Steinmeier: Umwelt- und Klimaschutz nicht auf unbestimmte Zeit verschieben

Deutscher Umweltpreis der DBU „ein ganz besonderes Signal“

Osnabrück. Russlands „brutaler Angriffskrieg“ gegen die Ukraine ist nach den Worten von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier „auch ein Anschlag auf Wirtschaft, Umwelt und Klima“. Beim Festakt heute (Sonntag) in Magdeburg zur Verleihung des Deutschen Umweltpreises der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) in Höhe von insgesamt 500.000 Euro rief er zu Entschlossenheit und Handeln auf: „Wir dürfen nicht zulassen, dass der Umwelt- und Klimaschutz angesichts des Krieges auf unbestimmte Zeit verschoben wird!“

„Wir müssen noch schneller ins postfossile Zeitalter aufbrechen“

Die Forderung des Staatsoberhaupts: „Wir müssen jetzt noch schneller ins postfossile Zeitalter aufbrechen.“ Es gelte, Energieversorgung, Industrie, Mobilität „noch schneller klimaneutral“ zu machen. Und es gehe darum, noch schneller neue Partner zu gewinnen, „um Abhängigkeiten von einzelnen zu reduzieren“ und „nicht nur auf die günstigsten Lieferanten“ zu schauen. Zwar fielen derartige Herausforderungen in eine Zeit, „in der sich viele Menschen um ihr Unternehmen oder ihren Arbeitsplatz sorgen oder sich fragen, wie sie ihre Strom- und Gasrechnung bezahlen sollen“. Doch die durch den Ukraine-Krieg ausgelöste geo- und energiepolitische Zeitenwende sieht Steinmeier auch als Chance: „Wir können Deutschland jetzt zu einer Industrie- und Exportnation neuen Typs machen – klimaneutral und technologisch führend, vernetzt und weniger verwundbar.“ DBU-Generalsekretär Alexander Bonde sagte, trotz der Energiekrise dürfe Deutschland nicht verzagen. „Lassen Sie uns mutig sein“, so Bonde. „Wir müssen Kurs halten für Klimaschutz und Abkehr von fossiler Energieversorgung.“ Die Energiewende könne gelingen – auf den drei Säulen „Effizienz, Einsparung und regenerative Quellen“.

Unter den Gästen auch ukrainische Stipendiatinnen und Stipendiaten der DBU

Der mittlerweile zum 30. Mal von der DBU vergebene Deutsche Umweltpreis gewinnt nach Steinmeiers Worten „von Jahr zu Jahr an politischer und gesellschaftlicher Bedeutung“. Angesichts des russischen Ukraine-Kriegs gehe von der Auszeichnung „ein ganz besonderes Signal aus“. Sogar sprichwörtlich: Unter den rund 900 Gästen im Festsaal waren acht Menschen aus der Ukraine – allesamt Teilnehmende des DBU-Fellowship-Programms für Mittel- und Osteuropa (MOE) oder – als Teil des MOE-Fellowships – eines Sonderprogramms Ukraine, das die Deutsche Bundesstiftung Umwelt wegen des Ukraine-Kriegs im März dieses Jahres installiert hat. Das MOE-Fellowship will Weiterbildung und -qualifikation im Umwelt- und Naturschutz unterstützen und richtet sich an Graduierte sowie Doktoranden.

Eine der höchstdotierten Umwelt-Auszeichnungen Europas

Der Deutsche Umweltpreis zählt mit 500.000 Euro zu den höchstdotierten Umwelt-Auszeichnungen Europas; dieses Jahr vergibt die Deutsche Bundesstiftung Umwelt zudem einen Ehrenpreis über 20.000 Euro. 2022 würdigt der DBU-Umwelt- und Ehrenpreis herausragende Leistungen für Schiffbau, Wildnis und Landwirtschaft. Den Deutschen Umweltpreis teilen sich die Schiffbau-Ingenieure Friedrich Mewis und Dirk Lehmann mit dem Biologen Dr. Christof Schenck. Der Ehrenpreis geht zu gleichen Teilen an Myriam Rapior als Vertreterin der jungen Umweltbewegung sowie Kathrin Muus als junge Engagierte aus der Landwirtschaft.

Erfindergeist, wirtschaftlicher Wagemut, Wildnisschutz und Schulterschluss

Tüftler Mewis und Unternehmer Lehmann warfen Erfindergeist und wirtschaftlichen Wagemut in die Waagschale und brachten mit ihrem Becker Mewis Duct (BMD) die Schifffahrt auf Klimakurs: Seit Markteinführung 2008 sparte diese zwischen Schiff und Propeller montierte hydrodynamische Vordüse weltweit bislang bei rund 1400 Tankern, Massengutfrachtern und Containerschiffen nicht nur Millionen Tonnen Schweröl ein, sondern auch etwa zwölf Millionen Tonnen klimaschädliches Treibhausgas Kohlenstoffdioxid. Positiver Nebeneffekt: leisere Schiffe und dadurch geringere Lärmbelastung für Meerestiere wie Wale. Biologe Schenck, Geschäftsführer der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF), erhält die Auszeichnung „als Kämpfer für die Wildnis“, so Bonde. Schenck setzt sich für den Schutz großer Wildnisrefugien ein, schuf überdies mit dem internationalen Naturerbe-Fonds Legacy Landcapes Fund einen Weg zum Erhalt des Weltnaturerbes. Der DBU-Ehrenpreis für Rapior und Muus ist Anerkennung für deren bemerkenswerte Vermittlerrolle in der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL). Der ZKL-Abschlussbericht 2021 mit Empfehlungen für eine nachhaltigere Landwirtschaft auf zugleich ökonomisch tragfähigem Fundament trägt auch ihre Handschrift. Eine erhöhte Aufgeschlossenheit für unterschiedliche Positionen zwischen Landwirtschaft und Umwelt ist auch ein Verdienst der beiden Frauen.

Bundespräsident Steinmeier: Engagierte Menschen sind der größte Schatz unseres Landes

„Mehr denn je brauchen wir Menschen, die uns Wege aufzeigen, um Tiere und Pflanzen zu erhalten und die Erderwärmung zu stoppen. Mehr denn je brauchen wir Menschen, die es möglich machen, dass wir in Zukunft im Einklang mit der Natur leben und wirtschaften“, sagte der Bundespräsident beim Festakt. Die von der DBU ausgezeichneten Menschen „führen uns vor Augen, was gerade wir in Deutschland alles tun können, um Artensterben und Klimawandel aufzuhalten und in eine bessere Zukunft aufzubrechen“. Engagierte Menschen seien „der größte Schatz unseres Landes“. Deren Erfindergeist, Unternehmermut, Leidenschaft und Tatkraft würden Menschen auf der ganzen Welt „immer neue Wege in ein lebenswertes Morgen“ bahnen. Mewis, Lehmann, Schenck, Rapior und Muus seien „Gesichter des Fortschritts“, sagte der Bundespräsident.

Hintergrund:
Mit dem 2022 zum 30. Mal verliehenen Deutschen Umweltpreis der DBU werden Leistungen von Menschen ausgezeichnet, die vorbildlich zum Schutz und Erhalt der Umwelt beitragen. Prämiert werden Projekte, Maßnahmen und Lebensleistungen. Kandidatinnen und Kandidaten werden der DBU vorgeschlagen. Berechtigt dazu sind etwa Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften, Kirchen, Umwelt- und Naturschutzverbände, wissenschaftliche Vereinigungen und Forschungsgemeinschaften, Medien, das Handwerk und Wirtschaftsverbände. Selbstvorschläge sind nicht möglich. Eine vom DBU-Kuratorium ernannte Jury unabhängiger Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Technik und gesellschaftlichen Gruppen empfiehlt dem DBU-Kuratorium Preisträgerinnen und Preisträger für das jeweilige Jahr. Das DBU-Kuratorium fällt die endgültige Entscheidung.
Infos: https://www.dbu.de/umweltpreis sowie https://www.dbu.de/umweltpreis-blog/

Große Bühne: In einem feierlichen Festakt hat die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) mit Sitz in Osnabrück heute (Sonntag) den jährlichen Deutschen Umweltpreis in Höhe von gesamt 500.000 Euro sowie zusätzlich einen Ehrenpreis über 20.000 Euro vergeben, 2022 in Magdeburg. Überreicht wurden die Preise von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Das Foto zeigt (von links): Kathrin Muus, Myriam Rapior, Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff, Christof Schenck, DBU-Generalsekretär Alexander Bonde, Bundespräsident Steinmeier, DBU-Kuratoriumsvorsitzender Kai Niebert, Friedrich Mewis, Bundesumweltministerin Steffi Lemke sowie Dirk Lehmann.
© Peter Himsel/DBU
„Ein ganz besonderes Signal“: Die Verleihung des Deutschen Umweltpreises der DBU gewinnt nach den Worten von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (links, hier mit DBU-Generalsekretär Alexander Bonde) „von Jahr zu Jahr an politischer und gesellschaftlicher Bedeutung“. Wie in den Vorjahren überreichte das Staatsoberhaupt auch 2022 die Auszeichnung, dieses Mal in Magdeburg. Bonde sagte: „Lassen Sie uns mutig sein.“ Es gelte Kurs zu halten für Klimaschutz und Abkehr von fossiler Energieversorgung.
© Peter Himsel/DBU
Nicht verzagen: DBU-Generalsekretär Alexander Bonde (zweiter von rechts, neben Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier) warb bei der Verleihung des Deutschen Umweltpreises der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) dafür, trotz der durch den Ukraine-Krieg ausgelösten Energiekrise nicht zu verzagen. „Lassen Sie uns mutig sein“, so Bonde. Es gelte Kurs zu halten für Klimaschutz und Abkehr von fossiler Energieversorgung.
© Peter Himsel/DBU
Erfindergeist, Unternehmermut, Wildnisschutz und Schulterschluss statt Grabenkämpfen: Diese Leistungen würdigt die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) 2022 mit dem Deutschen Umweltpreis und zusätzlich mit einem Ehrenpreis. DBU-Kuratoriumsvorsitzender Kai Niebert (dritter von links) und DBU-Generalsekretär Alexander Bonde (fünfter von links) zusammen mit den Ausgezeichneten (von links): Myriam Rapior und Kathrin Muus (Ehrenpreis), Christof Schenck sowie Friedrich Mewis und Dirk Lehmann.
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DBU-Umweltpreisträger Friedrich Mewis (links) und Dirk Lehmann. Beide Schiffbauingenieure haben den Becker Mewis Duct entwickelt und damit die Schifffahrt auf Klimakurs gebracht.
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DBU-Umweltpreisträger Christof Schenck. Der Biologe und Geschäftsführer der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF) ist ein Kämpfer für die Wildnis und die wilden Schatzkammern des Lebens.
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DBU-Umweltpreisträger Christof Schenck. Der Biologe und Geschäftsführer der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF) hat mit dem internationalen Naturerbe-Fonds Legacy Landscapes Fund eine Finanzierungsgrundlage zum Erhalt des Weltnaturerbes für künftige Generationen geschaffen.
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Ehrenpreisträgerinnen der DBU: Kathrin Muus (links) und Myriam Rapior werden für ihren Einsatz als Brückenbauerinnen in der Zukunftskommission Landwirtschaft ausgezeichnet. Beide junge Frauen schafften es in dem Gremium, lang schwelende Konflikte zwischen Landwirtschaft und Umwelt zu versöhnen und Verständnis für die jeweils anderen Positionen zu wecken.
© Peter Himsel/DBU
Plädoyer für die Energiewende: DBU-Generalsekretär Alexander Bonde sieht die Lösungen für eine nachhaltige Zukunft und einen Ausweg aus der Energiekrise in Effizienz, Einsparung und regenerativen Quellen.
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Fast 900 Gäste waren beim Festakt zur 30. Verleihung des Deutschen Umweltpreises der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) im Maritim Hotel in Magdeburg dabei. Auch die Jüngsten hörten gebannt zu. Der Preis in Höhe von insgesamt 500.000 Euro zählt zu den höchstdotierten Umwelt-Auszeichnungen Europas. Wie in den Vorjahren wurde der Preis auch 2022 vom Bundespräsidenten persönlich überreicht.
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Becker Mewis Duct auf der Leinwand: Anhand eines Modells ihrer Erfindung erläutern die diesjährigen Umweltpreisträger Friedrich Mewis (Mitte) und Dirk Lehmann bei der von Judith Rakers (links) moderierten Verleihung des Deutschen Umweltpreises der DBU, wie diese zwischen Schiff und Propeller montierte energiesparende Vordüse funktioniert.
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Gefahr für die Schatzkammern des Lebens: Am Beispiel eines goldenen (Kunststoff-) Exponats verdeutlicht Umweltpreisträger Christof Schenck bei der von Judith Rakers moderierten Verleihung des Deutschen Umweltpreises der DBU, wie sehr die Gier nach wertvollen Metallen die Existenz von Wildnisrefugien aufs Spiel setzt.
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Brückenbauerinnen: Die DBU-Ehrenpreisträgerinnen Myriam Rapior und Kathrin Muus (zweite und dritte von links) schildern Bundesumweltministerin Steffi Lemke (rechts) und Moderatorin Judith Rakers, was aus ihrer Sicht notwendig ist, um schwelende Konflikte zwischen Landwirtschaft und Umwelt zu mildern und für Verständnis konträrer Positionen zu werben.
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Gewohnt souverän: Die als Tagesschau-Sprecherin bekannte Judith Rakers (hier mit dem DBU-Kuratoriumsvorsitzenden Kai Niebert) führte als Moderatorin durch den Festakt zur Verleihung des Deutschen Umweltpreises 2022 der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) in Magdeburg.
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Große Bühne: In einem feierlichen Festakt hat die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) mit Sitz in Osnabrück heute (Sonntag) den jährlichen Deutschen Umweltpreis in Höhe von gesamt 500.000 Euro sowie zusätzlich einen Ehrenpreis über 20.000 Euro vergeben, 2022 in Magdeburg. Überreicht wurden die Preise von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Das Foto zeigt (von links): Kathrin Muus, Myriam Rapior, Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff, Christof Schenck, DBU-Generalsekretär Alexander Bonde, Bundespräsident Steinmeier, DBU-Kuratoriumsvorsitzender Kai Niebert, Friedrich Mewis, Bundesumweltministerin Steffi Lemke sowie Dirk Lehmann.
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