Daaden. Außergewöhnliche Umstände erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. Auf der Naturerbefläche Stegskopf wird erstmals ein geschützter Traktor eingesetzt, um selten gewordene Arten und Lebensräume zu schützen. „Wir sind verantwortlich dafür, dass auf unseren Flächen zum Beispiel artenreiche Wiesen weitgehend erhalten bleiben – und das geht häufig nur mit Pflegemaßnahmen wie der Mahd“, sagt Prof. Dr. Werner Wahmhoff, Fachlicher Leiter des DBU Naturerbes, einer Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Allerdings sei aufgrund der langjährigen militärischen Vergangenheit der Stegskopf aus Sicherheitsgründen gesperrt, weil eine hohe Kampfmittelbelastung angenommen wird. Die Pflege könne nur mit speziell ausgerüsteter Technik vonstatten gehen. Das DBU Naturerbe hat nun BIOKREIS Landwirt Michael Buhl (Unternehmen Agrar Buhl, Friedewald) beauftragt, versuchsweise kleinere Teilflächen mit einem gepanzerten Traktor zu mähen. „Hierbei handelt es sich um einen Testlauf. Sobald die geplante Sondierung auf Kampfmittel abgeschlossen ist, wollen wir weitere Partner zur Offenlandpflege mit einbeziehen“, betont Wahmhoff.
Herausforderungen pragmatisch angehen, um schöne Natur zu erhalten
Michael Buhl (40) hatte die Idee und das maschinenbauliche Geschick, einen Traktor mit genormten Bauteilen wie Panzerglas und speziellem Unterbodenschutz auszustatten. „Als Landwirt bin ich es gewohnt, Herausforderungen pragmatisch anzugehen. Da ich den Stegskopf mit seiner schönen Natur seit meiner Kindheit kenne, hat es mich gereizt, eine Lösung zu finden, wie man zum Beispiel die Trollblumenwiesen erhalten kann“, so Buhl. Nachdem sich Mitarbeiter des DBU Naturerbes ein Bild vom gepanzerten Traktor gemacht hatten, wurde nun der Auftrag erteilt. Eine erste Pflegemaßnahme, in diesem Fall das Mähen der Fläche und der Abtransport des Mähguts, wird auf einer Teilfläche, auf der Kampfmittel vermutet werden, testweise durchgeführt. „Wenn wir gar nichts machen würden, würde sich nach und nach Wald entwickeln. Seltene Offenland-Arten wie die Trollblume würden verschwinden“, so Wahmhoff. Das entspreche nicht den Zielsetzungen des Nationalen Naturerbes, daher sei eine praktische Lösung des Zielkonfliktes Naturerhalt gegen Sicherheit erforderlich gewesen.
DBU-Naturerbefläche Stegskopf eine von drei Flächen in Rheinland-Pfalz
Seit 2008 wurden von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben 70 Flächen des Nationalen Naturerbes in drei Übertragungswellen, den sogenannten Tranchen, an das DBU Naturerbe übertragen. Die DBU-Naturerbefläche Stegskopf, deren Besitz am 1. Oktober 2017 an das DBU Naturerbe überging, ist eine von drei Flächen in Rheinland-Pfalz und Teil der dritten Tranche. Die beiden anderen – Dudenhofen und Ebenberg – befinden sich im Süden des Landes. Die Stiftungstochter versteht sich mit Blick auf das Nationale Naturerbe als Treuhänderin für nachfolgende Generationen. Auf den insgesamt rund 70.000 Hektar in zehn Bundesländern sollen offene Lebensräume mit ihren oft seltenen Arten durch zielgerichtete Pflege bewahrt, naturnahe Wälder möglichst ohne menschlichen Eingriff zu Wildnis entwickelt, artenarme Forste in naturnahe Wälder überführt und Feuchtgebiete sowie Fließ- und Stillgewässer ökologisch aufgewertet oder erhalten werden.