Im „Bauwagen-Labor“ Natur und Umwelt auf der Spur

Inklusives Modellprojekt in Baden-Württemberg gestartet - DBU-Kuratoriumsvorsitzende Schwarzelühr-Sutter übergibt Förderbescheid

Lauchringen. Sie sind das „Grundgesetz“ einer ökonomischen, ökologischen und sozialen Entwicklung auf der Erde: die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. Eines ihrer 17 Ziele fordert ausdrücklich eine „inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung“. Das Familienzentrum Hochrhein (Lauchringen) will nun in einem Modellprojekt spezielle Bildungsansätze, -methoden und -formate entwickeln und erproben, die Kinder und Jugendliche mit und ohne Handicap an Natur- und Umweltthemen heranführen und sie mit den komplexen Vorgängen in Natur und Umwelt vertraut machen. Die DBU fördert das Modellprojekt mit rund 125.000 Euro. „Nach wie vor liegen nur wenige praktische Erfahrungen vor, mit welchen Methoden und Instrumenten Kinder und Jugendliche mit unterschiedlichen Voraussetzungen gemeinsam an Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen arbeiten können“, sagt Rita Schwarzelühr-Sutter, MdB, Kuratoriumsvorsitzende der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU).

Neuartiger Ansatz rückt eigenständiges Entdecken in Vordergrund

Bei der Übergabe des Bewilligungsschreibens in der baden-württembergischen Gemeinde unterstrich Schwarzelühr-Sutter heute, konkret geplant sei das Einrichten und Erproben eines modellhaften Forschungslabors, mit dem die Kinder und Jugendlichen Natur- und Umweltphänomene erfahren und untersuchen könnten. Dazu werde ein auf dem Gelände vorhandener Bauwagen restauriert und zu einer kleinen Forschungsstation umgebaut. Schwarzelühr-Sutter: „Ein neuartiger Ansatz, der das eigenständige Entdecken und Erforschen in den Vordergrund rückt und an die Bedürfnisse und kognitiven, psychischen und körperlichen Möglichkeiten der Zielgruppe angepasst ist.“ Neben einer Ausstattung mit barrierefreien Infotafeln und Experimentiereinheiten würden in dem Bauwagen mobile „Schatzkisten“ installiert, die kleinere Experimente und Untersuchungen zu den Themen Boden, Wasser und Energie ermöglichen sollten. Auch das Beobachten und Untersuchen von Tieren und Pflanzen in der Erde und im Fluss Wutach seien geplant.

Spielerisch Bewusstsein für Umwelt und Nachhaltigkeit vermitteln

Katharina Hahn, Projektleiterin des Familienzentrums Hochrhein, betonte, ihr Haus werde von vielen Freiwilligen und geschultem Personal unterstützt. Wesentlicher Bestandteil der Arbeit seien Bildungsmaßnahmen auf einem naturnahen Außengelände, das als „Abenteuerland“ Möglichkeiten zum Entdecken und Erforschen von Natur biete. Es sollten neue pädagogische Ansätze, Methoden und Formate einer inklusiven Nachhaltigkeitsbildung entwickelt und erprobt werden. Dabei solle die Interaktion mit Naturelementen gefördert und den Kindern spielerisch ein Bewusstsein für Umwelt und Nachhaltigkeit vermittelt werden. Insbesondere solle gezeigt werden, wie Abläufe in der Natur zusammenhängen, wie der Mensch in sie eingreife und welche Bezüge zum eigenen Lebensalltag erkennbar seien.

Benachbarte Kindergärten und Schulen einbinden

Die integrative und inklusive Forschungsstation werde durch ein Gewächshaus sowie eine kleine Solar- und Windkraftdemonstrationsanlage erweitert. Eine flexible Ausstattung des Labors sei im Interesse einer Nutzung auch durch benachbarte Kindergärten, Schulen und außerschulische Umweltbildungsstandorte geplant. Das Familienzentrum verfüge über ein großes Netzwerk helfender Institutionen in der Region und über mehr als 70 Praktikumsplätze für Jugendliche, die mit der Forschungsstation und dem begleitenden Bildungsprogramm angesprochen und weitergebildet werden sollten. Der Ausbau des Bauwagens solle durch eine internationale Studierendengruppe ehrenamtlich unterstützt werden.

Leitfaden als Hilfe für andere inklusiv aktive Bildungseinrichtungen

Mit dem Projekt, das wissenschaftlich begleitet und ausgewertet werde, sollten über 5.000 Kinder und Jugendliche aus den nahegelegenen Schulen und Bildungseinrichtungen sowie rund 500 Lehrkräfte erreicht werden. Ablauf und Ergebnisse des Projektes sollen dokumentiert und in Form eines Leitfadens verbreitet werden, der andere Einrichtungen beim Umsetzen inklusiver naturpädagogischer Konzepte unterstützen solle, sagte Hahn.

Fachlicher Ansprechpartner bei Fragen zum Projekt (AZ 35732): Katharina Hahn, Tel. 07741|96799-23

DBU-Kuratoriumsvorsitzende Rita Schwarzelühr-Sutter, MdB (r.) überreicht Ulla Hahn, Leiterin des Familienzentrum Hochrhein, das Bewilligungsschreiben der DBU.
© Chr. von Malchus

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