Dresden. Kleinen und mittleren Unternehmen soll eine kostengünstige Möglichkeit für die Reinigung hochbelasteter Abwässer geboten werden. Ein besonderes Verfahren wird von der Hahnewald GmbH (Dresden) in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität in Dresden erprobt. Das Kuratorium der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (Osnabrück) unter Vorsitz von Bundesbankpräsident Dr. Hans Tietmeyer beschloß, das Projekt mit rund 330.000 Mark zu fördern. Mit dem neuartigen Prinzip könnte der bisher hohe Aufwand bei der Belüftung des zu reinigenden Wassers deutlich reduziert werden, sagt Generalsekretär Fritz Brickwedde.
Mit dem Rieselstromreaktor gegen Gifte
Erste Ergebnisse mit einer Versuchsanlage hätten die Vorteile des sogenannten Rieselstromreaktors sichtbar gemacht. In dem Reaktor werde ein Bett mit Mikroorganismen kontinuierlich von unten nach oben mit Luft durchströmt und gleichzeitig im Gegenstrom vom zu behandelnden Wasser durchrieselt. Die Luft werde durch einen handelsüblichen Ventilator zugeführt. Es solle mit dem Verfahren ein hoher Abbau erzielt werden. Andere Verfahren seien in dieser Hinsicht leistungsschwächer.
Der Rieselstromreaktor eignet sich unter anderem für den Abbau von Ammonium, Phenol und hohen organischen Belastungen. Wässer mit diesen Inhaltsstoffen fielen in vielen Bereichen der Wirtschaft, hauptsächlich in der chemischen und pharmazeutischen Industrie, der Landwirtschaft und Nahrungsmittelindustrie, der Textilindustrie sowie in der Altlastensanierung an. Darüber hinaus sei das Verfahren in der Trink- und Grundwasseraufbereitung denkbar.
Pilotanlagen in Sachsen-Anhalt und Oberfranken
Der Rieselstromreaktor soll in Form von Pilotanlagen für Abwässer mit sehr hohem Sauerstoffbedarf in zwei mittelständischen Unternehmen getestet und demonstriert werden. Zum einen werde das Verfahren zur biologischen Stickstoffentfernung bei der neu errichteten Kläranlage der Tierkörperbeseitigungsanlage Genthin in Sachsen-Anhalt erprobt. Die Anlage werde im Maßstab 1:15 errichtet. Sieben Prozent des Abwassers sollen versuchsweise mit ihr behandelt werden. Es sei geplant, die Anlage erweiterungsfähig zu gestalten, um sie später in eine Großanlage zu integrieren. Ein weiterer Pilotversuch finde in einer Wäscherei in Fladungen (Oberfranken) statt. Dort solle die Anlage dazu benutzt werden, hohe organische Belastungen biologisch abzubauen sowie den übermäßigen Wasserbedarf zu verringern. 20 bis 25 Prozent der Abwässer durchliefen die neue Anlage. Mit dem Rieselstromreaktor kann eine weitere Umweltentlastung im Vergleich zu bereits erprobten und am Markt eingeführten Verfahren erwartet werden.