Managementplan für DBU-Naturerbefläche Kaarzer Holz steht

DBU Naturerbe legt Naturschutzmaßnahmen für zehn Jahre fest
Bei einer Informationsveranstaltung im Kaarzer Holz haben Vertretende vom Bundesforstbetrieb Trave und DBU Naturerbe Fachleuten und Gemeindevertretungen die Planungsdetails vorgestellt. Eine Führung für die Öffentlichkeit ist im Spätsommer geplant. © Jan Felix Schneider/DBU Naturerbe
© Jan-Felix Schneider/DBU Naturerbe

Sternberg. Soll Naturschutz schützen und bewahren, oder der Natur ihren Lauf lassen? Im DBU Naturerbe wird beides gemacht: Langfristig wird der Wald sich selbst überlassen. Wiesen und Feuchtgebiete will das Naturerbe-Team weiter pflegen. Wie die Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) die rund 2.800 Hektar große DBU-Naturerbefläche Kaarzer Holz als Teil des Naturparks Sternberger Seenland schützen und weiterentwickeln will – das beschreiben sie in ihrem jüngst fertiggestellten Entwicklungsplan. Nach Aufgabe der militärischen Nutzung hat der Bund den ehemaligen Standortübungsplatz Dabel-Demen etwa 20 Kilometer östlich von Schwerin als Teil des Nationalen Naturerbes 2013 an das DBU Naturerbe übertragen. Dr. Jörg Tillmann und Jan Felix Schneider, Offenlandmanager und Planer im DBU Naturerbe, haben Fachleuten und Gemeindevertretungen jetzt die Planungsdetails bei einer Informationsveranstaltung auf der Fläche gemeinsam mit dem Bundesforstbetrieb Trave vorgestellt.

Dr. Jörg Tillmann (l.), stellvertretender Fachlicher Leiter im DBU Naturerbe und Offenlandmanager, sowie Jan Felix Schneider, Planer und Offenlandmanager im DBU Naturerbe, haben den Naturerbe-Entwicklungsplan für das Kaarzer Holz mitgeschrieben und abgestimmt. © Katja Behrendt/DBU Naturerbe
© Katja Behrendt/ DBU Naturerbe

Ehemaliger Standortübungsplatz dem Naturschutz gewidmet

Grundsätzlich werden auf allen DBU-Naturerbeflächen zwei Naturschutzstrategien umgesetzt: „Wir wollen strukturarme Forste zu naturnahen Laubmischwäldern entwickeln, um sie langfristig möglichst ohne menschlichen Eingriff ihrer natürlichen Entwicklung zu überlassen. Offene Lebensräume mit seltenen Tier- und Pflanzenarten wollen wir weiterhin durch Pflege bewahren und in ihren Erhaltungszustand möglichst verbessern sowie Feuchtgebiete und Gewässer ökologisch aufwerten oder erhalten“, betont Schneider, Projektverantwortlicher für den Naturerbe-Entwicklungsplan auf der DBU-Naturerbefläche Kaarzer Holz. Schneider hat gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen sowie dem Bundesforstbetrieb Trave den 183-seitigen Managementplan erstellt und mit den Behörden abgestimmt. Insgesamt ein aufwändiger Prozess: Gutachterbüros kartierten im Auftrag des DBU Naturerbes zunächst alle vorhandenen Biotope und Lebensraumtypen, erhoben Daten zum Waldzustand und erfassten auch Pflanzen- und Brutvogelarten. Aufbauend auf diesen Daten entwickelte das Projektteam die geplanten Naturschutzmaßnahmen für Wald, Offenland und Feuchtgebiete sowie eine Wegeführung für die Öffentlichkeit.  Es folgten Abstimmungen etwa mit dem zuständigen Forstamt, dem Landkreis, der Stadt Sternberg und dem Staatlichen Amt für Landwirtschaft und Umwelt (StALU) Westmecklenburg. Bereits langjährig laufende Maßnahmen wie die Beweidung auf großer Fläche oder auch das bisherige öffentliche Wegenetz wurden im Naturerbe-Entwicklungsplan aufgenommen.

Naturschutz-Maßnahmen in den kommenden Jahren festgelegt

Die etwa 2800 Hektar große DBU-Naturerbefläche Kaarzer Holz gehört seit 2013 der Tochtergesellschaft der Deutschen Bundestiftung Umwelt. Von 1972 bis 1990 diente sie als Standortübungsplatz Dabel–Demen zur Stationierung einer „Beweglichen Raketentechnischen Basis“ und einer Raketenbrigade der Nationalen Volksarmee. Naturerleben erwünscht: Die freigegebenen Wege und Informationstafeln geben Orientierung. © DBU Naturerbe
© DBU Naturerbe

90 Prozent der Fläche im Kaarzer Holz ist bewaldet. „Über 670 Hektar sind schon jetzt so naturnah, strukturreich und von den Baumarten gut durchmischt, dass wir dort keine Waldentwicklungsmaßnahmen mehr durchführen“, weiß Schneider. In den kommenden 20 Jahren sollen weitere Laubmischwälder mit mindestens 840 Hektar sich selbst überlassen werden. Das Offenland hingegen soll durch extensive Nutzung erhalten bleiben. Beispielsweise auf dem ehemaligen Schießplatz hat sich ein arten- und strukturreicher Magerrasen und Besenginster-Heide etabliert – ein Paradies für Vögel wie dem Neuntöter oder dem Baumpieper. „Dank der Schaf- und Ziegenbeweidung und mechanischer Pflege wird dieser Lebensraum auch in Zukunft offengehalten“, erläutert Tillmann.

Die beiden Revierleiter des Bundesforstbetriebes Trave, Andreas Kleinke und Ulrich Dohle betreuen die Umsetzung vor Ort. Für die Förster stellt der Naturerbe-Entwicklungsplan mit seinen ausklappbaren Karten eine Arbeitshilfe dar, auf Grundlage dessen sie ihre jährlichen Maßnahmen planen.

DBU Naturerbe hat 66 Flächen mit rund 70.000 Hektar vom Bund übernommen

Die ersten ihrer 66 Flächen mit rund 70.000 Hektar hat das DBU Naturerbe 2008 vom Bund übernommen. Schritt für Schritt wird für jede Liegenschaft ein spezifischer Naturerbe-Entwicklungsplan geschrieben. „Naturschutz ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Wir erarbeiten die Vorschläge für die geplanten Naturschutzmaßnahmen, aber ohne die Zustimmung der beteiligten Behörden sowie die Mitarbeit unserer landwirtschaftlichen Pächterinnen und Pächter und Partnerorganisationen wäre die Umsetzung nicht möglich“, betont Tillmann.

Im Laufe des 3. Quartals werden die Revierleiter für interessierte Bürgerinnen und Bürger eine Führung im Kaarzer Holz anbieten. Der Termin wird rechtzeitig bekanntgegeben.

Weitere Informationen zur DBU-Naturerbefläche wie das Leitbild und der Steckbrief sind zusammengefasst unter https://www.dbu.de/naturerbeflaechen/kaarzer-holz/

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