Binz. Rügen als Deutschlands Ferieninsel Nummer eins wird bis 2013 um zwei touristische Attraktionen reicher: Durch die Erlebnis Akademie (Bad Kötzting) errichtet die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) in unmittelbarer Nachbarschaft des denkmalgeschützten „Alten Forsthauses Prora“ einen Baumkronenlehrpfad und baut ein Umweltinformationszentrum mit Ausstellung. Investitionsvolumen insgesamt: rund 13,5 Millionen Euro. DBU-Generalsekretär Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde: „Wir wollen in Prora nicht nur wegweisenden Naturschutz praktizieren. Wir wollen die Inselbesucher auch an die vorhandenen Naturflächen heranführen und für den Wert der Bewahrung des Nationalen Naturerbes sensibilisieren.“ Gestern Abend hatte der Bauausschuss der Gemeinde Binz mit der Genehmigung eines entsprechenden Bebauungsplanes grünes Licht für die grünen Investitionen gegeben und dem Gemeinderat eine Zustimmung zu den Planungen empfohlen, die auch 40 neue Arbeitsplätze für die Region schaffen sollen.
Ökosysteme „Wald“, „Offenland“ und „Feuchtgebiet“ bewahren
Seit 2009 übernimmt die DBU Naturerbe GmbH – eine gemeinnützige „Tochter“ der DBU – vom Bund sukzessiv deutschlandweit 33 Naturschutzflächen mit 46.000 Hektar in neun Bundesländern, zu denen auch die Naturerbefläche Prora (1.900 Hektar) gehört. Generell sollten offene Lebensräume mit seltenen Arten durch Pflege bewahrt, naturnahe Wälder ohne menschlichen Eingriff zu neuer Wildnis entwickelt, artenarme Forste in naturnahe Wälder überführt und Feuchtbiotope ökologisch aufgewertet und erhalten werden, so Brickwedde. Aber: Auf keiner weiteren Fläche mit vergleichbarem Besucherpotenzial seien die drei landschaftsprägenden Ökosysteme „Wald“, „Offenland“ und „Feuchtgebiet“ auf so engem Raum in ihrer Einzigartigkeit zu erleben wie in Prora auf Rügen.
Naturerbefläche Prora bedarf optimierter Besucherlenkung
Das biete herausragende Möglichkeiten für die Umwelt- und Naturschutzkommunikation. Brickwedde: „Der naturschutzfachliche Wert des Terrains und das einsetzende Interesse von Touristen an der Naturerbefläche bedürfen einer optimierten Besucherlenkung. Nur durch das Schaffen attraktiver Informations- und Bildungseinrichtungen können Besucher gelenkt, kann der Konflikt zwischen Tourismus und naturschutzfachlichen Interessen aufgelöst werden.“ So habe die DBU im Sommer 2010 das „Alte Forsthaus Prora“ gekauft, auf dem ursprünglich ein Wellnesshotel errichtet werden sollte, um auf dem Areal ein Umweltinformationszentrum zu errichten. Während das denkmalgeschützte Gebäude selbst zu einem Verwaltungsgebäude mit Unterkunft zum Beispiel für Freiwillige im ökologischen Jahr oder Förster umfunktioniert werden solle, entstehe in einem benachbarten Gebäudekomplex auf knapp 900 Quadratmetern das eigentliche Umweltbildungszentrum.
Holzkonstruktion auf 650 Metern Länge barrierefrei in fünf bis 20 Metern
Mit ihm verknüpft werden solle ein Baumkronenlehrpfad, wie er bereits – DBU-gefördert im Nationalpark Hainich – oder im Nationalpark Bayerischer Wald existiert. „Die Holzkonstruktion soll auf 650 Metern Länge barrierefrei in einer Höhe von fünf bis 20 Metern als integraler Bestandteil des Umweltbildungszentrums Leuchtturm und Anziehungspunkt für die Inseltouristen sein,“ so Projektmanager Bernd Bayerköhler von der Erlebnis Akademie, die den Baumkronenlehrpfad in enger Abstimmung mit der DBU auf eigenes finanzielles Risiko bei Investitionskosten von rund 3,5 Millionen Euro errichten wird.
"Nestturm" in 40 Metern hilft, Wald aus neuen Perspektiven zu entdecken
Mit dem Blick auf die Baumwipfel biete der Pfad mit seinem 40 Meter hohen „Nestturm“ unabhängig von Alter, Größe und körperlicher Fitness kleinen und großen Abenteurern die Chance, „Entspannung, Erholung und Gemeinsamkeit in einem natürlichen, aber spannenden und sicheren Umfeld zu finden, neue Perspektiven wahrzunehmen und Themen des Waldes anschaulich und leicht verständlich neu zu entdecken“. Ein Konzept, das – so Bayerköhler – beim von seinem Unternehmen finanzierten weltweit längsten Baumkronenlehrpfad im Nationalpark Bayerischer Wald voll aufgegangen sei, der 2010 über 385.000 Besucher gezählt habe.
„Im Sinne des Naturschutzes eine Erlebniswelt, die ihresgleichen sucht“
Zentrum und Pfad böten „als Erlebnisort mit didaktischen Elementen die einmalige Chance, Menschen Themen der Natur und des Naturschutzes begreiflich zu machen und ihr Interesse daran zu wecken“, so Brickwedde. Nicht nur das Nationale Naturerbe auf Rügen solle thematisiert werden mit Blick auf die militärische Vornutzung der Liegenschaften und ihrer „Konversion von der geschundenen Natur zum Naturerbe“. Es werde auch um die Themen biologische Vielfalt, nachhaltige Entwicklung, Naturtourismus und Erholung gehen – alles interaktiv, mit Anschauungs- und Funktionsmodellen und multimedialen Exponaten. Und natürlich würden die inhaltlichen Themen alle vier bis fünf Jahre didaktisch überarbeitet und jährlich wechselnde Ausstellungen eingebunden, um den anvisierten Tagesausflüglern in einem Umkreis von 150 Kilometern konstant Neues zu bieten. Dass eine Anbindung an das Rad- und Wanderwegenetz der Region vorgesehen sei sowie an die Feuersteinfelder, verstehe sich von selbst. Brickwedde: „Im Sinne des Naturschutzes wird das eine Erlebniswelt, die ihresgleichen sucht.“
Ansprechpartner für Fragen zum Projekt (91010/20): Erlebnis Akademie AG, Christian Kremer, Telefon: 09941/90848411, Telefax: 09941/90848484