hinaus habe sich Beate Weber beharrlich und weitsichtig für eine nachhaltige Entwicklung deutscher Städte eingesetzt, beispielsweise durch ihre Arbeit in den Gremien des Deutschen Städtetages.
Betrieblicher Umweltschutz wurde mit weniger Verwaltungsaufwand belohnt
Für bundesweites Aufsehen habe die Kooperation der Stadt mit der Industrie- und Handelskammer (IHK) gesorgt. Nach dem Prinzip „Mehr Umweltschutz – weniger Papierkram“ riefen sie gemeinsam regionale Umweltpartnerschaften ins Leben. Erfahrene Mentoren unterstützten die Unternehmen dabei, sich im betrieblichen Umweltschutz fit zu machen. Ließen sich die Betriebe anschließend nach EMAS zertifizieren – einem EU-Gütesiegel, das nur tragen darf, wer sich zu betrieblichem Umweltschutz bekennt und sich regelmäßig prüfen lässt – wurden sie von der Stadt mit weniger Verwaltungsaufwand belohnt. Brickwedde: „Für viele Unternehmen war die Aussicht auf weniger Bürokratie Ansporn genug, sich den strengen Umweltkriterien von EMAS zu stellen.“
„Auszeichnung von Weber ein ermutigendes Signal für kommunalen Umweltschutz“
Beate Weber habe sich auf allen umweltpolitisch relevanten Ebenen Verdienste um den Schutz von Klima, Umwelt und Natur erworben. Vorbildlich habe sie ihr Engagement für den kommunalen Umweltschutz mit zukunftsorientierter Wirtschaftspolitik verbunden. Brickwedde: „Die Auszeichnung von Frau Weber mit dem Deutschen Umweltpreis ist nicht nur für die Stadt Heidelberg, sondern auch für die vielen ehrenamtlich und hauptamtlich im kommunalen Umweltschutz tätigen Bürgerinnen und Bürger in Deutschland ein ermutigendes Signal, in den Anstrengungen für eine gesicherte zukünftige Entwicklung auch für unsere Kinder und Kindeskinder nicht nachzulassen“.