“Überzeugende Partnerschaftsstrategien wichtiger als verfeinerte ´Melktechniken`”
Fundraising: Wie Schulen Mittel für Umweltprojekte
einwerben - Vortrag in der DBU lockte 200 Gäste
Osnabrück. Er hat für seine Schüler Instrumente für rund 34.000 Euro organisiert. Mit "freundlicher Hartnäckigkeit" schrieb Ekkehard Sauer vom Gymnasium Angelaschule (Osnabrück) Briefe, machte Unternehmen, Banken und Stiftungen auf sein Anliegen aufmerksam. Warum und wie der Musiklehrer Gelder organisierte, interessierte gestern 200 Eltern, Schüler und Lehrer im Zentrum für Umweltkommunikation (ZUK) der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU): "Am Ende konnten wir zwei Bläserklassen ausrüsten, um die Kinder nicht nur besonders zu fördern, sondern auch, um ein Umweltmusical auf die Beine zu stellen", berichtete Sauer. Dass sich "Fundraising in Schulen" lohnt, untermauerte auch DBU-Generalsekretär Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde: "Damit Umweltprojekten auch in Zukunft nicht der Geldhahn abgedreht wird und in Anbetracht des großen Interesses, werden wir zusätzlich einen Fundraising-Arbeitskreis für Eltern und Lehrer unterstützten."
Erfolgreiches Fundraising beruht auf Zusammenarbeit
Naturnahe Pausenhöfe, Klassenfahrten in Umweltbildungszentren, Lehrmittel mit Umweltbezug - alles förderfähige Anliegen. Doch woher das Geld kommen soll, ist für viele ehrenamtliche Fördervereine an Schulen ein Rätsel. Wie Klassen in Zeiten knapper Kassen an Gelder kommen - das erläuterte auch Dr. Jens Uwe Böttcher von der Universität Bremen: Ein konkretes Anliegen und ein einheitliches Erscheinungsbild sollte die Schule am Anfang der Überlegungen festlegen. "Ein missverständliches Erscheinungsbild verunsichert, und Verunsicherung verhindert Förderung", erläuterte Böttcher. "Erfolgreiches Fundraising beruht nicht auf verfeinerten Melktechniken, sondern auf überzeugenden Partnerschafsstrategien. Ziel kann es nicht sein, dass ein Sponsor einen Sack Geld vor die Tür stellt und sich ansonsten nicht einmischt." Beim Fundraising handele es sich um ein partnerschaftliches Angebot, bei der die Zusammenarbeit mit dem Geldgeber möglichst gut verzahnt sein müsse. "Förderer sollten auch an dem Projektergebnis ein Stück weit teilhaben können", meinte Böttcher. Vergessen sollten Fördervereine aber auch nicht, den Gebern sofort und aufrichtig für ihr Engagement zu danken. "Aus dem Geschäftsleben wissen wir, dass es weniger kostet, einen Kunden durch gute Pflege zu behalten, als einen neuen zu akquirieren. Also: Pflegen sie ihre Kontakte", riet Böttcher.
Gemeinsam Mittel für einen naturnahen Pausenhof einwerben
Als Profi in Sachen Kontaktpflege zeigte sich Osnabrücks Zoo-Geschäftsführer Andreas Busemann. So informiere er Geldgeber regelmäßig mit Hilfe einer Spenderdatei über neuste Entwicklungen. "Zoo-Publikationen nutzen wir nicht nur, um über Fördermöglichkeiten zu informieren, sondern auch, um Spender dort zu positionieren", erläuterte Busemann. Für Hildegard Jäger vom Don-Bosco-Gymnasium in Essen kam es in den vergangenen Monaten aber eher auf die Herstellung von Kontakten als auf deren Pflege an: Gemeinsam mit dem Förderverein und dem privaten Schulträger warb die Schulleiterin Mittel ein, um einen naturnahen Pausenhof zu gestalten. "Wir haben in unserer Stadt eine enge Zusammenarbeit von Schulen und Unternehmen, wenn es um Berufsvorbereitung geht", erzählte Jäger. Zwei Mitarbeiter der Agentur für Arbeit hätten so auch einen Kontakt zur Jugendberufshilfe geschaffen, einer Organisation, die auch handwerkliche Ausbildungen für Jugendliche ohne Ausbildungsplatz organisiert. "Die Arbeit, die die Jugendlichen bei uns auf dem Schulhof schon geleistet haben, ist durch kein Geld zu ersetzen", lobte Jäger.
Brickwedde: "Eltern, Lehrer, Träger und Fördervereine aus Stadt und Landkreis vernetzten sich."
Dass sich Ekkehard Sauers Engagement für mehr Musikinstrumente schon gelohnt hat - davon konnten sich auch Manfred Hugo, Landrat des Landkreises Osnabrück, und der Bürgermeister der Stadt Osnabrück, Burkhard Jasper, überzeugen: Lautstark meldeten sich Sauers Sechstklässler aus der Bläserklasse live mit einem musikalischen Intermezzo zu Wort. Ein schöner Nebeneffekt der Veranstaltung "Fundraising für Schulen" wurde erst im Anschluss an die Vorträge deutlich: "Eltern, Lehrer, Träger und Fördervereine aus Stadt und Landkreis vernetzten sich. Auch in punkto Mittelbeschaffung werden sie sicherlich voneinander lernen können", erklärte Brickwedde.
Ansprechpartner für Fragen zum Projekt :
Universität Bremen, Jens Uwe Böttcher, Telefon:0421/218-9277, jub@uni-bremen.de,www.uni-bremen.de