Schafft Modellgebäude gutes Klima für Pflanze und Mensch?

DBU fördert Projekt von Stuttgarter Firma für Nullenergie-Schulungs-Gewächshaus in Berlin

Berlin/Stuttgart. Laut Zahlen der Wageningen University (Niederlande) muss in den nächsten 40 Jahren so viel Nahrung produziert werden, wie die gesamte Menschheit in den letzten 8.000 Jahren verbraucht hat. Hochleistungsfähige Gewächshäuser seien nötig, um solche Mengen herzustellen. Doch der Energieverbrauch dieser „städtischen Farmen“ sei riesig. In einem Projekt des Ingenieurbüros sbp Sonne (Stuttgart) wird nun der Prototyp eines Schulungs-Gewächshauses in Berlin entwickelt. Es soll als Null- beziehungsweise Plusenergiehaus funktionieren – also gleich viel oder weniger Energie verbrauchen, als es erzeugt. Möglich machen soll dies moderne Technik, aber auch das gemeinsame Nutzen des Gebäudes durch Pflanzen und Menschen. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert das Projekt fachlich und finanziell mit 430.000 Euro.

Gebäude mit hohem Energieverbrauch

„Normale Büro- und Gewächshäuser haben einen hohen Energieverbrauch. Im Winter müssen sie geheizt, im Sommer gekühlt werden. Sie müssen belüftet und beleuchtet werden“, erklärt die DBU-Referentin für Architektur und Bauwesen, Sabine Djahanschah. Dabei seien die Anforderungen, die Pflanzen und Menschen an ihre Umgebung stellen, zum Teil gegensätzlich. Genau das will sich das Projekt der sbp Sonne zu Nutze machen und so Energie sparen: Frei nach dem Motto – Des Einen Abfall ist des Anderen Schatz.

Pflanze und Mensch nützen sich gegenseitig

Damit Mensch und Pflanze sich gegenseitig helfen können, sehe das Konzept vor, Schulungs- und Büroräume mit Gewächshausbereichen abzuwechseln. „Die Pflanzen wirken dabei wie eine Klimaanlage. Sie produzieren Abfallprodukte wie Sauerstoff, Luftfilterung und Luftfeuchtigkeit. Außerdem verbessern sie die Raumluft durch das Binden von Staub und Schadstoffen. Umgekehrt sorgen die menschlichen Abfallprodukte wie Kohlendioxid, Wärme und Luftbefeuchtung für ein besseres Wachsen der Pflanzen“, erklärt Projektleiter Gerhard Weinrebe.

Klimafreundlich durch moderne Technik

Doch nur das Zusammensein von Pflanzen und Menschen reiche nicht aus, um das Gebäude energieneutral werden zu lassen. Zusätzlich plane man für den Prototyp auf dem Gelände der Bezirksgärtnerei Berlin Charlottenburg den Einsatz modernster Technik. Das Gebäude solle so automatisch auf wechselnde äußere Einwirkungen wie Licht, Temperatur und Luftqualität reagieren. Das geschehe zum Beispiel durch einen speziellen Sonnenschutz, der je nach Temperatur und dem Einstrahlen von Sonnenlicht Teile der gläsernen Oberfläche verdunkele.

Vorbild für andere Gebäudekomplexe

„Gewächshäuser werden bei steigender Weltbevölkerung ein zusätzliches und wichtiges Element zur Ernährungssicherheit darstellen. Das Konzept eines Schulungs-Gewächshauses als Nullenergiehaus zeigt Wege auf, wie dieser neue Gewächshaustyp in Kombination mit Schulungs- oder Büroflächen den steigenden Bedarf klimafreundlich ermöglichen kann“, betont DBU-Generalsekretär Alexander Bonde.


Ansprechpartner bei fachlichen Fragen zum Projekt (AZ 35216): Gerhard Weinrebe, Tel. 0711|648710

Gewächshäuser für die Nahrungsproduktion der Zukunft sollen deutlich weniger Energie verbrauchen als bisher.
© Greta Flohe/piclease

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