Bonn. "Als ein Beispiel für Eigeninitiative, ökologische Dorferneuerung und umweltgerechte Entwicklung des ländlichen Raumes in den neuen Ländern wird der Verein Ökospeicher zusammen mit der Gemeinde Wulkow ausgezeichnet. Der nachhaltige Einsatz des Vereins Ökospeicher und der Bewohner der Gemeinde Wulkow für ein umfassendes, ökologisch ausgerichtetes Engagement besitzt einen hohen Vorbildcharakter vor allem für die kleinen Gemeinden der neuen Länder. Dabei muß insbesondere die hohe Eigeninitiative anerkannt werden. Ein Engagement, das schließlich dafür gesorgt hat, daß eine Dorfgemeinschaft, die in ihrem Bestand gefährdet war, sich nicht nur erhalten, sondern vergrößert hat." Mit diesen Worten würdigte Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, vor Medienvertretern in Bonn den Verein Ökospeicher und die Gemeinde Wulkow bei Frankfurt/Oder, Träger des Deutschen Umweltpreises 1994.
Treibende Kraft für den Umweltschutz
Das Kuratorium habe, so Brickwedde, die besondere Bedeutung des Vereines als treibende Kraft für die ökologischen Entwicklungsprozesse der Modellgemeinde Wulkow anerkannt. Der Verein setze sich für ökologisch orientierte Landschaftspflege sowie für umweltgerechte Entwicklung im Landbau, Gewerbe, der Energieanwendung, Architektur, Kunst, Kultur und Tourismus ein. Förderung von Bildung, Umwelterziehung und Forschungsbeteiligung seien ebenfalls Ziele, die in die Entwicklung und Gestaltung eines ökologischen Wirtschaftsrahmens münden sollen. Der Verein koordiniere zusätzlich vielfältige Initiativen und Fachgruppen für die Region Frankfurt-Oder. Dabei lege der Verein Wert auf anwendungsorientierte und funktionsfähige Projekte.
Umweltschutz schafft Arbeitsplätze
Mit dem Erwerb der Speicherruine und der Gründung des Vereins 1990 seien zahlreiche Einzelinitiativen entwickelt worden. Nach dem Zusammenbruch der landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft sei es mit nur einjähriger Arbeitsbeschaffungsmaßnahme gelungen, durch die Aktivitäten des Vereins für die Arbeitnehmer von Wulkow Arbeit zu finden. Elf Gewerbebetriebe mit 31 Arbeitsplätzen wurden geschaffen. Wulkow war zur Zeit der DDR in die Siedlungskategorie 6 eingeteilt mit dem Ziel des "Leerwohnens", Investitions- und Restaurierungsarbeiten wurden seit 1984 nicht mehr durchgeführt. Ob Dorfentwicklungsplan, Renaturierung des Wulkower Baches, Aufbau einer Holunderplantage zur Farbstoffgewinnung, Errichtung eines Fischbruthauses für vom Aussterben bedrohte Fischarten, Bau eines Niedrigenergiehauses, Aufbau einer Wohnstätte für chronisch-psychisch Kranke und Beginn der Lehmziegelproduktion für das Projekt "Ökologisches Bauen" durch die Patienten - die Liste der Aktivitäten sei ausgesprochen vielfältig.
Enge Zusammenarbeit für die ökologische und ökonomische Erneuerung
Das Miteinander von Verein, Gemeindevertretung, Gewerbebetrieben, Pfarrer und interessierten Personen habe zum Aufbau eines wirksamen Managements für die ökologische und ökonomische Erneuerung von Wulkow geführt. Es habe darüber hinaus Handwerker, Künstler und Gewerbetreibende angezogen mit seinen herausragenden bürgerschaftlichen Leistungen. Wulkow und sein Verein Ökospeicher seien ein Beispiel dafür, daß bürgerschaftlicher Gemeinsinn, Initiative und eigenes Engagement Signale setzen könnten. Sie seien auch ein Beweis dafür, daß sich ökologische Entwicklungsprozesse initiieren und sich ökonomisch sinnvoll umsetzen ließen, wenn diese Prozesse mit der richtigen Dynamik in Angriff genommen würden.