Osnabrück/Ringfurth/Gardelegen. Jetzt ist es soweit: Die DBU Naturerbe GmbH ist neue Eigentümerin der Liegenschaften Kellerberge und Ringfurther Elbauen. Die gemeinnützige Tochter der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) verantwortet die Naturschutz- und Entwicklungsmaßnahmen auf den rund 285 Hektar (Kellerberge) und 1194 Hektar (Ringfurther Elbauen) großen Flächen in Sachsen Anhalt. Bisherige Eigentümerin war die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA). „Mit Unterzeichnung des Schenkungsvertrages haben wir am 18. Oktober offiziell die wichtige Aufgabe übernommen, die Liegenschaften dauerhaft für den Naturschutz zu sichern und die Bedeutung des Naturerbes in der Bevölkerung zu steigern“, betont Josef Feldmann, DBU-Stabsabteilungsleiter und Prokurist der DBU Naturerbe GmbH. Beide Liegenschaften haben eine militärische Vorgeschichte und gehören zu Flächen des „Nationalen Naturerbes“.
Ringfurther Elbauen: Altarme an Elbe anschließen
Die DBU-Naturerbefläche Ringfurther Elbauen liegt nordöstlich von Rogätz und südlich von Ringfurth und ist Teil des Biosphärenreservates „Mittelelbe“. Die alte Übersetzstelle diente dem Militär als Übungsplatz für Flussüberquerungen. Geprägt wird die beidseitig der Elbe liegende Fläche durch großflächige unzerschnittene Grünlandflächen, viele Altarme und die Weichholzaue. Diese werden an der Mittelelbe insbesondere von baum- und strauchförmigen Weiden gebildet. Auf den höher gelegenen Standorten wächst auch die stark gefährdete Schwarz-Pappl. Durch Flussbegradigungen, Entwässerungen für die Landwirtschaft und Bebauungen sind viele Auen in Deutschland stark zurückgedrängt worden und zählen inzwischen zu den gefährdetsten Waldgesellschaften. Eine Entwicklung, die Artenvielfalt einschränkt. Schließlich beherbergen Auenökosysteme mit ihren abwechselnd überfluteten und wieder trocken fallenden Böden eine große Vielfalt von Pflanzen und Tieren, die auf diesen sehr dynamischen Lebensraum spezialisiert sind. „Uns liegt viel daran, zukünftig die größeren Altarme und kleineren Flutrinnen auf unserer Liegenschaft wieder an die Elbe anzuschließen. Außerdem werden wir uns in enger Zusammenarbeit mit den Landwirten um die Erhaltung und Entwicklung der Auenwiesen kümmern“, erläutert Dr. Uwe Fuellhaas als zuständiger Flächenbetreuer der DBU Naturerbe GmbH die Ziele der naturschutzfachlichen Arbeit. Für die Pächter und Akteure vor Ort bleibt Bundesforst-Revierleiter Christian Block weiterhin der Ansprechpartner.
Kellerberge: Schutz der Heide und Trockenrasen
Die DBU-Naturerbefläche Kellerberge liegt nordöstlich von Gardelegen und diente dem Militär in den 30er Jahren Fliegerhorst und anschließend als Schießplatz. Die mit 285 Hektar vergleichsweise kleine Liegenschaft der DBU Naturerbe GmbH zeichnet sich durch ihre Heidelebensräume und Trockenrasen aus. Trocken- oder auch Magerrasen sind besondere Lebensräume, die sich an feuchtigkeits- und nährstoffarmen Standorten ausbilden. „Wir freuen uns, dass uns die Stadt Gardelegen im Rahmen einer Ausgleichs- und Ersatzmaßnahme unterstützt, diese Flächen zu erhalten“, so Fuellhaas. Auch begrüßt er das Engagement von Ehrenamtlichen des Naturschutzbundes NABU aus Magdeburg: In enger Zusammenarbeit mit dem Revierleiter hängen sie Niströhren und schütten Steinhaufen auf, um Brutplätze für den Wiedehopf zu schaffen. Der auffällige schwarz-weiß gefiederte drosselgroße Vogel mit seinem langen, gebogenen Schnabel ist in Deutschland selten geworden. Ansprechpartner vor Ort bleibt auch hier der Bundesforst-Revierleiter Detlev Riesner. Koordinator für beide Flächen ist Wolfgang Rost vom Bundesforstbetrieb Nördliches Sachsen-Anhalt.
DBU Naturerbe GmbH übernimmt 33 Liegenschaften vom Bund
Kellerberge und die Ringfurther Elbauen sind zwei von insgesamt 33 bedeutsamen Liegenschaften in Deutschland, die die DBU Naturerbe GmbH seit 2009 schrittweise vom Bund übernimmt. In Sachsen-Anhalt übernimmt sie mit neun Liegenschaften (z.B. Glücksburger-, Oranienbaumer- oder Kühnauer Heide, die Goitzsche oder auch die Hohe Schrecke) von der Anzahl her die meisten Areale. In der Koalitionsvereinbarung hatten die Regierungsparteien 2005 festgelegt, gesamtstaatlich repräsentative Naturschutzflächen des Bundes, inklusive der Flächen des Grünen Bandes, in einer Größenordnung von rund 125.000 Hektar als „Nationales Naturerbe“ an die Bundesländer, die DBU oder Naturschutzorganisationen zu übertragen und so langfristig für den Naturschutz zu sichern. Den entsprechenden Rahmenvertrag schloss die gemeinnützige DBU-Tochter im Mai 2008 mit der BImA ab. Auf den insgesamt rund 46.000 Hektar in neun Bundesländern sollen offene Lebensräume mit seltenen Arten durch Pflege bewahrt, naturnahe Wälder ohne menschlichen Eingriff zu Wildnis entwickelt, artenarme Forste in naturnahe Wälder überführt und Feuchtgebiete sowie Gewässer ökologisch aufgewertet oder erhalten werden