Doberlug-Kirchhain. Diese Woche hat das Bundeskabinett die nationale Moorschutzstrategie beschlossen. In Deutschland sollen entwässerte Moore als Beitrag zum natürlichen Klimaschutz wiedervernässt werden. Außerdem soll die für Moorgebiete typische Artenvielfalt besser geschützt und wiederhergestellt werden. „Auf den DBU-Naturerbeflächen ist die Wiedervernässung unserer Moore bereits voll im Gang. Wir verschließen Entwässerungsgräben, um mehr Wasser in der Landschaft zu halten“, betont Alexander Bonde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Das DBU Naturerbe hat als gemeinnützige Tochtergesellschaft der DBU 71 Flächen mit rund 70.000 Hektar als Teil des Nationalen Naturerbes vom Bund übernommen. Auf der DBU-Naturerbefläche Weißhaus im Landkreis Elbe-Elster in Brandenburg hat gerade eine Maßnahmenumsetzung begonnen.
Im DBU Naturerbe sollen entwässerte Moore konsequent wiedervernässt werden
Mit finanzieller Unterstützung der Stiftung Naturschutzfonds Brandenburg renaturiert das DBU Naturerbe die Kleine und Große Vehne – zwei entwässerte Niedermoore. „Indem wir naturnahe Grundwasserstände etablieren, schützen wir nicht nur das Klima, sondern leisten auch einen Beitrag zur Artenvielfalt“, sagt Susanne Belting, Fachliche Leiterin im DBU Naturerbe. Intakte Ökosysteme sind natürliche Klimaschützer. Gut wasserversorgte wachsende Moore binden Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre und speichern es langfristig im Boden. „95 Prozent der Moore in Deutschland hat der Mensch seit dem 19. Jahrhundert so konsequent trockengelegt, dass die Flächen den Namen Moor oft nicht mehr verdienen“, meint Belting. Im DBU Naturerbe sollen daher entwässerte Torfböden konsequent wiedervernässt werden. Die vermoorten Rinnen der Großen und Kleinen Vehne sind von einem umfangreichen Grabensystem durchzogen, das sie seit Jahrzehnten sehr effektiv entwässert. Indem der Grundwasserstand jetzt angepasst werde, könne der Torfboden bestenfalls nicht weiter mineralisieren und Klimagase freisetzen. Insbesondere in Rückblick auf die langanhaltenden Trockenphasen der vergangenen Jahre müsse ein Umdenken stattfinden, um Wasser länger in den Landschaften zu speichern. „In Deutschland wird nicht nur die Erderwärmung immer spürbarer, auch das massenhafte Artensterben schreitet lautlos aber stetig voran“, betont Belting. Intakte Moore sind Lebensräume für spezialisierte Tier- und Pflanzenarten, die in Deutschland immer seltener werden. „In Weißhaus können wir diesen Wasserrückhalt in größerem Maße auf unserer eigenen Fläche umsetzen, ohne dass forst- oder landwirtschaftliche Nutzung anderswo eingeschränkt werden muss“, so Belting.
16 Grabenplomben sollen mehr Wasser in der Landschaft halten
Insgesamt werden Gräben auf rund zweieinhalb Kilometern außer Funktion gesetzt. Eine Fachfirma aus Dessau-Roßlau setzt 16 Grabenplomben mit Bagger und Kettendumper und baut einen Rohrdurchlass zurück, um den Grundwasserpegel auf rund 20 Hektar im Norden der Fläche zu optimieren. Ziel der Maßnahme ist es, dass sich Wasser innerhalb des kartierten Moorkörpers bis möglichst unmittelbar unter der Geländeoberkante anstaut. Gelingt eine großflächige Vernässung mit ganzjährig hohen Wasserständen, werden in den tieferen Bereichen der Niederung zukünftig nur noch wenig Kiefern hochwachsen, die dem Moor Wasser entziehen. Damit entfallen dort die sonst regelmäßigen teuren und arbeitsintensiven Entkusselungsmaßnahmen, bei denen Waldarbeiter mit Motorsägen oder -sensen junge Bäume mechanisch entfernen.
Sägespäne werden als Grabenverschluss eingesetzt
Für die Wiedervernässung in der Vehne-Niederung wurde 2019 im Auftrag des Landesamtes für Umwelt Brandenburg ein Gutachten erstellt, bevor der Fachbereich Naturschutz des Bundesforstbetriebes Lausitz die Umsetzungen detailliert vorbereitete. „In einen Teil der Entwässerungsgräben im Projektgebiet setzen wir Tonplomben und Seekiefertafeln“, erläutert Dr. Uwe Fuellhaas, Gewässer- und Feuchtgebietsmanager im DBU Naturerbe. Außerdem werden die Baggerfahrer Torf flach abschieben, um diesen Boden dann in den Gräben zu verfüllen. Eine weitere Variante ist im DBU Naturerbe vergleichsweise neu: „Wir arbeiten hier mit Sägespänen und bauen das Material in einen Graben auf einer Länge von fast 500 Metern ein, um dieses organische Füllmaterial anschließend mit dem Kettenfahrzeug zu verdichten“, so Fuellhaas. Um die Späne vom Sägewerk ins DBU Naturerbe Weißhaus zu bringen, fahren in den nächsten Wochen Lastwagen mit Anhängern in den Wald zu einem temporären Lagerplatz. Der betreuende Bundesforstbetrieb Lausitz bittet Besucher um Verständnis für den Bauverkehr. „Wir gehen davon aus, dass die Maßnahme Ende des Jahres abgeschlossen ist“, betont DBU-Koordinator Andreas Petzel vom Bundesforstbetrieb Lausitz. Wanderwege würden auch im Anschluss an die Umsetzung nicht beeinträchtigt.