Malschwitz. Im UNESCO-Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft in Sachsen renaturieren die Biosphärenreservatsverwaltung Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft, die Landestalsperrenverwaltung Sachsen, die Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), das DBU Naturerbe, sowie die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), vertreten durch ihren Bundesforstbetrieb Lausitz, seit 2018 gemeinsam die Spree auf einem fünf Kilometer langem Abschnitt. Durch insgesamt zehn Teilprojekte fördern sie die Biodiversität und den Artenschutz. Für diese Arbeit erhielten die Partner jetzt die Auszeichnung als UN-Dekade-Projekt Biologische Vielfalt.
Wolfram Günther, Staatsminister im sächsischen Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft, überreichte am heutigen Montag im Beisein von BImA-Vorstandsmitglied Paul Johannes Fietz symbolisch den „Baum der Vielfalt“ an Torsten Roch, Leiter der Biosphärenreservatsverwaltung, Alexander Bonde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), Stefan Jentsch, Betriebsleiter Spree/Neiße der Landestalsperrenverwaltung und an Franz Graf von Plettenberg, Leiter des Bundesforstbetriebes Lausitz. „Die BImA unterstützt mit ihrem Geschäftsbereich Bundesforst seit vielen Jahren die Umsetzung der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt der Bundesregierung“, betonte Paul Johannes Fietz. „Die heutige Auszeichnung dieses besonderen Redynamisierungsvorhabens der Spree als Projekt der UN-Dekade 2011 bis 2020 ist für mich ein signalgebendes Beispiel dafür, welche Erfolge für den Erhalt der biologischen Vielfalt erzielt werden können, wenn engagiert und gut zusammengearbeitet wird. Dafür danke ich dem Bundesforstbetrieb Lausitz und allen beteiligten Projektpartnern.“
Ehemals isolierte Altarme wieder an den Fluss angebunden
Das Projekt „Redynamisierung Spree“ zeichnet sich dadurch aus, dass die natürliche Flussdynamik auf einem fünf Kilometer langen Abschnitt im Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft renaturiert wird. Das erklärte Ziel: die biologische Vielfalt der Flussauen wiederherzustellen. Dazu wurden insgesamt zehn verschiedene Teilmaßnahmen umgesetzt, unter anderem auch entlang der Spree auf der knapp 3.300 Hektar großen DBU-Naturerbefläche Daubaner Wald. Auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz, der auch zum Biosphärenreservat gehört, wurden künstliche Uferwälle abgetragen und der Schlamm aus den Spree-Altarmen entfernt. Ehemals isolierte Altarme sind inzwischen wieder an den Fluss angeschlossen und ein altes Wehr in Lömischau sowie eine Sohlschwelle in Neuendorf zurückgebaut. Teil des Projektes war es auch, Restbestände von Auwäldern mit bestandskräftigen Schwarzpappeln wieder auf natürliche Weise in die Landschaft einzugliedern.
Auenlandschaften als wichtige Lebensräume
„Naturnahe Auenlandschaften wie im Daubaner Wald gehören zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas. Das Gewässermanagement auf der DBU-Naturerbefläche spielt deswegen eine wichtige Rolle“, erklärte Alexander Bonde. Deutschlandweit sind laut Auenzustandsbericht 2021 des Bundesumweltministeriums und des Bundesamtes für Naturschutz nur noch neun Prozent dieser Lebensräume an Flüssen intakt. Mehr als die Hälfte der Auen sei etwa durch Flussbegradigungen stark verändert. „Die Spreeredynamisierung spielt dem Schutz der Auenlandschaft und damit der Artenvielfalt in die Karten“, so der Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU).
Im Einklang mit Natur und Mensch
Durch den finanziellen Einsatz der Projektpartner sowie der großen Akzeptanz in der Bevölkerung gegenüber den Renaturierungsmaßnahmen wurde aber nicht nur zum Schutz und Erhalt der biologischen Vielfalt beigetragen. Auch der Ortskern von Halbendorf mit seiner denkmalgeschützten Mühle erhielt beispielsweise einen Hochwasserschutz. „Vor 90 Jahren wurde die Spree begradigt und ausgebaut – auch, um Orte vor Hochwasser zu schützen. Heute wollen wir den Flüssen wieder mehr Raum zu geben. Gerade in den vergangenen Tagen haben wir wieder deutlich erfahren, wie wichtig das ist. Wir sehen an der Spree, dass Hochwasserschutz sehr gut mit ökologischen Belangen einhergehen kann“, so Wolfram Günther. „Die naturnahe Spree bietet dem Wasser künftig mehr Raum sowie Flora und Fauna mehr Lebensraum. Mein Dank gilt allen Beteiligten an diesem erfolgreichen Vorhaben.“ Getreu dem Motto der UNESCO-Biosphärenreservate „Der Mensch und die Biosphäre“ sind hier die Bedürfnisse der Bevölkerung und des Naturschutzes in Einklang gebracht worden. Erste Erfolge verzeichnen sich bereits durch das Vorkommen zum Teil streng geschützter Arten, wie dem Fischotter.
Über die UN-Dekade Biologische Vielfalt
Die Initiative UN-Dekade biologische Vielfalt wurde 2011 von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen. Sie sollte sensibilisieren und Aufmerksamkeit für den Erhalt und Schutz der biologischen Vielfalt schaffen, die in fast allen Ländern der Erde rückläufig ist. Bis zum Ende des Jahres 2020 wurden in ihrem Namen besonders gelungene Aktivitäten und Projekte wie die „Redynamisierung der Spree“ unter dem Motto „leben.natur.vielfalt“ ausgezeichnet. Aufgrund der Corona-Pandemie konnte die Verleihung der Urkunde jedoch erst in diesem Jahr stattfinden.