Zagreb. Kroatien – seit dem Sommer neues Mitglied der Europäischen Union – hat es mit Blick auf seine Landwirtschaft nicht leicht: Deren Bedeutung für die Gesamtwirtschaft des Landes hat in den letzten Jahren abgenommen, speziell Getreide und tierische Produkte müssen importiert werden und – wie das Bundeslandwirtschaftsministerium weiter analysiert hat – von den landwirtschaftlichen Flächen in Staatshand werden nur rund 30 Prozent genutzt. Doch das könnte auch eine Chance sein, wenn es gelänge, ein neues Interesse für den Beruf Landwirt zu wecken: „Bauern sind in der Bevölkerung schlecht angesehen und haben keine Lobby“, erklärte Wolfgang Suske vom Kommunikationsbüro Suske Consulting. Mit der Bildungsinitiative „Lieblingsplätze Kroatien“ will er das Ansehen und den Respekt vor der Landwirtschaft in dem Land verbessern. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) unterstützt das Projekt mit 70.000 Euro.
Im Einklang mit der Natur: Die Besonderheiten des bäuerlichen Berufs vorstellen
„Wir wollen nicht belehren, sondern einen tollen Beruf vorstellen. Wir möchten den Wert des bäuerlichen Berufs in ein anderes Licht rücken, denn die Landwirte leben tagtäglich unmittelbar mit und von der Natur und haben großen Respekt vor ihrer Landschaft“, so Suske. Mit einer Wanderausstellung, in der 14 Bauernfamilien porträtiert werden, mit Unterrichtsmaterialien und einer Medienkampagne soll eine größere Wertschätzung der Landwirtschaft und ihres Beitrags zum Erhalt der Natur erreicht werden. Kroatien leide unter Landflucht. Die jüngere Generation wolle nicht mehr in der Landwirtschaft arbeiten. Im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Ländern gebe es in Kroatien keine starke Interessenvertretung für die Bauern – die Lobby in der Gesellschaft fehle also. Auch der Krieg in Kroatien (1991 – 1995) und der Wechsel von einer sozialistischen Wirtschaftsform zur sozialen Marktwirtschaft 2001 hätten die kroatischen Bauern stärker getroffen als andere Bevölkerungsgruppen.
Unabhängigkeit von Förderungen und Weltmarktpreisen durch regionale und nachhaltige Wirtschaftsweise
Zwar gebe es regional sehr unterschiedlich verteilte Fördermittel und die Politik in Zagreb arbeite an Förderprogrammen, um das Land unabhängiger von Getreide- und Gemüseimporten zu machen. Denn bislang produzierten noch überwiegend Kleinbauern für den Eigenbedarf – und nur etwa zwei Drittel des Bedarfs könnten durch eigene landwirtschaftliche Erzeugnisse gedeckt werden. Suske: „Doch während der Norden und Osten sogar Lebensmittel für den Export produzieren und der Tourismus auf den Inseln und an der Küste als ein Markt für regionale Produkte entdeckt wurde, leidet das Inland durch eine große Abwanderung und ungenutzte Flächen.“ Deshalb soll das Bildungsprojekt über den Beruf des Landwirts auch dazu führen, durch regionale und nachhaltige Wirtschaftsweisen die Unabhängigkeit von Förderungen und Weltmarktpreisen anzukurbeln und nachhaltig wirtschaftende selbstständige landwirtschaftliche Betriebe zu fördern.
Vereinbarkeit von Landwirtschaft und Naturschutz - Fehler einer intensiven Landwirtschaft vermeiden
„Wir wollen die Bauern in den Mittelpunkt stellen und damit zeigen, dass sich Landwirtschaft und Naturschutz nicht ausschließen. Das Projekt kann zur Sensibilisierung der kroatischen Bevölkerung für den Landschafts- und Naturschutz beitragen“, betonte DBU-Referent Dr. Thomas Pyhel. In den Interviews mit den Landwirten soll es um die Bedeutung der natürlichen Umgebung für die landwirtschaftliche Produktion, um Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft und das Weitergeben von Wissen und Tradition an folgende Generationen gehen. „Unser Ziel ist es, die nachhaltige Entwicklung des ländlichen Raumes in Kroatien zu fördern und Fehler zu vermeiden helfen, die bei uns mit einer intensiven Landwirtschaft mit Monokulturen und ausufernder Biomasse-Produktion tagtäglich begangen werden“, würdigte DBU-Pressesprecher Franz-Georg Elpers das Vorhaben. An dem Projekt beteiligen sich außerdem der Deutsche Verband für Landschaftspflege (DVL) und das State Institute for Nature Protection (SINP) aus Zagreb.
Ansprechpartner für Fragen zum Projekt (AZ 30185): Wolfgang Suske, Kommunikationsbüro Suske Consulting in Wien, Telefon: 0043/19576306, Mobil: 0043/69911060456.