Cuxhaven. Der Wald vor der eigenen Haustür ist vielen Menschen Rückzugsort und Ort für Naturerlebnisse. „Wenn Forstarbeiten diese Ruhe zeitweise stören, können wir Nachfragen aus der Bevölkerung nachvollziehen“, betont Prof. Dr. Werner Wahmhoff, stellvertretender Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Doch manche Waldarbeit dient dem Naturschutz. Auf der DBU-Naturerbefläche Cuxhavener Küstenheiden finden wie in jedem Winter auf rund 60 Hektar Holzernte-Maßnahmen statt. Insbesondere im Altenwalder Forst schlagen Waldarbeiter und Maschinen voraussichtlich bis Ende Februar auf einer Fläche von zehn Hektar Holz ein. Die gemeinnützige Tochter der DBU, die DBU Naturerbe GmbH, will die Fläche naturschutzfachlich aufwerten und sie langfristig schützen: „Wir wollen die vom Menschen kultivierten Schwarzkiefernbestände auflockern, damit die heimischen Laubbaumarten wie Buche und Eiche Licht bekommen und sich ihr Anteil erhöht. So kann sich ein naturnaher Wald entwickeln, den wir sich selbst überlassen wollen“, erläutert Wahmhoff.
Scharzkiefern ließen Heide zu Wald werden
„Standorttypisch wäre hier ein Buchenwald“, bekräftigt Henning Wehebrink, Revierleiter vom Bundesforstbetrieb Niedersachsen, der die Maßnahme koordiniert. Die rund 80 Jahre alten Schwarzkiefern, die eigentlich in den südlichen Alpen heimisch sind, haben damals das Ödland und die Heide zu Wald werden lassen. In den vergangenen Jahrzehnten hätten Wehebrinks Vorgänger bereits Laubbäume unter den Kiefernbestand gepflanzt. Inzwischen sind die Buchen und Eichen, aber auch Ahorn und Linden bis zu zehn Meter hoch. „Aktuell haben sie nach oben keinen freien Raum. Mit der Freistellung der jungen Laubbäume fördern wir deren Entwicklung, so dass sie ungehindert heranwachsen können“, weiß Wehebrink.
Natürliche Waldrandgestaltung in Wirtschaftswäldern selten geworden
Ein weiteres Ziel auf der DBU-Naturerbeflächen ist eine natürliche Waldrandgestaltung entlang der Grenzen zwischen Wald und Offenland sowie entlang der Wege: „Wir wollen insbesonders am Ortsrand von Altenwalde die Voraussetzungen für einen stabilen und stufigen Aufbau der Waldränder schaffen, der auch lichtbedürftigen Strauch- und Baumarten gute Entwicklungschancen bietet. Diese sind in Wirtschaftswäldern selten geworden“, sagt Wehebrink. Der naturnahe Übergang biete für viele Vogelarten, Kleintiere und Insekten einen neuen Lebensraum und sei ein wichtiger Beitrag zur Artenvielfalt.
Hauptwege werden in Stand gesetzt
„Leider spielt das Wetter nicht so mit“, meint Wehebrink. Bereits matschige Wege würden durch die Erntemaßnahmen sowie durch den Abtransport des Holzes zusätzlich belastet. „Da wir aufgrund unserer Ansprüche an Natur- und Artenschutz bis Ende Februar die Maßnahmen weitgehend abgeschlossen haben wollen, können wir die Schlecht-Wetter-Periode nicht aussitzen. Hautpwege werden wir im Anschluss wieder in Stand setzen“, erklärt der Revierleiter und bittet um Verständnis, dass phasenweise Wege aus Sicherheitsgründen auch gesperrt werden müssten. „Unsere Erfahrungen zeigen uns, dass die Natur die geschaffene Chance sehr schnell für sich nutzt – innerhalb kurzer Zeit sind die freigestellten Räume wieder dicht bewachsen“, stellt Wehebrink in Aussicht.
DBU-Tochter hat 47 Flächen vom Bund übernommen
Die gemeinnützige DBU-Tochter versteht sich als Treuhänderin für das Nationale Naturerbe. Die DBU-Naturerbefläche Cuxhavener Küstenheiden ist eine von 47 Flächen der Osnabrücker Gesellschaft. Sie hat die rund 1.450 Hektar große Liegenschaft 2009 vom Bund als Teil des Nationalen Naturerbes übernommen. Auf insgesamt rund 60.000 Hektar der DBU-Tochter – größtenteils ehemalige Militärflächen – sollen offene Lebensräume mit seltenen Arten durch Pflege bewahrt, Wälder möglichst ohne menschlichen Eingriff ihrer natürlichen Entwicklung überlassen, artenarme Forste zu naturnahen Wäldern umgewandelt und Feuchtgebiete sowie Gewässer ökologisch aufgewertet oder erhalten werden.