Reeder können giftige Schiffsfarben abschminken

WWF und Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) stellen detaillierte Ergebnisse zu Alternativen vor
Hamburg. Die heute vom WWF und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) in Hamburg vorgestellten Forschungsergebnisse beweisen: Schiffe, beispielsweise moderne Kreuzfahrtschiffe, können ohne umweltschädliche Gifte gegen unerwünschten Bewuchs auskommen. Das Vorbild des Delfins, mit einer gelartigen Oberfläche Algen und Seepocken abzuwehren, hat sich in Form von Silikonanstrichen für schnell fahrende Schiffe bewährt, die sich nur kurz in Häfen aufhalten. So zeigte die Langzeitstudie je nach Anwendungsbereich unterschiedliche erfolgreiche Alternativen zu den heute immer noch eingesetzten hoch giftigen Anstrichen. Damit haben Reedereien und Schiffsbesitzer jetzt eine wissenschaftlich fundierte Grundlage für den Griff zum giftfreien Schiffsanstrich, betonten die Beteiligten bei einer Pressekonferenz in Hamburg.

"Jetzt gibt es keine Ausreden mehr, problematische Biozide zu verwenden"

"Jetzt gibt es keine Ausreden mehr, weiterhin Organozinnverbindungen wie Tributylzinn (TBT) und andere problematische Biozide wie Kupferoxid zu verwenden, " sagte Dr. Peter Prokosch, Geschäftsführer von WWF Deutschland. "Seit Juli 2003 ist in Deutschland zumindest TBT für Schiffsanstriche verboten. Unser Projekt geht noch einen guten Schritt weiter, denn wir zeigen, dass es ungiftige Alternativen gibt, die weltweit eingesetzt werden könnten."

"Endlich auf ungiftige Schiffsbeschichtungen umsteigen"

DBU-Generalsekretär Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde ergänzte: "Vor dem Hintergrund der überzeugenden Projektergebnisse kann von einer echten Herausforderung an die Reeder und Farbhersteller gesprochen werden. Sie sind nun aufgefordert, endlich auf ungiftige Schiffsbeschichtungen umzusteigen."

Härchen reiben wie bei einem Robbenfell gegeneinander

Erfolgreich hätten sich in dem Projekt auch Mikrofaserbeschichtungen gezeigt: Sie halten bei langsam fahrenden Hochseeschiffen Oberflächen besiedelnde Organismen wie Seepocken ab, indem sich feine Härchen wie bei einem Robbenfell gegeneinander reiben. Giftsfreie selbst polierende Anstriche hätten sich bei Küstenschiffen bewährt: Sie ermöglichen zukünftig vor allem Personenfähren und Fischereifahrzeugen eine ökologisch verträgliche Reise. Dabei macht sich die Wissenschaft den Häutungsmechanismus von Korallen und Krebsen zu Nutze.

Weiteren Forschungsbedarf aufgedeckt

Das Projekt habe neben erfolgreichen Einsatzmöglichkeiten von biozidfreien Anstrichen für Schiffe auf allen Weltmeeren auch weiteren Forschungsbedarf aufgedeckt: So gelte es, einen Kriterienkatalog zur Auswahl der unterschiedlichen Farben für bestimmte Einsatzgebiete zu entwickeln. Darüber hinaus enthielten alle Farben auch chemische Bestandteile wie Weichmacher und Bindemittel, deren Umweltverträglichkeit insbesondere hinsichtlich des Langzeitverhaltens noch untersucht und bewertet werden müsse. Erste Ansätze hierzu werden derzeit in einem Projekt des Umweltbundesamts verfolgt.

Eine der ausführlichsten unabhängigen Studien weltweit

Der von WWF koordinierte und von der DBU geförderte Großversuch gehört zu den ausführlichsten unabhängigen Studien weltweit und wurde von LimnoMar, der Forschungsstelle Küste sowie der Umwelt- und Gesundheitsbehörde Hamburg gemeinsam mit Schiffseignern und Farbfirmen durchgeführt.
Nach dem Vorbild des Delphins gleiten Schiffe mit dem neuen Antibewuchsanstrich durch die Weltmeere, ohne die Natur mit giftigen Stoffen zu belasten.
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Ihnen wird mit den neuen Antibewuchsanstrichen umweltschonend der Kampf angesagt: Seepocken am Rumpf eines Schiffes.
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