Damme. Wer das Gelände der ehemaligen Munitionsanstalt Damme im Naturpark Dümmer kennt, der weiß: Hier wächst Wald. Weniger bekannt dürfte sein, dass diese rund 145 Hektar (ha) der Dammer Berge seit 2008 auch zum Nationalen Naturerbe gehören und dem Naturschutz gewidmet sind. Der Wald auf dieser Fläche wird langfristig sich selbst überlassen. Er darf sich dann natürlich entwickeln. Wie die Naturschützer der gemeinnützigen Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), dem DBU Naturerbe, ihre Fläche in den kommenden zehn Jahren schützen und weiterentwickeln wollen – das beschreiben sie in dem jetzt fertiggestellten Naturerbe-Entwicklungsplan.
Ehemals militärisch genutzte Fläche dem Naturschutz gewidmet
„Grundsätzlich wollen wir artenarme Forste zu naturnahen Laubmischwäldern entwickeln, um sie langfristig möglichst ohne menschlichen Eingriff ihrer natürlichen Entwicklung zu überlassen. Offene Lebensräume mit seltenen Tier- und Pflanzenarten wollen wir durch Pflege bewahren und ihren Erhaltungszustand möglichst verbessern sowie Feuchtgebiete und Gewässer ökologisch aufwerten oder erhalten“, betont Dr. Heike Schneider, Projektverantwortliche für den Naturerbe-Entwicklungsplan der DBU-Naturerbefläche Dammer Berge. Schneider hat gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen sowie dem Bundesforstbetrieb Niedersachsen den 95-seitigen Managementplan erstellt und mit den Behörden abgestimmt. Ein langwieriger Prozess: Externe Büros kartierten zunächst alle vorhandenen Biotope und Lebensraumtypen, erhoben Daten zum Waldzustand und erfassten auch Pflanzen- und Brutvogelarten. Aufbauend auf diesen Daten entwickelte das Projektteam die geplanten Naturschutzmaßnahmen für Wald, Offenland und Feuchtgebiete sowie eine Wegeführung für Besucher. In den nächsten Jahren werden Maßnahmen vor allem im Wald durchgeführt. Aber auch die Freigabe einzelner Wege für Erholungssuchende kann vorangetrieben werden.
Naturerbe-Entwicklungsplan als praktische Arbeitshilfe
„Wir haben rund 83 ha Kiefern- und Fichtenbestände übernommen, die noch wenig naturnah sind. Indem wir dort einzelne Laubbäume freistellen oder Lichtkegel in Nadelholzbestände schlagen, schaffen wir die Voraussetzung dafür, dass sich die Bestände besser durchmischen“, erläutert Schneider. Ein naturnaher Wald kennzeichne unter anderem, dass er sowohl in der Altersstruktur als auch in den Baumartenzusammensetzung variiere. Auf der DBU-Naturerbefläche seien bereits rund 28 Prozent der Waldfläche so naturnah, dass sich diese Abschnitte sich selbst überlassen werden können. Die Mitarbeitenden des Bundesforstbetriebes Niedersachsen kümmern sich vor Ort um die Umsetzung. Für Revierleiter Wolfgang Hartmann stellt der Naturerbe-Entwicklungsplan mit seinen ausklappbaren Karten eine Arbeitshilfe dar, auf Grundlage dessen er seine jährlichen Maßnahmen plant. „Ein Großteil der DBU-Naturerbefläche Dammer Berge blieb aufgrund zahlreicher ungesicherter Bunker und anderer Gebäude eingezäunt und ist für Erholungssuchende noch nicht freigegeben“, so Hartmann. Nun sei der Rückbau und die Sicherung für den Fledermausschutz abgeschlossen, so dass die Naturerbefläche zukünftig von den Behörden für die Öffentlichkeit geöffnet werden könne.
Naturerbe hat 71 Flächen mit rund 70.000 Hektar vom Bund übernommen
Die ersten ihrer 71 Flächen mit rund 70.000 Hektar hat das DBU Naturerbe 2008 vom Bund übernommen. Schritt für Schritt wird für jede Liegenschaft ein spezifischer Managementplan geschrieben. „Naturschutz ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Wir erarbeiten die Vorschläge für die geplanten Naturschutzmaßnahmen, aber ohne die Zustimmung der beteiligten Behörden sowie die Mitarbeit unserer landwirtschaftlichen Betriebe wäre die Umsetzung nicht möglich“, betont Susanne Belting, Fachliche Leiterin im DBU Naturerbe. Der Bund verzichtet seit 2005 auf den Verkauf ausgewählter, wertvoller Naturflächen im Bundeseigentum und hat bislang rund 164.000 Hektar stattdessen dem Naturschutz gewidmet und an Stiftungen, Naturschutzverbände oder Bundesländer übertragen. Zum Nationalen Naturerbe zählen ehemals militärisch genutzte Gebiete, Flächen entlang der früheren innerdeutschen Grenze, Treuhandareale und stillgelegte Braunkohletagebaue.