Bad Klosterlausnitz. Der Wald vor der eigenen Haustür ist vielen Menschen Rückzugsort und Ort für Naturerlebnisse. „Wenn Forstarbeiten diese Ruhe zeitweise stören, können wir Nachfragen aus der Bevölkerung nachvollziehen“, betont Dr. Heinrich Bottermann, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Doch manche Waldarbeit dient dem Naturschutz. Auf der DBU-Naturerbefläche Himmelsgrund in der Nähe von Bad Klosterlausnitz im Saale-Holzland-Kreis werden Waldarbeiter ab Mitte dieser Woche bis voraussichtlich Ende Dezember mithilfe großer Erntemaschinen Holz einschlagen. Die gemeinnützige Tochter der DBU, die DBU Naturerbe GmbH, will die Fläche naturschutzfachlich aufwerten und sie langfristig schützen: „Wir wollen die vom Menschen kultivierten Kiefern- und Fichtenbestände auflockern, damit die vergleichsweise wenigen Laubbäume Licht bekommen und sich ihr Anteil erhöht. So kann sich ein naturnaher Wald entwickeln, den wir sich selbst überlassen“, erläutert Bottermann.
Statt Buchen prägen Nadelhölzer den Himmelsgrund - mehr Laubbäume gewünscht
„Natürlicherweise stünde hier ein Hainsimsen-Buchenwald“, bekräftigt Heinrich Menkhaus, Betriebsbereichsleiter vom Bundesforstbetrieb Thüringen-Erzgebirge, der die Maßnahme im Auftrag der DBU-Tochter koordiniert. Totholz, Nistbäume oder Laubholz sollen nicht angerührt werden. „Mit jedem freigestellten Laubbaum verbessern wir die Chance, dass junge Buchen, Ahorn oder Ebereschen heranwachsen“, weiß Menkhaus. Bei dem Holzeinschlag gehe es aber auch darum, verschiedene Altersklassen innerhalb eines Bestandes zu entwickeln und damit die Strukturvielfalt der Wälder zu verbessern.
Stufiger Waldrand als wichtiger Beitrag zur Artenvielfalt
Zu den Arbeiten im Wald stehen auch die Bäume entlang der Landstraße Richtung Tautenhain (L1075) im Fokus. „Entlang der Straße werden Nadelbäume und instabile oder nicht mehr gesunde Bäume, die unmittelbar den örtlichen Straßenverkehr gefährden, zurückgenommen“, so Menkhaus. Eine notwendige Maßnahme zur Verkehrssicherung, die widerum Raum für wertvolle Natur schafft. „Wir wollen hier die Voraussetzungen für einen stabilen und stufigen Aufbau eines Waldrandes schaffen, der auch lichtbedürftigen Strauch- und Baumarten gute Entwicklungschancen bietet. Diese sind in nadelholzdominierten Wirtschaftswäldern selten geworden“, sagt Menkhaus. Dieser Übergang von der Straße zu den Bäumen biete für viele Vogelarten, Kleintiere und Insekten einen neuen Lebensraum und sei ein wichtiger Beitrag zur Artenvielfalt.
Alle Maßnahmen im gesetzlichem Rahmen- Nachhaltigkeit im Blick
Bei allen Maßnahmen bleiben die Waldarbeiter aber im gesetzlichen Rahmen, versichert der Bundesförster. „Die DBU muss sich wie jeder Waldbesitzer an die gesetzlichen Vorgaben halten“, sagt er. Nachhaltigkeit spiele dabei die Hauptrolle: „Wir nehmen nicht mehr aus dem Wald heraus, als nachwächst.“
Rückegassen für Erntemaschinen - Wegeschäden dennoch möglich
In den jeweiligen Waldabteilungen werden die Maschinen alle 20 bis 25 Meter auf sogenannten Rückegassen arbeiten, die Arbeiter meistens schon im Zuge früherer Nutzungen angelegt haben. Dabei fahren sie auf ausgelegten Ästen und Reisig, um den Boden zu schonen. „Wegeschäden lassen sich bei der Holznutzung und -Abfuhr leider nicht immer vermeiden, besonders wenn der Waldboden nach längeren Regenperioden aufgeweicht ist“, weiß Menkhaus. Schäden an Hauptwegen werden die Arbeiter im Anschluss aber wieder beseitigen. Vereinzelt werden Arbeiter beispielsweise Kronenteile im Wald liegen lassen, um die biologische Strukturvielfalt zu fördern. Viele Arten benötigen Totholz als Lebensraum. „Unsere Erfahrungen zeigen uns, dass die Natur die geschaffenen Chance sehr schnell für sich nutzt – innerhalb kurzer Zeit sind die Räume wieder dicht bewachsen“, stellt Menkhaus in Aussicht. Nach der Durchforstung wird im Wald bis zur nächsten Durchforstung in fünf bis zehn Jahren wieder Ruhe einkehren.
DBU-Tochter übernimmt 47 Flächen vom Bund
Die gemeinnützige DBU-Tochter versteht sich als Treuhänderin für das Nationale Naturerbe. Die DBU-Naturerbefläche Himmelsgrund ist eine von 47 Flächen der Osnabrücker Gesellschaft. Sie hat den rund 860 Hektar Wald im 2009 vom Bund als Teil des Nationalen Naturerbes übernommen. Auf insgesamt rund 60.000 Hektar der DBU-Tochter – größtenteils ehemalige Militärflächen – sollen offene Lebensräume mit seltenen Arten durch Pflege bewahrt, Wälder möglichst ohne menschlichen Eingriff ihrer natürlichen Entwicklung überlassen, artenarme Forste zu naturnahen Wäldern umgewandelt und Feuchtgebiete sowie Gewässer ökologisch aufgewertet oder erhalten werden.