Sandmagerrasen erhalten und Wald natürlich entwickeln

DBU-Naturerbefläche Borken: Naturschutzfahrplan für die kommenden zehn Jahre steht

Velen/Borken. Bauernsenf, Platterbsen-Wicke, Frühe Haferschmiele oder Hunds-Veilchen: Diese Pflanzenarten sind im Münsterland durch den Landschaftswandel und Verlust geeigneter Standorte teilweise sehr selten geworden. Sie alle wachsen in offenen Magerrasen. Auf der rund 200 Hektar großen DBU-Naturerbefläche Borken finden sich noch solche naturschutzfachlich wertvollen Relikte, die an die münsterländische Landschaft des 19. Jahrhunderts erinnern. Die Eigentümerin DBU Naturerbe, eine gemeinnützige Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), stellt nun den fertigen Managementplan für die Fläche vor. Dieser setzt einen Schwerpunkt auf die Pflege des Offenlandes, um gefährdeten Arten wie dem Bauernsenf weiterhin einen Lebensraum zu bieten.

Ehemaliger Standortübungsplatz dem Naturschutz gewidmet

„Wir freuen uns, dass nun der Naturerbeentwicklungsplan fertiggestellt ist. Er sieht die Naturschutzmaßnahmen der kommenden zehn Jahre vor, Teile daraus sind bereits umgesetzt“, sagt Susanne Belting. Die Fachliche Leiterin im DBU Naturerbe hat den 135-seitigen Plan für die DBU-Naturerbefläche Borken mit ihrem Team und dem Bundesforstbetrieb Rhein-Weser erarbeitet und mit den Behörden abgestimmt. Neben der Offenlandpflege möchte das DBU Naturerbe den weitläufigen Kiefernwald langfristig zu einem naturnahen Laubmischwald entwickeln.

Tierische Landschaftspfleger erhalten wertvolles Offenland

Eine der wohl größten landschaftsprägenden Änderungen im Rahmen des Managementplans: Auf der ehemaligen Start- und Landebahn westlich des Fliegerbergs beweiden bereits seit dem vergangenen Jahr drei Schottische Hochlandrinder einen rund 12 Hektar großen Sandmagerrasenkomplex. Mit ihrem Verbiss halten sie die Fläche offen, die sonst nach und nach verbuschen und mit Gehölzen zuwachsen würde. „Solch mageres Offenland verschwindet zunehmend in der Normallandschaft, also außerhalb von Schutzgebieten. Die Beschreibung ‚mager‘, also ‚nährstoffarm‘, ist für die Natur kein negatives Merkmal, wie man annehmen könnte“, erklärt Belting. Tatsächlich sind Magerrasen besonders artenreich und bieten neben inzwischen selten gewordenen Pflanzen auch zahlreichen Insekten einen Lebensraum wie der in Nordrhein-Westfalen stark gefährdeten Blauflügeligen Ödlandschrecke. Bei der Weideeinrichtung am Fliegerberg spielte die Besucherlenkung für das DBU Naturerbe eine wichtige Rolle bei der Planung: „Wir möchten diese besondere Landschaft auf naturverträgliche Weise erlebbar machen. Beim Naturschutz sind alle gefragt; wir hoffen daher weiter auf die Kooperation und Akzeptanz der Bevölkerung“, so die Fachliche Leiterin. Belting weiter: „Wir möchten an dieser Stelle dem Pächter und Tierhalter für sein Engagement auf der Fläche danken.“

Zauneidechsen profitieren von fließendem Waldübergang

Nicht nur Pflanzenarten, auch Tiere wie die in Deutschland streng geschützte Zauneidechse profitieren vom Erhalt des Magerrasens. Die Biologische Station Zwillbrock, die auch Biotop- und Lebensraumtypen der Naturerbefläche kartierte, bestätigte 2018 in einem Gutachten die größte bislang bekannte Zauneidechsenpopulation im Kreis Borken. Neben den besonnten offenen Flächen kommt ihnen eine bereits umgesetzte Naturschutzmaßnahme zugute: Am Rand der Weide entstanden sogenannte halboffene, fließende Wald-Offenland-Übergänge. „Auch diese strukturreichen Waldränder sind in der Normallandschaft mit relativ scharfen Grenzen zwischen Wald und Landwirtschaftsflächen weitestgehend verloren gegangen. Doch besonders in diesen Übergangslebensräumen finden sich zahlreiche gefährdete Tierarten“, erklärt Belting. Neben den Reptilien haben hier Baumpieper, Heidelerche, Goldammer und Gartenrotschwanz ihre Reviere. Daher möchte das DBU Naturerbe Übergänge von Wald zu Offenland möglichst strukturreich gestalten.

Aus Wirtschaftsforst wird naturnaher Wald

Im 19. Jahrhundert begann sich die großflächige Heidelandschaft im Münsterland zu verändern. Viele Flächen wurden aufgeforstet, auch aufgrund der Nachfrage nach Kiefer als Grubenholz für den Bergbau im Ruhrgebiet – so auch auf der heutigen DBU-Naturerbefläche. Langfristig sollen sich die Wälder hier ohne menschliche Eingriffe natürlich entwickeln und zu einem naturnahen Laubmischwald werden. Laut Plan sollen gut 45 Prozent des Waldes innerhalb der nächsten 20 Jahre der natürlichen Entwicklung überlassen werden. Dafür wird der Bundesforstbetrieb Rhein-Weser im Auftrag des DBU Naturerbes den homogenen Kiefernforst auflichten und so Raum für junge Laubbäume wie zunächst Birken oder Ebereschen, später Eichen und Buchen schaffen. Naturschutzfachlich wertvolle Habitatbäume, die beispielsweise mit Höhlen und Rissen einen besonderen Lebensraum für Vögel und Insekten bieten, bleiben gezielt erhalten.


Ansprechpartner bei Fragen zur DBU-Naturerbefläche Borken: Jonathan Wende, Tel. +49 251 67490

Tierische Landschaftspfleger am Fliegerberg: Drei Schottische Hochlandrinder beweiden einen rund zwölf Hektar großen Sandmagerrasenkomplex auf der ehemaligen Start- und Landebahn.
© Pia Löttert
Im Münsterland immer seltener zu finden: Die Platterbsen-Wicke benötigt als Standort offene Magerrasen, wie sie auf der DBU-Naturerbefläche Borken noch erhalten sind.
© Tobias Leikauf/DBU Naturerbe
Die streng geschützte Zauneidechse findet auf der DBU-Naturerbefläche Borken geeignete Lebensräume – offenen Magerrasen als Sonnenplatz und fließende Waldübergänge mit vielen Verstecken.
© Werner Wahmhoff/DBU Naturerbe

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