Landau. Wer an Naturschutz denkt, denkt vielleicht daran, wie einzelne, selten gewordene Arten gehegt und gepflegt werden. Auf dem ehemaligen Standortübungsplatz bei Landau geht es aber nicht vorrangig nur um Artenschutz, sondern um den Schutz der Lebensräume. „Wir haben am Ebenberg im Rahmen unserer Biotoptypenkartierung überwiegend Trespen-Halbtrockenrasen und magere Glatt- und Goldhaferwiesen erfasst, die infolge unterschiedlicher Nährstoffbedingungen kleinflächige Lebensräume für spezialisierte Tier- und Pflanzenarten bieten. Beispielsweise beobachten wir zunehmend Exemplare der Gotttesanbeterin, die ursprünglich nur im mediterranen Gebieten verbreitet war“, weiß Lena Fitzner von der gemeinnützigen Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), dem DBU Naturerbe. Nach Aufgabe der militärischen Nutzung hat der Bund die Fläche als Teil des Nationalen Naturerbes 2011 an die Stiftungstochter aus Osnabrück übertragen. Wie die Naturschützer die knapp 200 Hektar große DBU-Naturerbefläche in den kommenden zehn Jahren schützen und weiterentwickeln wollen – das beschreiben sie in dem jetzt fertiggestellten Naturerbe-Entwicklungsplan.
Ehemaliger Standortübungsplatz dem Naturschutz gewidmet
„Offene Lebensräume mit seltenen Tier- und Pflanzenarten wollen wir durch gezielte Pflege bewahren und in ihren Erhaltungszustand möglichst verbessern. Hier setzen wir auf die Zusammenarbeit mit lokalen Landwirtschaftsbetrieben“, betont Fitzner, Projektverantwortliche für den Naturerbe-Entwicklungsplan Ebenberg. Fitzner hat gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen sowie dem Bundesforstbetrieb Rhein-Mosel den 95-seitigen Managementplan erstellt und mit den Behörden abgestimmt. Ein langwieriger Prozess: Externe Büros kartierten zunächst alle vorhandenen Biotope und Lebensraumtypen, erhoben Daten zum Waldzustand und erfassten auch Pflanzen- und Brutvogelarten. Aufbauend auf diesen Daten entwickelte das Projektteam die geplanten Naturschutzmaßnahmen. In den nächsten Jahren stehen weiterhin vor allem Maßnahmen im Offenland im Fokus. Die DBU-Naturerbefläche Ebenberg ist gekennzeichnet von großflächigen Magergrünlandkomplexen aus Halbtrockenrasen sowie mageren Glatthaferwiesen auf Lössboden, die durch Feldgehölze und Heckenstrukturen gegliedert sind. Waldbereiche nehmen nur kleine Flächen ein. „Seit Jahrzehnten beweiden die Schafherden der Schafzucht Bühner/Burg den Ebenberg und dämmen damit auch eine mögliche Verbuschung mit Weißdorn und Schlehe ein, die ansonsten die wertvollen Offenlandlebensräume gefährden würde. Inzwischen werden diese durch einige Ziegen unterstützt, die den Gehölzen noch besser Paroli bieten“, erläutert Dr. Roland Schröder, Offenlandmanager im DBU Naturerbe. In weiteren Bereichen werden die Wiesen extensiv bewirtschaftet, also mit einer Nutzung ohne Düngung und höchstens einem Mahdtermin im Jahr. Mitarbeitenden des Bundesforstbetriebes Rhein-Mosel kümmern sich vor Ort um die Umsetzung. Für Revierleiter Ingo Karius stellt der Naturerbe-Entwicklungsplan mit seinen ausklappbaren Karten eine Arbeitshilfe dar, auf Grundlage dessen er seine jährlichen Maßnahmen plant.
DBU Naturerbe hat 66 Flächen mit rund 70.000 Hektar vom Bund übernommen
Die ersten ihrer 66 Flächen mit rund 70.000 Hektar hat das DBU Naturerbe 2008 vom Bund übernommen. Schritt für Schritt wird für jede Liegenschaft ein spezifischer Managementplan geschrieben. „Naturschutz ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Wir erarbeiten die Vorschläge für die geplanten Naturschutzmaßnahmen, aber ohne die Zustimmung der beteiligten Behörden sowie die Mitarbeit unserer landwirtschaftlichen Betriebe wäre die Umsetzung nicht möglich“, betont Susanne Belting, Fachliche Leiterin im DBU Naturerbe.