Krakau. In Polens Hauptstadt Warschau demonstrieren aktuell Tausende Menschen gegen die groß angelegte Abholzung in dem als letztem Urwald Europas geltenden Wald von Bialowieza. Sie protestieren gegen den Beschluss der Regierung, mehr Holz in dem zum UNESCO-Weltnaturerbe zählenden Wald im Osten des Landes einzuschlagen. Der Europäische Gerichtshof hat einen sofortigen Stopp der Abholzung angeordnet. Was nachhaltige Entwicklung bedeutet, davon haben sich in jüngster Zeit 30.000 Kinder und über 1.000 Lehrer an mehr als 1.000 Schulen Polens ein genaues Bild gemacht. In einem Projekt der Stiftung Kinderuniversität Krakau wurden nun Schüler und Lehrer für das Thema sensibilisiert. „Die Projektziele wurden in hohem Maße realisiert, speziell der Schüler-Wettbewerb für Schüler hat ein großes Interesse hervorgerufen“, resümiert Dr. Ulrich Witte von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Sie förderte das Projekt fachlich und finanziell mit knapp 98.000 Euro.
Schülern Themen wie Klimaschutz, Städtebau oder Ressourcenverbrauch nahe gebracht
Ziel war es, den Ansatz „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ an Grundschulen in Polen (Klassenstufen 1 bis 6) fester zu verankern, erläuterte Joanna Gulczyńska, Direktorin des Programms Unterrichtsszenarien der Stiftung Kinderuniversität. Vom Thema Biodiversität ausgehend, sollten Schülern Themen wie Klimaschutz, Städtebau oder Ressourcenverbrauch nahe gebracht werden. Das Konzept basierte auf einem zweiteiligen Wettbewerb, der sich einerseits an Schüler und andererseits an Lehrer richtete. Die Schüler sollten in altersgemäßer Form mit ihrem Interesse an Tieren „gepackt“ werden, die Lehrer mit ihrer Freude an der Entwicklung kreativer Lösungsansätze. Im Schülerwettbewerb gingen rund 650 Arbeiten ein, von denen 100 in die engere Auswahl gelangten. Für den Lehrerwettbewerb gingen 87 Arbeiten ein, von denen 22 in die Endauswahl kamen.
Ideen zur zukunftsfähigen Entwicklung für den eigenen Lebensbereich
Die Schüler entwickelten im Wettbewerb mit Hilfe eines Bastelsets aus Karton kreativ und spielerisch Ideen zur Gestaltung von Dörfern und Städten mit Straßen, Fahrradwegen, Grünanlagen und biologischer Vielfalt und zu einer zukunftsfähigen Entwicklung für den eigenen Lebensbereich. Witte: „So lernten sie sukzessive das Konzept der nachhaltigen Entwicklung in kindgerechter Form kennen.“ Die Wettbewerbsbeiträge wurden mit Fotos und Beschreibungen von den Lehrern dokumentiert und zum Wettbewerb eingereicht. Im Wettbewerb für Lehrer wurden auf Basis spezieller grundlegender Unterrichtskonzepte individuelle pädagogische Entwürfe entwickelt und im eigenen Unterricht umgesetzt. Die besten drei Unterrichtsideen wurden über den Einsatz einer Jury ausgezeichnet und polenweit publiziert.
Fünf Unterrichtseinheiten für Grundschullehrer auf Projektbasis entwickelt
In einer Abschlusskonferenz an der Universität Krakau mit rund 200 Bildungsexperten, Pädagogen und Wissenschaftlern wurden die Ergebnisse des Projektes abschließend reflektiert und evaluiert. Auf Basis der Projektergebnisse wurden verschiedene Unterrichtsmaterialien für unterschiedliche Klassenstufen zum Thema Bildung für nachhaltige Entwicklung veröffentlicht, so fünf Unterrichtseinheiten für Grundschullehrer (einschließlich Zusatzmaterial) auf einer entsprechenden Internetseite und in einer polnischen Fachzeitschrift.
(AZ 32553)