Berlin. Häufiger auftretende Wetterextreme verändern die Natur in Deutschland. Abgestorbene Baumkronen, verdorrte Wiesen, ausgetrocknete Moore, erhöhte Waldbrandgefahr sowie Sturm- und Starkregenereignisse sind eindeutige Zeichen der Folgen des Klimawandels. Wie die Flächeneigentümer und Hauptakteure im Naturerbe-Rat auf die sich verändernden Anforderungen im Naturschutz reagieren – das diskutierten ihre Vertretungen während des Fachforums „Hitze, Dürre, Flut – Antworten im Nationalen Naturerbe“ heute (4. Juni) bei der „Woche der Umwelt“ im Park von Schloss Bellevue.
Natürlicher Klimaschutz schützt Menschen
„Intakte Ökosysteme mit ihrer biologischen Vielfalt sind für uns existenziell. Sie sind unser aller Lebensgrundlage. Dazu schützt der natürliche Klimaschutz – also die Wiederherstellung von natürlichen Kohlenstoffdioxid-Senken wie z.B. Moore oder Wälder – uns Menschen im Klimawandel“, betonte Sabine Riewenherm, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN). Dass der Bund seit 2008 insgesamt 164.000 Hektar als Nationales Naturerbe gewidmet und ein Großteil an Stiftungen, Länder und Naturschutzverbände ins Eigentum übertragen habe, sei auch unter diesem Aspekt eine wichtige Initiative.
Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz fördert Wiedervernässungspläne im Naturerbe
Auf Einladung des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) organisierte der Naturerbe-Rat als Interessenvertreter der Flächeneigentümer im Nationalen Naturerbe eines der 70 Fachforen bei der „Woche der Umwelt“. Riewenherm stellte das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz (ANK) vor, von dem auch das DBU Naturerbe als Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) profitiert. Das Bundesamt für Naturschutz koordiniert die Umsetzung der Fördermaßnahmen des ANK und unterstützt alle eingebundenen Institutionen in der Zusammenarbeit. „Mit der finanziellen Unterstützung werden wir in den nächsten Jahren auf mehr als 13 Flächen Maßnahmen planen, um beispielsweise degradierte Moore und Auen zu renaturieren und den Landschaftswasserhaushalt zu optimieren. Wir werden schauen, wo wir angrenzende Wälder hinzukaufen können und ein integriertes, praxisorientiertes Monitoring entwickeln“, erläuterte Susanne Belting, Fachliche Leiterin im DBU Naturerbe. Gerade in der Wiedervernässung der Moore sieht die Fachliche Leiterin eine Schlüsselrolle im natürlichen Klimaschutz: Rund 95 Prozent der Torfböden sind entwässert und verantwortlich für rund 7 Prozent der Treibhausgas-Emissionen in Deutschland. Indem wiedervernässte Moore wie in der Ueckermünder Heide in Mecklenburg-Vorpommern oder renaturierte Flussabschnitte wie an der Elbe in den Ringfurther Elbauen in Sachsen-Anhalt mehr Wasser in der Fläche halten, könnten diese Ökosysteme Starkregen- und Überflutungsszenarien abmildern.
Naturerbeflächen dienen als Freilandlabore
„Die Flächen des Nationalen Naturerbes sind wichtige Rückzugs- und Entwicklungsräume. Vor allem die Wälder der Naturerbeflächen sind echte Freilandlabore. Hier können wir sehen, wie die Natur auf aktuelle Klimaveränderungen reagiert und lernen, uns gegen die Folgen der Klimakrise zu wappnen“, betonte Riewenherm. Im Nationalen Naturerbe werden die Wälder langfristig sich selbst überlassen. Sind sie erst einmal im sogenannten Prozessschutz, greifen die Flächeneigentümer nach Stürmen oder Bränden abgesehen von der notwendigen Verkehrssicherung nicht mehr aktiv ein. „Wir sehen, dass der Umbau hin zu klimaresilienteren Wäldern nach solchen Stürmen beispielsweise am Heerter See bei Salzgitter gut funktioniert“, beschrieb Christian Unselt von der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe und Mitglied im Deutschen Naturschutzring. Burkhard Schneider, Leiter des Geschäftsbereiches Bundesforst der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) ergänzte: „Wir müssen unsere Wälder klimafit machen und diese hin zu widerstandsfähigeren Laubmischwäldern entwickeln. Im Nationalen Naturerbe setzen wir grundsätzlich auf natürliche Verjüngung ohne Pflanzungen. Mit unseren Bundesförsterinnen und Bundesförstern sind Profis auf den teils munitionsbelasteten ehemals militärisch genutzten Flächen. Sie betreiben nicht nur Waldbrandvor- und -nachsorge und begleiten die Waldentwicklung mit viel Erfahrung, sondern pflegen auch Netzwerke vor Ort, damit Naturschutz gemeinsam gelingt.“