Osnabrück. Den Städten droht der Verkehrsinfarkt! Wenn Autos vor Ampeln ständig anhalten und anfahren, stoßen sie Unmengen an Schadstoffen wie Feinstaub aus. Und das hat Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit. Doch wenn sich das, was jetzt in Hannover erfolgreich getestet wurde, zum Modell für Deutschland entwickeln sollte, könnten die hohen Feinstaubbelastungen in den Städten bald verringert werden. Das Münchner Verkehrsforschungsunternehmen TRANSVER und das Institut für Verkehrswirtschaft, Straßenwesen und Städtebau der Universität Hannover unter Leitung von Prof. Dr.-Ing. Bernhard Friedrich entwickeln eine Software, die die Stopps von Autos an Ampeln verringern und den Verkehrsfluss verbessern soll. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert die Software-Entwicklung mit rund 90.000 Euro. Friedrich stellte gestern Abend im Zentrum für Umweltkommunikation (ZUK) der DBU die ersten Ergebnisse des Projektes vor.
Neue Software verringert Wartezeiten und Kraftstoffverbrauch
Mit der neu entwickelten Software CeTRANS könnten auch die Ampeln an komplexeren Straßenkreuzungen und für ganze Stadtviertel aufeinander abgestimmt werden, so Friedrich. Bisher sei das nur für einzelne Straßenzüge möglich gewesen. In der Südstadt von Hannover sei die Software bereits unter reellen Bedingungen getestet worden. Die Vorher-Nachher-Untersuchung habe ergeben, dass im gesamten Untersuchungsnetz die Reisezeiten um 22, die Wartezeiten um 47 und die Anzahl der Halte um 36 Prozent hätten verringert werden können. In dem analysierten Stadtviertel ließen sich so der Kraftstoffverbrauch um 23 Prozent verringern und rund 600 Tonnen Kohlendioxid-Ausstoß in einem Jahr einsparen. Das volle Optimierungspotenzial könne dann erreicht werden, wenn keine ÖPNV-Bevorrechtigung zu beachten sei. Aber auch bei Einflüssen wie der ÖPNV-Bevorrechtigung ließen sich deutliche Verbesserungen erzielen. Das Verfahren setze keine teure neue Anlagentechnik voraus und könne sofort für beliebige Anwendungsfälle genutzt werden. Als ÖPNV-Bevorrechtigung wird die Bevorzugung von Straßenbahnen, Bussen oder anderen öffentlichen Verkehrsmitteln an Verkehrsampeln bezeichnet.
Letzte mögliche Anwenderfehler sollen behoben werden
„Das Koordinieren von Ampeln ist eine sehr komplexe Aufgabe. Sollen sie in einem größeren Straßennetz aufeinander abgestimmt werden, ist das selbst mit viel Ingenieur-Erfahrung kaum zu verwirklichen“, erklärte Friedrich. CeTRANS analysiert die eingegebenen Daten der Verkehrssituation und der Ampelschaltungen ganzer Straßennetze und finde durch sehr schnelle Verkehrssimulationen nahezu optimale Lösungen. So kann die bestmögliche Ampelschaltung ermittelt, können die Signalanlagen darauf eingestellt werden. Ein Novum sei auch die unkomplizierte Handhabung, die jetzt noch gegen letzte potenzielle Anwender- und Eingabefehler abgesichert werden könne: „Ein geschulter Verkehrsplaner kann das Programm einfach anwenden, die Koordinierung sehr schnell optimieren und die neuen Versatzzeiten in den meisten Fällen über den zentralen Verkehrsrechner einstellen“, sagte Friedrich.
CeTRANS könnte auch in anderen Städten zum Einsatz kommen
Die aus den Untersuchungsergebnissen resultierende Empfehlung soll dazu führen, dass das Computer-Programm auch in anderen Städten zum Einsatz kommt. „Die wissenschaftliche Methodik ist sehr vielversprechend. Wenn die weitere Entwicklung gelingt und die Umsetzung erfolgreich verläuft, ist eine Übertragung auf andere Städte durchaus möglich“, lobt DBU-Generalsekretär Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde das Projekt. Die neue Software helfe dabei, umweltschädliche Einflüsse einzugrenzen, so Brickwedde.
Ansprechpartner für Fragen zum Projekt (AZ 24356): Dr.-Ing. Thorsten Schüler, Telefon: 089/21187816, Telefax: 089/22187829