Prora. Die DBU Naturerbe GmbH, eine Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), stellte den Bürgermeistern der beteiligten Gemeinden am Mittwoch die aktuelle Planung und erste Pflegemaßnahmen für ihre Naturschutzflächen auf Rügen vor.
Die gemeinnützige DBU Naturerbe GmbH, seit Februar 2009 neue Eigentümerin des Nationalen Naturerbes auf Rügen, informierte die Gemeinden Binz, Bergen, Buschvitz und Sassnitz über ihre Naturschutzziele und erste Planungsergebnisse. Gleichzeitig nahm sie Anregungen aus der Region auf. Prof. Werner Wahmhoff, fachlicher Leiter der DBU Naturerbe GmbH, betonte, „eine dauerhafte Zusammenarbeit der DBU Naturerbe GmbH mit regionalen Interessenvertretern ist angestrebt“. Weitere Gespräche mit lokalen Akteuren und den Gemeinden würden noch vor Abschluss der Naturschutzplanungen erfolgen.
„Ich werde die Interessen der einheimischen Bevölkerung vertreten und hoffe auf eine fruchtbare Zusammenarbeit zum beiderseitigen Vorteil“, sagte Horst Schaumann, Bürgermeister von Binz. Er begrüße die Initiative der DBU Naturerbe GmbH zur Beteiligung der Region durch eine vertrauensbildende, langfristige Zusammenarbeit vor Ort.
„Die Naturerbeflächen der DBU liegen am Kleinen Jasmunder Bodden und erstrecken sich über rund 1.900 Hektar“, erläuterte Revierleiter Frank Bölke, der das Gebiet im Auftrag der DBU Naturerbe GmbH betreut. Das „DBU Naturerbe Prora“ umfasse den Großteil der Schmalen Heide einschließlich der als Ausflugsziel beliebten Feuersteinfelder. Etwa drei Viertel der Naturschutzflächen, zu denen auch die Halbinseln Stedar und Pulitz gehörten, seien bewaldet.
Entwicklung neuer "Wildnis" und Erhalt offener und feuchter Lebensräume
„Ziel der DBU Naturerbe GmbH ist es“, erklärte Tina Schlossorsch, Ansprechpartnerin für die Flächen auf Rügen und zuständig für das Offenlandmanagement, „die Strukturvielfalt und den Reichtum an heimischen Tier- und Pflanzenarten auf den Naturerbeflächen zu erhalten“. Neben der Entwicklung von neuer „Wildnis“ in den Waldbeständen stehe dabei der Erhalt wertvoller Offenlandlebensräume für bedrohte Arten, wie der Heidelerche und Mondraute, durch geeignete Pflegemaßnahmen im Vordergrund. Auch Feuchtbiotope würden für zahlreiche gefährdete Arten bewahrt und optimiert.
„Auf den Offenlandflächen der Seesandebene und Halbinsel Buhlitz werden derzeit zunächst einzelne, junge Kieferngruppen entnommen und Ginsterbüsche zurück geschnitten, um den Grundstein für eine dauerhafte Offenhaltung der zuwachsenden Flächen zu legen“, so Schlossorsch. Die Kiefern würden als Energieholz genutzt. Zur Pflege des Offenlandes sei weiterhin eine Beweidung geplant. Einige Bereiche in der Lubkower Niederung, die der Wald bereits zurück erobert habe, könnten sich natürlich weiter entwickeln. Dadurch entstehe ein vielfältiges Mosaik an artenreichen Naturräumen, die auch als Erholungsgebiete einen besonderen Reiz hätten. Die DBU Naturerbe GmbH strebe an, die Schönheit und Besonderheit des Naturerbes für Einwohner und Besucher erlebbar zu machen.
„Rund 900 Hektar wertvolle, naturnahe Laubmischwälder und alte Kiefernwälder auf den Naturerbeflächen werden unmittelbar einer ungestörten, natürlichen Entwicklung überlassen“, erklärte Otto Denstorf, zuständig für das Waldmanagement. Die dabei langfristig entstehende „Wildnis“ biete einen ungestörten Lebensraum für viele seltene Insekten, Pilze, Moose und Flechten, aber auch für schützenswerte Vogelarten, beispielsweise Spechte. In den übrigen, etwa 600 Hektar Waldgebiet müssten die naturfernen Bestände zunächst durch Waldumbau in strukturreiche Mischwälder überführt werden.
Die DBU Naturerbe GmbH, die ihren Sitz in Osnabrück hat, wird insgesamt rund 46.000 Hektar national bedeutsame Flächen in neun Bundesländern von der Bundesregierung übernehmen, um diese langfristig für den Naturschutz zu sichern. Die meisten der 33 Gebiete wurden vormals militärisch genutzt. Die Naturschutzmaßnahmen führt die DBU Naturerbe GmbH gemeinsam mit den ortskundigen Mitarbeitern des Bundesforsts aus. In Mecklenburg-Vorpommern liegen mit einer Gesamtfläche von über 13.000 Hektar sechs der DBU Naturerbeflächen.
Ansprechpartner für Fragen zum DBU Naturerbe Prora:
Tina Schlossorsch, DBU Naturerbe GmbH
Frank Bölke, Revierleiter Bundesforst, Telefon: 038393/23 51