Hordorf/Schandelah. Es ist viel los in den Wohlder Wiesen. „Nachdem wir Anfang Oktober Schlehengebüsche, vereinzelte Bäume maschinell zurückgeschnitten und Waldränder natürlicher gestaltet haben, kümmern wir uns jetzt speziell um den Wasserhaushalt der selten gewordenen Pfeifengraswiese im Südwesten unserer DBU-Naturerbefläche“, erläutert Susanne Belting, Fachliche Leiterin im DBU Naturerbe, einer gemeinnützigen Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Die Pfeifengraswiesen mögen es nass. Doch seit der Nutzung durch die Bundeswehr in den 1960er Jahren wurden auch in der Senke mit den seltenen Pflanzen Entwässerungsgräben angelegt, um unreguliert Wasser abzuleiten und die Wiesen trockenzulegen. Zwei Kippwehre, zwei sogenannte Sohlgleiten und sechs Grabenplomben sollen helfen, den natürlichen Wasserrückhalt rund um die Pfeifengraswiese wiederherzustellen.
Leichter Baggger setzt Kippwehre für mehr Wasser in den Wiesen
„Die Kippwehre lassen sich öffnen und schließen, sodass wir den Wasserrückhalt steuern können und die Stauhöhe nicht über das Niveau der unmittelbar angrenzenden Wiesen steigen lassen“, erläutert Revierleiter Achim Hördler vom Bundesforstbetrieb Niedersachsen, der die Umsetzung im Auftrag der Flächeneigentümerin vor Ort begleitet. Mithilfe der Kippwehre könne er den Wasserdurchlauf regulieren und auch weiterhin sicherstellen, dass mindestens einmal im Jahr der Boden so trocken ist, dass Maschinen die Pfeifengraswiese mähen können. Die Wehre sollen durch weitere Grabenverschlüsse in Form von Grabenplomben und Sohlgleiten ergänzt werden. Anders als bei Plomben, bei denen Entwässerungsgräben an einzelnen Punkten zugeschüttet werden und so das Wasser zurückstauen, verringern die zwei eingesetzten Sohlgleiten nur die Durchflusshöhe des Wassers. Das führt zu einem leichteren Rückstau in den Gräben, was den angrenzenden feuchtigkeitsliebenden Pflanzen zugutekommen werde. „Der Zeitpunkt für die Umsetzung war gut: Es stand noch nicht so viel Wasser in den Gräben, so dass wir gut arbeiten konnten“, so Hördler. Eingesetzt wurde ein extra leichter Bagger mit einer schmalen Schaufel, um die Pfeifengraswiese möglichst wenig zu belasten. Um Nährstoffeintrag zu vermeiden, habe er lehmigen Boden von der DBU-Fläche eingesetzt. Wenn alles nach Plan läuft und das Wetter weiter mitspielt, sollen die Maßnahmen bis Ende Oktober abgeschlossen sein. Für Besuchende erwartet der Förster keine Einschränkungen.
Maßnahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt
Selten gewordene Lebensräume wie die Pfeifengraswiese in den Wohlder Wiesen sind Teil der biologischen Vielfalt und Heimat für spezielle Pflanzen und Tiere. So wachsen dort unter anderem die auf der Roten-Liste geführten und gefährdeten Pflanzenarten wie die lila blühende Kuckuckslichtnelke oder die Herbstzeitlose. „Die biologische Vielfalt ist bedroht. Der Rückgang der Artenvielfalt ist ein unersetzlicher Verlust, den wir uns nicht leisten können“, sagt Belting und ergänzt: „Es geht um die Lebensgrundlage von uns Menschen.“ Umso wichtiger sei es, solche Lebensräume wie in dem europäisch geschützten Naturschutzgebiet zu erhalten. Auch dank des engen Schulterschlusses mit der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Wolfenbüttels konnte die Planung der Feuchtgebietsmaßnahme zügig abgeschlossen werden.