Käfern Appetit auf Holz madig machen: Museum erprobt neue Wege
Historische Gebäude in Detmold sollen ohne "chemische Keule" vor weiterer Schädigung bewahrt werden - DBU fördert mit 270.000 Euro
Detmold. Wer kennt nicht den Schrecken angesichts der Löcher im Holz edler Möbel oder im Bauholz? Schädlinge aller Art in hölzernen Gebäuden sind - wenn man historische Bausubstanz erhalten will - längst eine besondere Herausforderung. Ihr hat sich das Westfälischen Freilichtmuseum Detmold des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) gemeinsam mit der Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft Hamburg (BFH) und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) mit einem Forschungsprojekt gestellt. Das Projekt soll bis 2007 Faktenwissen über Holzschädlinge sammeln und auswerten und darüber hinaus umweltverträgliche Bekämpfungsmethoden entwickeln. Die DBU fördert das Vorhaben mit rund 270.000 Euro.
Hauptschädling: der Gescheckte Nagekäfer
Einige der Schädlinge sind der Fachwelt namentlich durchaus bekannt. Der Gescheckte Nagekäfer etwa, der schon seit einiger Zeit in den Fachwerkhäusern des Westfälischen Freilichtmuseums beobachtet wird. Aber was frisst er genau - Kernholz, Rinde oder Splintholz, also das Holz zwischen Kernholz und Rinde? Und lieben es die Tierchen trocken und warm oder doch eher feucht und kühler? Mit verschiedenen Methoden soll diesen Fragen nachgegangen werden, wozu auch die unterschiedlichen Vorgehensweisen der Langzeitbeobachtung (Monitoring) gehören.
Holzfeuchte steht im Mittelpunkt des Interesses
Dem Schädlingsbefall soll außerdem durch geeignete bautechnische Maßnahmen vorgebeugt werden. Die Holzfeuchte steht hier im Mittelpunkt des Interesses und wird durch Langzeitmessungen an bestimmten Versuchsgebäuden überprüft. Feuchtigkeit und damit verbundene Pilzvorschädigungen im Holz bilden - so viel ist bereits bekannt - wichtige Grundlagen für die Lebensbedingungen der Käfer. Aber auch umweltverträgliche Bekämpfungsmethoden wie das bereits teilweise genutzte "geregelte Heißluftverfahren" werden verbessert. Die Mikrowellentechnik wird mit neuen Geräten für den Einsatz gegen Holzschädlinge in Labor- und Freilandversuchen erprobt.
Freilichtmuseum "an der Spitze der Forschung auf diesem Gebiet"
Partner des DBU-Projektes sind neben dem Westfälischen Freilichtmuseum Detmold und
der Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft Hamburg das Atelier für Restaurierung und Sanierung Werner von Rotberg GmbH in Heidelberg (Baden-Württemberg) und die Firma Kohler Automation in Butzbach-Griedel (Hessen). "Wir sind überzeugt, dass mit diesem Projekt nicht nur für die Museen, sondern auch für die Denkmalpflege, für Privatleute und für alle, die sich mit der Erhaltung historischer Bausubstanz befassen, ein wichtiger Schritt nach vorn getan wird," freute sich LWL-Bauhistoriker Dr. Hubertus Michels heute im Freilichtmuseum. Mit diesem Projekt setze sich das Westfälische Freilichtmuseum Detmold zusammen mit seinen Partnern an die Spitze der Forschung auf diesem Gebiet.
"Wichtige Zeugnisse der Baugeschichte"
Von den Gesamtkosten von knapp 790.000 Euro, die alle Partner unter sich aufteilen, trägt die DBU rund 270.000 Euro. "Das Freilichtmuseum besitzt einen national wertvollen Bestand historischer Baudenkmäler aller sozialen Schichten aus den letzten 500 Jahren", so DBU-Pressesprecher Franz-Georg Elpers heute in Detmold. "Wir möchten helfen, sie für die Nachwelt zu erhalten, weil sie eine Vorstellung vom Leben dieser Epoche vermitteln können und für die Experten wichtige Zeugnisse der Baugeschichte sind." Die besondere Umweltbedeutung dieses Projektes bestehe dabei darin, dass im Kampf gegen die Schädlinge nicht nur zugunsten alternativer umweltfreundlicher Verfahren auf die "chemische Keule" verzichtet werden solle. Dem Käfer eine Besiedlung des Holzes von vornherein madig zu machen, sei unter Umweltaspekten ebenfalls ein wichtiges Plus, so Elpers.