Osnabrück / Berlin. "Es ist die Leistung dieses Unternehmers, dass ökologieorientierte Kriterien in der Textilindustrie heute selbstverständlich sind. Und nicht nur das. Klaus Steilmann ist eine Persönlichkeit, die ökologisch, sozial und politisch Trends in Wirtschaft und Gesellschaft gesetzt hat. In seinem Leben war Nachhaltigkeit schon immer Handlungsprinzip, lange bevor es bei anderen in Mode kam." - Mit diesen Worten würdigte heute Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), Osnabrück, die Vergabe des Deutschen Umweltpreises 1999 der Stiftung an Dr.-Ing. h.c. Klaus Steilmann (Wattenscheid).
Vor Journalisten in Berlin charakterisierte er den 1929 in Mecklenburg geborenen Steilmann als eine Persönlichkeit, die sich mit Beginn ihrer unternehmerischen Tätigkeit 1958 mit sozialen, seit zehn Jahren auch intensiv mit ökologischen Fragestellungen befasst habe. Frühzeitig habe Steilmann den Mut besessen, sich mit dem Thema Ökologie in Textilien und Bekleidung auseinanderzusetzen und dabei den gesamten Produktionsprozess "von der Wiege bis zur Bahre" im Auge gehabt.
Als eines der ersten Unternehmen Deutschlands habe Steilmann ökologische Einkaufsbedingungen in die Textilbranche eingeführt und sich für den Ausschluss giftiger Farbstoffe in Textilien eingesetzt. So habe er nicht nur in seiner Branche, sondern auch in der Chemie- und Konfektionsindustrie, beim Groß- und Fachhandel und in der Landwirtschaft ein außerordentliches Umdenken bewirkt. Die Firma Steilmann habe als Erste ökologieorientierte Kollektionen geschaffen und das Thema Umwelt an breitere Bevölkerungskreise herangetragen.
Als Steilmann - seit 1992 Mitglied des Club of Rome aufgrund seines umwelt-, bildungs- und industriepolitischen Einsatzes - Anfang der 90er Jahre sein Umweltengagement habe wissenschaftlich unterfüttern wollen, sei er sehr schnell auf zahlreiche "weiße Flecken" in der Universitäts- und Hochschullandschaft gestoßen. 1991 habe er ein eigenes Forschungsinstitut gegründet, das heute als "Klaus-Steilmann-Institut für Innovation und Umwelt" weltweit einen guten Ruf besitze. An der Universität Witten-Herdecke habe er einen Lehrstuhl gestiftet, der unter anderem in der Vorbereitung und Durchführung von Forschungs- und Entwicklungsprojekten der Textil- und Bekleidungsindustrie einen Arbeitsschwerpunkt habe. Brickwedde: "Herr Steilmann hat nicht nur ein unglaubliches persönliches Engagement für den Nachhaltigkeitsgedanken gezeigt. Er hat auch erhebliche Finanzmittel investiert - und das in einer Branche, die in den letzten Jahren in Deutschland alles andere als von der Konjunktur begünstigt war."
Dabei habe Steilmanns Blick nicht nur Deutschland gegolten, sondern vor allem auch Osteuropa. So habe er mitgeholfen, an der Moskauer Staatlichen Lomonosov-Universität ein Ausbildungsprogramm für die sozialpsychologischen, organisatorischen und ökologischen Probleme des Unternehmertums in Russland zu entwickeln. Entstanden seien zahlreiche Standardwerke in russischer Sprache, aus denen viele Anregungen für den ökologischen Umbau Russlands abzuleiten seien. Steilmann setze sich eben auch da für unternehmerische Umweltpolitik ein, wo die ökonomischen Voraussetzungen eher ungünstig seien. Auch in Westeuropa habe sich Steilmann als Präsident und Präsidiumsmitglied zahlreicher Fachverbände eingesetzt für die Einführung einheitlicher ökologischer Qualitätsmaßstäbe über Grenzen hinweg.
Global denken, global und lokal handeln - diese Forderung gelte für Klaus Steilmann in besonderem Maße. Denn trotz seines internationalen Engagements habe der Unternehmer auch seine Heimatstadt Wattenscheid nicht aus den Augen verloren. Zu Beginn der 90er Jahre habe er eine umfassende Strukturreform im Ruhrgebiet gefordert und schließlich durchgesetzt, dass in Wattenscheid ein ehemaliges Zechengelände zu einem modernen Ökotextil-Technologiezentrum umgebaut wurde.