Gelbensande. Wer an Naturschutz denkt, denkt vielleicht an den Kammmolch, die Mopsfledermaus oder andere selten gewordene Arten in Deutschland. Auf dem ehemaligen Standortübungsplatz in der Rostocker Heide geht es aber nicht vorrangig um den Schutz einzelner Tier- oder Pflanzenarten, sondern um einen möglichst guten Erhaltungszustand ihrer Heimat. „Lebensraumschutz ist auch immer Artenschutz. Wir haben im Rahmen unserer flächendeckenden Kartierung auf rund 113 Hektar Biotope kartieren lassen, die landes- und bundesweit strengen gesetzlichen Schutz genießen – von Pfeifengraswiesen bis zum Erlen-Bruchwald“, weiß Dr. Charlotte Seifert von der gemeinnützigen Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), dem DBU Naturerbe. Nach Aufgabe der militärischen Nutzung hat der Bund den Gelbensander Forst als Teil des Nationalen Naturerbes 2013 an die Stiftungstochter aus Osnabrück übertragen. Wie die Naturschützer die rund 1.000 Hektar große Fläche in den kommenden zehn Jahren schützen und weiterentwickeln wollen – das beschreiben sie in dem jetzt fertiggestellten Naturerbe-Entwicklungsplan.
Ehemaliger Standortübungsplatz dem Naturschutz gewidmet
„Grundsätzlich wollen wir artenarme Forste zu naturnahen Laubmischwäldern entwickeln, um sie langfristig möglichst ohne menschlichen Eingriff ihrer natürlichen Entwicklung zu überlassen. Offene Lebensräume mit seltenen Tier- und Pflanzenarten wollen wir durch Pflege bewahren und in ihren Erhaltungszustand möglichst verbessern sowie Feuchtgebiete und Gewässer ökologisch aufwerten oder erhalten“, betont Seifert, Koordinatorin für den Naturerbe-Entwicklungsplan im Gelbensander Forst. Seifert hat gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen sowie dem Bundesforstbetrieb Vorpommern-Strelitz den 149-seitigen Managementplan erstellt und mit den Behörden abgestimmt. Ein langwieriger Prozess: Biologen und Förster kartierten zunächst alle vorhandenen Biotope und Lebensraumtypen, erhoben Daten zum Waldzustand und erfassten auch Pflanzen- und Brutvogelarten. Aufbauend auf diesen Daten entwickelte das Projektteam die geplanten Naturschutzmaßnahmen für Wald, Offenland und Feuchtgebiete sowie eine Wegeführung für Besucher. In den nächsten Jahren werden Maßnahmen vor allem im Feuchtgebietsmanagement durchgeführt. „Neun regulierbare Kippwehre sollen zukünftig helfen, den Grundwasserstand auf rund 360 Hektar so anzupassen, dass der torfhaltige Boden weniger Klimagase freisetzt und sich wieder artenreiche Feuchtwiesen entwickeln“, erläutert Seifert. Die Mitarbeitenden des Bundesforstbetriebes kümmern sich vor Ort um die Umsetzung. Für Bundesforst-Revierleiter Dirk Möller stellt der Naturerbe-Entwicklungsplan mit seinen ausklappbaren Karten eine Arbeitshilfe dar, auf deren Grundlage er im Auftrag des DBU Naturerbes seine jährlichen Wirtschaftspläne erstellt.
DBU Naturerbe hat 71 Flächen mit rund 70.000 Hektar vom Bund übernommen
Zwischen 2008 und 2016 hat das DBU Naturerbe 71 Flächen mit rund 70.000 Hektar vom Bund übernommen. Schritt für Schritt wird für jede Liegenschaft ein spezifischer Managementplan geschrieben. „Naturschutz ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Wir erarbeiten die Vorschläge für die geplanten Naturschutzmaßnahmen, aber ohne die Zustimmung der beteiligten Behörden sowie die Mitarbeit unserer landwirtschaftlichen Pächter wäre die Umsetzung nicht möglich“, betont Susanne Belting, Fachliche Leiterin im DBU Naturerbe.