Ringfurth. Wildes campen, Partys und Lagerfeuer an den Sandbänken der DBU-Naturerbefläche Ringfurther Elbauen oder auch teils wild umherfahrende Autos – das ist mit dem Naturschutzrecht nicht vereinbar. Die Flussufer und das angrenzende Grünland sind Teil eines europäisch geschützten Natura 2000-Gebietes. Als Flächeneigentümerin bittet das DBU Naturerbe, eine Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), Besucherinnen und Besucher um Rücksicht auf die geschützte Tier- und Pflanzenwelt entlang der Elbe. „Neben der Klimakrise ist das Artensterben eine der größten Bedrohungen unserer Lebensgrundlagen. In den Ringfurther Elbauen gibt es noch selten gewordene Lebensräume für sehr gefährdete Arten. An den Sandbänken und den Wiesen steht nicht der Freizeitspaß der Menschen, sondern die Natur an erster Stelle“, betont Susanne Belting als Fachliche Leiterin.
Spaziergänge zu Aussichtspunkten oder Anglerspots möglich
Wie schön die Elbauen sind, können Radfahrende über den neuen Elberadweg auf dem Deich entdecken. In der Nähe von Kehnert gibt es einen freigegebenen Fußweg bis zur Hochuferkante zu einem Aussichtspunkt, von der Gäste einen weiteren wundervollen Blick über die Elbauen haben. Zu DDR-Zeiten soll Erich Honecker auf einer Plattform dort den militärischen Truppen des Warschauer Paktes bei ihren Manöverübungen an der Elbübersetzstelle zugeschaut haben. „Der Aussichtspunkt an der Hochuferkante ist aber kein Parkplatz und keine Abladestelle für Gartenschnitt“, sagt Revierleiter Christian Block vom Bundesforstbetrieb Nördliches Sachsen-Anhalt als Ansprechpartner vor Ort für das DBU Naturerbe. Einige Beschränkungen zur Beruhigung der Fläche bestehen bereits, weitere werden installiert. Autos müssen vor den Absperrungen parken. „Mehrfach wurden auch schon mutwillig Schlösser an unseren Schranken aufgebrochen, um verbotenerweise ins Schutzgebiet zu fahren“, betont Block. Eine Ausnahme gebe es für Autofahrende, die bei Sandfurth zum Hafen wollten. Diese Zufahrt sei für Fahrzeuge freigegeben. Die DBU-Naturerbefläche nördlich von Burg sei ein beliebter Platz für Angler. „Wir freuen uns über Aktive, die diesen geschützten Naturraum nicht stören und beispielsweise über die Fußwege an die Elbe laufen“, betont Block. Damit keine rastenden oder brütenden Vögel aufgescheucht werden, müssen Hunde in der Fläche auf Grundlage der Landesverordnung zur Unterschutzstellung der Natura 2000-Gebiete in Sachsen-Anhalt ganzjährig angeleint bleiben. „Uns Menschen fällt es manchmal schwer, in Sinne der Natur unser Verhalten einzuschränken. In den Elbauen haben Gäste die Chance, aktiv einen Beitrag für den Schutz seltener Lebensräume zu leisten und sich der Natur an dieser Stelle ein Stück unterzuordnen“, so Belting.
Elbauen als Naturerbe wertvoll für viele seltene Vogelarten
Die DBU-Naturerbefläche Ringfurther Elbauen liegt im Innendeichbereich und wird bei Hochwasser überflutet. Mit dem Wasser werden Schlick und abgestorbene Pflanzenteile angespült, sodass die Böden mit Nährstoffen angereichert sind. Gerade diese Auentäler werden anderenorts gerne intensiv landwirtschaftlich genutzt und noch zu selten im Sinne des Naturschutzes bewirtschaftet. Diese Lebensräume sind für den Schutz der Artenvielfalt sehr wichtig. Das Grünland der Ringfurther Elbauen dient als Nahrungsreservoir für Zugvögel wie Gänse und Schwäne sowie Großvögel wie Seeadler und Schwarzstorch, die in benachbarten Gebieten brüten. Die Wiesen und Weiden des insgesamt rund 1.200 Hektar großen Nationalen Naturerbes stellen auch einen wichtigen Lebensraum für Bodenbrüter wie Kiebitz, Wiesenpieper oder Schafstelze dar, die dort geeignete und bestenfalls ungestörte Nistmöglichkeiten finden.
DBU Naturerbe hat 71 Flächen vom Bund als Teil des Nationalen Naturerbes übernommen
Das DBU Naturerbe verantwortet als Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) den Naturschutz auf 71 überwiegend ehemaligen Militärflächen mit rund 70.000 ha in zehn Bundesländern. Auch in Folge der Wiedervereinigung hat der Bund bislang etwa 164.000 ha wertvoller Naturfläche als Nationales Naturerbe ausgewiesen und an Stiftungen, Naturschutzverbände oder Bundesländer übertragen. Zum Nationalen Naturerbe zählen ehemals militärisch genutzte Gebiete, Flächen entlang der früheren innerdeutschen Grenze, Treuhandareale und stillgelegte Braunkohletagebaue. Im DBU Naturerbe sollen offene Lebensräume mit seltenen Tier- und Pflanzenarten durch Pflege bewahrt, Wälder möglichst ohne menschlichen Eingriff ihrer natürlichen Entwicklung überlassen, artenarme Forste zu naturnahen Wäldern umgewandelt und Feuchtgebiete sowie Gewässer ökologisch aufgewertet oder erhalten werden. Zudem möchte die DBU-Stiftungstochter Menschen für die heimische Natur begeistern.