Schwefel, Schimmel, Staub, Schäden: sächsisches Orgeloriginal bald gerettet?

DBU fördert Sanierung in der Ostritzer Pfarrkirche „Mariä Himmelfahrt“ mit 80.000 Euro

Ostritz. Die 134 Jahre alte Orgel der Ostritzer Pfarrkirche „Mariä Himmelfahrt“, der schwefelsaures Regenwasser, Asche und Staub stark zugesetzt haben, soll Vorbild für die Sanierung eines umweltgeschädigten Kulturgutes werden. Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), übergab heute an Oliver Motzny, Projektkoordinator der Initiativgruppe Orgelbau, ein Bewilligungsschreiben über rund 80.000 Euro. „Die Braunkohleverstromung hat Schäden an Denkmälern aus Naturstein, an historischen Glasmalereien, aber auch, wie in diesem Fall, in Innenräumen hervorgerufen“, sagte Brickwedde und spielte auf die von Kohlekraftwerken und hoher Luftverschmutzung ehemals als  „Schwarzes Dreieck“ titulierte Region um Ostritz an. Freigesetzte Schadstoffe seien durch die undichte Außenhülle der Kirche in die Orgel eingedrungen und hätten zu massiven Feuchteschäden und einer intensiven Schimmelbelastung geführt. Der Verfall solle jetzt mithilfe der DBU gestoppt werden.

Schimmel und Feuchte durch Schadstoffe

Die wertvolle Orgel der Ostritzer Pfarrkirche gelte durch ihre fast vollständig erhaltene technische Anlage und ihre hohe Qualität als ein schützenswertes Kulturdenkmal der sächsischen Orgelkunst und -tradition, betonte Brickwedde. Erbaut wurde sie 1878 in der Werkstatt des Hoforgelbauers Carl Eduard Jehmlich. Er schuf unter anderem die Orgeln des Dresdener Opernhauses und der Synagoge. Die Bausubstanz der Orgel der Ostritzer Pfarrkirche sei während der letzten Jahrzehnte stark vernachlässigt worden, berichtete Motzny. Durch die Schadstoffe hätten sich nicht nur Schimmel und Feuchte in der Orgel gebildet – auch die Holzteile seien durch den Gebrauch des Insektenschutzmittels „Hylotox“ belastet worden. Wegen seiner guten Wirksamkeit gegen Insekten und des einfachen Herstellungsverfahrens war es jahrzehntelang das in der damaligen DDR meistverwendete Insektizid. Allerdings reicherte es sich im Gewebe von Menschen und Tieren am Ende der Nahrungskette an.

Orgel soll in Konzerte mit eingebunden werden

„Nach ihrer Sanierung soll die Orgel zunehmend in der Kirche genutzt, aber auch in Konzerte mit eingebunden werden. Auf diese Weise können wir die Besucher auf die Problematik menschlicher Umwelteinflüsse und die besonderen Sanierungsaufgaben aufmerksam machen. Darüber hinaus kann das Instrument als regionale Referenzanlage besichtigt werden“, erläuterte Motzny.

Ostritzer Kirche ist ein Objekt von überregionaler Bedeutung

Auch das Raumklima soll verbessert werden, um erneutem Schimmelwachstum vorzubeugen. Dieses Vorgehen wird vom Institut für Diagnostik an Denkmalen in Sachsen und Sachsen-Anhalt und der Hochschule Zittau-Görlitz durchgeführt. „Die durch Braunkohleasche und -staub sowie durch eindringendes Niederschlagswasser hervorgerufene Schimmelbelastung soll mit der beantragten Maßnahme nachhaltig beseitigt und für die Zukunft durch eine Neuregelung der Klimasteuerung vermieden werden. Die Ostritzer Kirche ist als eine der ältesten Kirchen des Bistums Dresden-Meißen ein Objekt von überregionaler Bedeutung“, so Brickwedde. Das Förderprojekt soll innerhalb eines Jahres abgeschlossen sein.

Ansprechpartner für Fragen zum Projekt (AZ 30200): Oliver Motzny, Initiativgruppe Orgelbau, Telefon 035823/86418

Mit rund 80.000 Euro unterstützt die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) die Orgelsanierung in der Ostritzer Pfarrkirche. Pfarradministrator Bernhard Wagner (r.) freut sich über die Förderzusage durch DBU-Generalsekretär Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde. Regina Risy, stellvertretendes Vorstandsmitglied der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien, die die Sanierung ebenfalls unterstützt, freut sich mit.
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