Osnabrück. „Eine zukunftsfähige, nachhaltige Gesellschaft ist nur möglich, wenn Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft und Kirchen eng zusammenarbeiten. Das Netzwerk ‚Nachhaltiges Osnabrück‘ möchte lokale Initiativen aus verschiedenen Lebensbereichen zusammenführen und Impulse für ein nachhaltiges Osnabrück setzen.“ – Mit diesen Worten unterstrich Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), die Bedeutung der „Osnabrücker Evolutionspfade“, kurz: „Evopfade“ – ein Projekt des Berliner Beratungsunternehmens Evoco, das heute in der DBU vorgestellt wurde. Ziel sei, lokale Akteure stärker zu vernetzen, um gemeinsame Handlungsschritte für eine nachhaltige Stadtentwicklung festzulegen. Das Beispiel Osnabrück soll in andere Regionen Deutschlands multipliziert werden. Im Projekt entstünden die „Osnabrücker Evopfade“ – Orte und über 50 Veranstaltungen, an denen Nachhaltigkeit erlebbar wird. Über eine mobile App würden sie auch digital „begehbar“. Das Projekt wird mit rund 125.000 Euro von der DBU gefördert.
Beim Gestalten von Organisationen aus Naturprozessen lernen
Unter dem Motto „Nachhaltigkeit leben, voneinander lernen und miteinander wirtschaften“ solle das Netzwerk den Austausch lokal ansässiger Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft und den kirchlichen und nicht-kirchlichen, spirituellen Gemeinschaften aktiv fördern und neue Partner gewinnen, erklärten Dr. Klaus-Stephan Otto und Frederik Fleischmann von Evoco. Basis soll dafür das sogenannte „Evolutionsmanagement“ sein, auf das sich Evoco spezialisiert hat. Darunter versteht man eine Herangehensweise an das Management von Organisationen, bei der die Vorgänge in der Organisation als Lebensprozesse betrachtet werden, die nach den gleichen oder ähnlichen Gesetzmäßigkeiten wie Prozesse in der Natur ablaufen. Beim Gestalten von Organisationsprozessen wird aus vergleichbaren Naturprozessen gelernt. Das Beratungsunternehmen kooperiere dafür vor Ort unter anderem mit Otto Weymann, Pastor der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde St. Katharinen und Ingrid Großmann, Geschäftsführerin von Großmann-Coaching Osnabrück, die den ersten Impuls für das Projekt gegeben haben. Weitere Kooperationspartner sind die Hochschule Osnabrück und die Lokale Agenda 21.
„Darwin meets Business“ am 24. April in St. Katharinen Kirche
Ausgangspunkt des Vorhabens sei die Ausstellung „Darwin meets Business“, die am 24. April in der St. Katharinen Kirche in Osnabrück eröffnet und bis August zu sehen sein werde, erklärt Pastor Weymann. Otto ergänzt: „Das Projekt soll im Sinne des Evolutionsmanagements eine Brücke zwischen Natur und Wirtschaft sowie den verschiedenen Akteuren der Stadt bilden.“ Auch der DBU-Generalsekretär begrüßt diese Herangehensweise, „da die Natur eine Vielzahl an Lösungsstrategien bereithält, die für Wirtschaft und Gesellschaft eine immer größere Rolle spielen.“ In dem DBU-Projekt werde die Frage erstmals modellhaft auf Osnabrück und seine Akteure angewendet. Ingrid Großmann freut sich besonders über das Sichtbarwerden vieler religiöser Gruppen und spiritueller Denkpfade in Osnabrück, die im Zusammenhang mit Nachhaltigkeitsansätzen und Naturerleben bisher so nicht wahrgenommen würden.
50 Veranstaltungen von über 40 Akteuren zu Nachhaltigkeit
DBU-Expertin Verena Exner: „Die sogenannten ‚Osnabrücker Evopfade‘ sind einerseits als Orte in der Region sichtbar, zum Beispiel der Geo- und Naturpark Terravita, der Botanische Garten, der Piesberg, die Hochschule Osnabrück sowie die beteiligten Unternehmen und spirituelle Orte wie das Haus Ohrbeck. Anderseits werden sie durch Vorträge, Podiumsdiskussionen, Bildungsprogramme und Kunstaktionen in und um Osnabrück erlebbar. Im Botanischen Garten sei beispielsweise ein Kinderferienprogramm zum Thema Nachhaltigkeit geplant. In der Möwe GmbH in Osnabrück gebe es Mitmach-Angebote, in denen Interessierte etwas zum Weiterverwenden gebrauchter Materialen lernen könnten. Innerhalb von neun Monaten würden rund 50 Veranstaltungen von über 40 Akteuren organisiert, die das Thema Nachhaltigkeit auf unterschiedliche Weise beleuchten. Darauf aufbauend solle ein übergreifender „Aktionsplan nachhaltiges Osnabrück 2020“ entwickelt werden.
Mobile App führt Besucher virtuell durch die "Evopfade"
Die Abkürzung ‚Evo‘ steht laut Exner für den Begriff „Evolution“ und sei – ebenso wie der Begriff „Pfade“ – mit Entwicklung, Veränderung und Vorankommen verbunden. Ab Mitte April begleite eine eigens für das Projekt entwickelte mobile App, eine Anwendungssoftware für Smartphones und Tablet-Computer, Besucherinnen und Besucher auch virtuell durch die „Evopfade“ und stelle zusätzliche Informationen und Veranstaltungsangebote bereit, ergänzt Rolf Behrens von der Hochschule Osnabrück. „Durch die Kommunikation miteinander, regelmäßige Veranstaltungen und das tatsächliche Begehen der ‚Evopfade‘ ergeben sich neue Vernetzungsmöglichkeiten“, sagt Exner abschließend. Eine Broschüre zum Projekt, inklusive Veranstaltungsprogramm, gibt es unter www.evopfade.de.
Ansprechpartner für Fragen zum Projekt (AZ 30401): Dr. Klaus-Stephan Otto und Frederik Fleischmann, Evoco GmbH Berlin, Telefon 030/6490841