Borken. Bundestagsabgeordnete Nadine Heselhaus (SPD) besuchte gemeinsam mit dem SPD-Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat Borken, Jürgen Niemeyer, in der parlamentarischen Sommerpause die DBU-Naturerbefläche Borken in ihrem Wahlkreis. Der ehemalige Standortübungsplatz der Bundewehr rund um den Lünsberg wurde 2016 als Teil des Nationalen Naturerbes vom Bund an die gemeinnützige Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), dem DBU Naturerbe, übertragen und ist seitdem dem Naturschutz gewidmet. Die Fachliche Leiterin im DBU Naturerbe, Susanne Belting, und Revierleiter Horst Böke vom Bundesforstbetrieb Rhein-Weser erläuterten während einer Wanderung die Besonderheiten der Fläche.
Bundesinitiative als Meilenstein im deutschen Naturschutz
Das Nationale Naturerbe wird als Bundesinitiative im kommenden Jahr 20 Jahre alt. Die jeweiligen Bundesregierungen hatten seit 2005 schrittweise ehemalige militärisch genutzte Areale, Flächen entlang der früheren innerdeutschen Grenze, Treuhandareale und stillgelegte Braunkohletagebaue nicht einfach privatisiert, sondern dem Naturschutz verschrieben. Inzwischen gehören bundesweit rund 164.000 Hektar zum Nationalen Naturerbe. 70.000 Hektar gingen an das DBU Naturerbe. „Diese Initiative stellt einen Meilenstein im deutschen Naturschutz dar und ist für den Bund ein wichtiger Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt“, meinte Belting. Die Fachliche Leiterin betonte, wie wichtig es sei, den Wert dieser „natürlichen Schmuckkästchen“ zu erleben und freute sich über das Interesse von Heselhaus und Niemeyer. Belting: „Vielerorts können wichtige Naturschutzmaßnamen nicht oder nur schwer umgesetzt werden, weil schlichtweg die Flächenverfügbarkeit fehlt. Das weltweite Artensterben schreitet aber lautlos voran und bedroht unsere Lebensgrundlage. Wir müssen schneller in die Umsetzung kommen.“ Hier am Lünsberg habe Naturschutz oberste Priorität: Im DBU Naturerbe werden offene Lebensräume wie der Fliegerberg durch Pflege bewahrt, strukturarme Forste zu naturnahen Wäldern umgewandelt und möglichst ohne menschlichen Eingriff ihrer natürlichen Entwicklung überlassen und Feuchtgebiete sowie Gewässer ökologisch aufgewertet oder erhalten. „Die Wälder im Nationalen Naturerbe tragen dazu bei, dass wir unsere Ziele der Nationalen Biodiversitätsstrategie erreichen“, betont Belting. Ein Ziel sei es, deutschlandweit fünf Prozent der Wälder aus der Nutzung zu nehmen. „Mit den DBU-Naturerbeflächen Borken und Weißes Venn-Geisheide bei Lavesum habe ich zwei Flächen im Nationalen Naturerbe in meinem Wahlkreis. Die Areale dienen für Tier- und Pflanzenarten auch als Trittsteine im Sinne eines bundesweiten Biotopverbunds. In Berlin werde ich mich für ihren weiteren Schutz einsetzen“, so die Bundestagsabgeordnete, die sowohl im Umwelt- als auch im Finanzausschuss sitzt.
Förster gibt Laubbäumen Licht und lässt Totholz im Wald
Während ihrer Wanderung zum Fliegerberg und zum Lünsberg erläuterte Böke, wie er den Kiefern dominierten Wald zu einem Laubmischwald entwickelt. Nach den Vorgaben im Naturerbe-Entwicklungsplan arbeitet der Förster dabei vor allem mit Licht. „Indem ich Nadelholz entnehme, bekommen vereinzelt vorhandene Laubbäume wie Eichen im Bestand mehr Raum zur Entwicklung und für die erfolgreiche Naturverjüngung“, so Böke. Abgestorbene Bäume lasse er im Wald, damit sie als Totholz gerade für Pilze oder Käfer selten gewordene Lebensräume stellen könnten. An der Weide am Fliegerberg angekommen, erläuterte Belting: „Hier hat sich auch aufgrund des militärischen Betriebs im Laufe der Jahre ein nährstoffarmer Silikatmagerrasen ausgebildet, der sich entwickeln konnte, weil nicht gedüngt oder mit Pflanzenschutzmitteln gearbeitet wurde.“ Derartige Lebensräume können nur durch naturschutzgerechte Pflege und Nutzung erhalten werden – regelmäßige Mahd, Entbuschungen und eine extensive Beweidung wie am Fliegerberg mit den drei Schottischen Highland-Bullen Markus, Otis und Malcom junior spielen dabei eine wichtige Rolle. In der Regel sei die Pflege des Offenlands kostenintensiv und ein langfristiges Zuschussgeschäft. „Naturschutz gibt es nicht zum Nulltarif. Wir arbeiten mit unseren Pächterinnen und Pächtern daran, ausreichend Förderung und Mittel zu generieren, um unserem Auftrag gerecht zu werden.“